Dem besonderen Vorteil des L2F-Verfahrens bei der Anwendung bei hohen Geschwindigkeiten und in engen Strömungskanälen steht der Nachteil einer vergleichbar langen Messzeit gegenüber. Die Ursachen hierfür liegen einmal in der Messvolumengeometrie (sehr kleiner Strahldurchmesser, geringe axiale Erstreckung der Strahlen) und in der Messprozedur, d.h. der Notwendigkeit der Vielfachverstellung der Strahlenebene während eines Messvorganges. Obwohl diese Ursachen prinzipieller Art sind, konnten durch eine Reihe von Maßnahmen eine beachtliche Verkürzung der Messzeit erreicht werden.
Ein Schritt war die Optimierung der Optik. Eine Verkleinerung, z.B. des Strahldurchmessers im Messvolumen verringert zunächst die Messrate. Andererseits wird dadurch die Lichtintensität im Messvolumen erhöht und damit die Schwelle der kleinsten erkennbaren Partikel im Messvolumen herabgesetzt. Da bei üblichen Partikelverteilungen die Zahl der kleinen Partikel sehr viel größer als der großen ist , ergibt sich bei Verringerung des Strahldurchmessers insgesamt eine höhere Messrate und damit eine Verkürzung der Messzeit. Die Strahlverkleinerung konnte durch Optimierung des Strahlenganges und Verwendung spezieller Objektive erreicht werden. Die Messzeit verkürzte sich hierdurch auf etwa 1/2 bis 1/3. Gleichzeitig wurde dadurch auch die räumliche Auflösung des L2F-Systems verbessert, sodass heute Messungen bis zu einem minimalen Abstand von ca. 0,2 mm normal zur Wand möglich sind.
Ein neues elektronisches Konzept mit automatisiertem Messablauf erwies sich bei der Anwendung in den rotierenden Turbomaschinenkomponenten als besonders vorteilhaft. Durch Vervielfachung der Messkanäle wurde eine gleichzeitige Messung an max. 16 verschiedenen Umfangspositionen möglich, statt wie bisher nur an einer einzelnen Position Messwerte aufzunehmen. Ein weiterer Ansatz zur Messzeitverkürzung ergab sich aus folgender Überlegung: Beschränkt man sich bei der Bewertung der Messdaten auf den Betrag und die Richtung der mittleren Strömungsgeschwindigkeit und die Turbulenzgrade - verzichtet man also auf die Ermittlung der Reynold'schen Schubspannungen und Momente höherer Ordnung der Schwankungsgeschwindigkeiten - so kann gezeigt werden, dass bei praktisch gleichbleibender Messgenauigkeit die Zahl der erforderlichen Einzelmessungen je Messposition erheblich verringert werden kann. Beide Maßnahmen zusammen, nämlich reduzierte Datenaufnahme in Verbindung mit der neuen automatisierten Elektronik führte zu einer zusätzlichen Messzeitverkürzung auf 1/4 bis 1/5 des nach der ersten Maßnahme erreichten Werts.
Durch einen anderen Entwicklungsschritt konnte eine weitere Messzeitverkürzung von etwa gleicher Größenordnung erreicht werden. Beim L2F-Verfahren beobachtet man eine mit zunehmender Strömungsturbulenz anwachsende Messzeit, die auf den mit zunehmender Turbulenz anwachsenden Winkelbereich zurückzuführen ist, in dem der Strömungsvektor schwankt. Zum einem nimmt dann die Zahl der Winkelstellungen zu, in die die Strahlenebene bei einem Messvorgang eingestellt werden muss, zum anderen verringert sich die Häufigkeit von erfolgreichen Einzelmessungen. Der Grund hierfür liegt in dem durch Strahldurchmesser und Strahlabstand fest vorgegebenen Winkelintervall, innerhalb dessen gültige Messereignisse registriert werden können. Verringert man den Abstand der Strahlen im Messvolumen, so vergrößert man bei gleichbleibendem Strahldurchmesser dieses Winkelintervall. Dadurch wird sowohl die Messhäufigkeit erhöht als auch die Zahl der notwendigen Winkelstellungen der Strahlenebene reduziert, d.h. die Messzeit verringert. Allerdings vergrößern sich mit kleiner werdenden Stahlabstand auch die Messfehler. Man kann nun zeigen, daß man bei Vorgabe eines maximalen Messfehlers von z.B. 1% die Messzeit minimieren kann, wenn man den Abstand der Strahlen an die Strömungsturbulenz anpasst. So ergibt sich bei jeweils konstantem Strahldurchmesser von 10 mm z.B. bei 1% Turbulenz ein optimaler Abstand von 350 mm und bei 10% Turbulenz von 70 mm. In beiden Fällen ergeben sich gleiche Messzeiten. Würde man mit einem System mit 350 mm Strahlabstand in einer Strömung mit 10% Turbulenz messen, so wäre die Messzeit bis zu 5-mal größer. Die Minimierung der Messzeit erfordert also die Anpassung des Strahlabstands an den Strömungsturbulenzgrad.
Eine Gerätekonzeption mit kontinuierlicher Strahlabstandveränderung ist optisch kaum realisierbar. Eine stufenweise Veränderung des Strahlabstandes könnte durch auswechselbare Strahlteiler (Rochonprisma) erreicht werden, führt aber zu aufwendigen Konstruktionen. Die gefundene Lösung realisiert ebenfalls gestufte Strahlabstände und führt durch die Verwendung von Lichtwellenleitern zu einen einfach aufgebauten, sehr stabilen optischen Kopf mit kleinen Abmessungen.
Das Licht eines im Vielfarbenbetrieb arbeitenden Argonlasers wird in einen speziellen Lichtleiter LI eingekoppelt und zum optischen Kopf geleitet. Das divergent aus der Faser austretende vielfarbige Laserlicht wird durch die Linse L1 gesammelt, parallel gerichtet und gelangt zu einem Strahlteilerprisma, in diesem Fall ein Dispersionsprisma. Hier erfahren die verschiedenen Farben der Argonlasers unterschiedliche Winkelablenkungen, so dass mittels der Linse LS1 im Messvolumen fünf parallele, verschiedenfarbige Strahlen mit unterschiedlichen Abständen - siehe Detaildarstellung - abgebildet werden. Das mehrfarbige Streulicht, das die Partikel beim Durchfliegen dieser Strahlen aussenden, wird vom äußeren Bereich der Linse LS1 gesammelt und durch dasselbe Dispersionsprisma geschickt, wo die unterschiedlichen Farben gerade wieder so abgelenkt werden, dass das an verschiedenen Orten im Messvolumen erzeugte Licht mit der Linse LS2 in einen einzigen Punkt abgebildet und damit in die Lichtleitfaser LII, die als Raumblende wirkt, eingekoppelt werden kann. Diese Lichtleitfaser führt das Streulicht zu einer Farbaufteilungs- und Detektoreinheit . Dort erfolgt unter Verwendung eines Dispersionsprismas eine Farbtrennung in die fünf Farben, die in jeweils zugeordneten Lichtleitern zu einer Schalteinrichtung geführt werden. Diese ermöglicht die frei selektierbare Zuordnung der verschiedenen Farben zu den Fotodetektoren, die das Start- bzw. Stopsignal für die Flugzeitmessung liefern. Auf diese Weise werden durch Auswahl einer bestimmten Farbkombination die zugeordneten Strahlen in Messvolumen für die Messung genutzt und damit der wiederum zugeordnete Strahlabstand festgelegt. Die Optik wurde so ausgelegt, dass Strahlabstände zwischen 70 mm und 400 mm gewählt werden können, wobei eine spezielle achromatische Auslegung der Optik erforderlich ist, um die üblicherweise auftretenden Unterschiede der axialen Position der verschiedenfarbigen Fokuspunkte zu minimieren. Die erfolgreiche Erprobung dieses Gerätes bestätigte die prognostizierte Messzeitverkürzung bei hohen Turbulenzgraden. Durch alle in diesem Abschnitt beschriebenen Maßnahmen ist die Messzeit insgesamt auf 1/50 gekürzt worden und beträgt heute für einen einzelnen Messpunkt, z.B. bei Windkanaluntersuchungen, nur noch etwa 15 Sekunden.