Raumfahrt | 23. Juli 2010 | von Jan Wörner

Kooperation mit Kasachstan, Vertragsunterzeichnung in Astana

Baikonur, das durch die Aktivitäten der sowjetischen Raumfahrt bestens bekannte Kosmodrom, liegt auf dem Hoheitsgebiet des nunmehr autonomen Kasachstan. Der Direktor der kasachischen Raumfahrtagentur, Talghat Mussabajew, war selbst als Kosmonaut im All und hat ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm formuliert. Kasachstan ist an einer engen Kooperation mit Deutschland sehr gelegen, da viele Aspekte wie zum Beispiel die Erdbeobachtung in beiden Ländern mit hoher Priorität vorangetrieben werden. In Astana, der Hauptstadt Kasachstans, wurde nun ein Rahmenabkommen unterzeichnet, dass die Grundlage für eine zukünftige Kooperation zwischen Deutschland und Kasachstan im Bereich der Raumfahrt bilden soll.

Unterzeichnen ein Rahmenabkommen zur Raumfahrt-Kooperation: DLR Vorstandvorsitzender Jan Wörner und Talghat Mussabajew, Direktor der Nationalen Raumfahrtagentur Kasachstans. Bild: DLR.Nachdem feststand, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel am Ende ihrer Reise nach Russland und China auch Kasachstan besuchen würde, äußerten die kasachischen Kollegen den Wunsch, das bereits während der ILA in Berlin paraphierte Rahmenabkommen anläßlich des deutsch-kasachischen Regierungstreffens in Astana zu unterzeichnen. Diese einfache Überlegung in die Tat umzusetzen war allerdings dann doch recht kompliziert. Ich will aber an dieser Stelle nicht auf die Schwierigkeiten von Visa-Beschaffung über Terminabstimmung bis hin zur Zeitplanung vor Ort berichten - was letztlich alles bestens funktioniert hat.

Am 18. Juli 2010 fand das offizielle Regierungstreffen in Astana statt. Um dem Treffen auch ein entsprechendes Gewicht zu geben, wurden mehr als 40 Verträge zwischen deutschen und kasachischen Institutionen (Wirtschaftsunternehmen, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Regierung) unterzeichnet. Das Rahmenabkommen zwischen den beiden Raumfahrtagenturen wurde als Regierungsabkommen behandelt und vor Vertretern beider Länder feierlich unterzeichnet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsforum. Bild: DLR.Abends fand dann noch in "kleinem Kreis", das heisst mit circa 50 Personen, ein Festessen beim kasachischen Staatspräsidenten Nursultan Nasarbajew statt. Das Protokoll hatte die Sitzordnung so vorgegeben, dass die jeweiligen Partner der beiden Länder an einem Tisch saßen. Neben dem Essen (Kaviar, Pferdefleisch und Fisch) wurden traditionelle kasachische Musik und Tänze vorgeführt. Dabei spielten die Kasachen auch ein deutsches Volkslied auf den traditionellen landestypischen Musikinstrumenten - ein besonderes Erlebnis. Da die Kanzlerin einen Tag vorher Geburtstag hatte, bat ich um einen direkten Kontakt mit den beiden Regierungschefs und konnte beiden Geschenke überreichen: Herr Nasarbajew erhielt die englische Fassung unseres Buches "Berge aus dem All", für die Kanzlerin hatte ich das Buch "Der Tag zieht den Jahrhundertweg" von Tschingis Aitmatow dabei. Eigentlich wollte ich ihr auch noch ein Modell der Falcon überreichen. Aufgrund der strikten Sicherheitsanforderungen (die Bücher durften nur völlig ausgepackt mitgebracht werden) hatte man mir aber den Verzicht auf das Mitbringen des Modells empfohlen. Stattdessen übergab ich noch Vulkanasche des isländischen Vulkanausbruchs und versprach die Nachlieferung des Modells.

DLR-Delegation vor dem Präsidentenpalast in Astana. Bild: DLR.Kanzlerin Merkel und Präsident Nasarbarjew diskutierten mit meinem Kollegen Mussabajew und mir eine ganze Weile über Raumfahrt und Möglichkeiten der Zusammenarbeit, bevor die deutsche Delegation zum Flughafen eilte, um mit der Regierungsmaschine zurückzufliegen. Für mich hatte man dann noch eine Geburtstagsüberraschung vorbereitet: Ein zweites Abendessen mit gegorener Stutenmilch, Pferdefleisch und viel Wodka war eine durchaus anspruchsvolle Vorbereitung für die Tatsache, dass ich nachts um 2 Uhr aufstehen musste, um den Rückflug nach Frankfurt anzutreten. Aber auch dieses Opfer war es wert… für das DLR.

Bilder oben: DLR-Vorstandvorsitzender Jan Wörner und Talghat Mussabajew, Direktor der Nationalen Raumfahrtagentur Kasachstans.

Bild Mitte links: Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsforum.

Bild unten rechts: DLR-Delegation vor dem Präsidentenpalast in Astana, in dem der abendliche Empfang stattfand. Von links nach rechts: Bernd Schmidt-Tedd, Jan Wörner, Sabine Göge, Rainer Scharenberg und Gerd Rücker.

Alle Bilder: DLR.

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite