Die Entwicklung, Erprobung und Fertigung neuer Fluggeräte sind heute aufgrund der Produkt- und Fertigungskomplexität mit hohen zeitlichen und finanziellen Risiken verbunden. Um die Einführung innovativer Technologien für wirtschaftlicheres, umweltfreundlicheres und sichereres Fliegen zu beschleunigen und technologische Risiken besser beherrschen zu können, sollen im Rahmen des DLR-Leitkonzepts LK6 „Virtuelles Produkt“ Entwurfs-, Entwicklungs- und Fertigungsprozesse konsequent virtualisiert und eine entsprechende Validierungsstrategie definiert werden.
Im DLR-Projekt VicToria, das am 1. Juli 2016 begonnen hat und am 7. Juli mit einer Auftaktveranstaltung mit allen Projektbeteiligten eingeläutet wurde, werden aufbauend auf den Ergebnissen des Projektes Digital-X die Grundlagen für die vollständige digitale Entwicklung und Beschreibung von Flugzeugen und Helikoptern gelegt. Dabei werden moderne Werkstoffe, verbesserte physikalischer Modellierung, multidisziplinärer Simulation und Optimierung auf Hochleistungsrechnern ausgenutzt und relevante physikalische Effekte berücksichtigt. Dazu kommen neben hoch-parallelen, hoch-genauen gekoppelten Strömungs- und Strukturlösern auch schnelle Verfahren für die Auslegung und Optimierung von Triebwerk und Gesamtvehikel zum Einsatz. Zudem wird ein integrierter Lastenprozess aufgebaut, der den Anforderungen der multidisziplinären Optimierung genügt. Die Verifikation und Validierung erfolgt wo möglich mit Hilfe von dedizierten Windkanalexperimenten, Flugversuchen mit dem DLR A320-ATRA und der Nachrechnung von Flugversuchen (virtuelle Flugversuche). Das virtuelle Modell des fliegenden Vehikels wird auch zur Fütterung des DLR-eigenen Flugsimulators AVES verwendet.
Mit Hilfe dieser vollständig digitalen Beschreibung der Produkteigenschaften wird es zukünftig möglich sein, einen „digitalen Zwilling“ des Flugzeugs oder Hubschraubers bereitzustellen, der dazu genutzt werden kann, das Potential neuartiger Technologien in einer virtuellen Entwurfsumgebung im Sinne von Trade-Offs bewerten und nutzen zu können und Technologiefolgen, wie den Einfluss auf die Umwelt, abschätzen zu können.
An dem Projekt, das bis Ende 2019 läuft, nehmen neben dem federführenden Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik noch 11 weitere DLR-Institute und Einrichtungen teil.