Raumfahrt | 22. Juni 2018 | von Felix Fuchs

Von der Wüste auf den Mars 4: Minen - Von Kupfer und Lithium

Minenarbeitercamp %2d abendliche Straßenromantik
Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Ein Minenarbeitercamp in der abendlichen chilenischen Sonne.

Im März war Felix Fuchs, Doktorand am DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, mit einem Forscherteam in der Atacama-Wüste unterwegs. Dort führte er mikrobielle Versuche anhand von Bodenproben durch. Die Expedition in die Atacama-Wüste wurde von Wissenschaftlern der Leibniz Universität in Hannover geleitet. Mit den gesammelten Ergebnissen der Expedition können ökologische Zusammenhänge von Leben unter extremen Umwelteinflüssen analysiert und bewertet werden.##markend##

Die Haupteinnahmequelle und damit größter Arbeitgeber in Nordchile ist das Minengeschäft. Die größte Mine unseres Planeten, die Chuquicamata-Kupfermine, ist hier zu finden. Schon aus vierzig Kilometern Entfernung konnte man eine gewaltige Staubwolke in der Wüste sehen, weit bevor man auch nur erahnen kann, dass man sich langsam der größten von Menschenhand geschaffenen Grube nähert.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Die 1,3 km tiefe Chuquicamata-Kipfermine, die tiefste von Menschen geschaffene Grube der Welt.

Wir hatten das Glück, einen kurzen Abstecher zur Mine machen zu können und durften sie sogar besichtigen. Man muss sich lange vorher beim Minenbüro für eine Besichtigung anmelden, Passnummern und Namen angeben und dann kann man eventuell die Mine besichtigen.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Felix Fuchs ausgestattet mit Helm und Warnweste vor der Chuquicamata-Kupfermine.

Dazu wird man noch mit einem Helm und einer Warnweste zur Sicherheit ausgestattet. Dann wird man in einen Minen-eigenen Bus gesetzt und fährt noch ca. 30 Minuten bis zum eigentlichen Ziel. Die Berge um die Mine herum sind die Abraumhalden, welche sich im Laufe der letzten ca. 110 Jahre anhäuften, denn so lange ist die Chuquicamata-Kupfermine schon in Betrieb. Die Mine war schon in amerikanischer Hand, momentan ist sie jedoch einem chilenischen Konzern untergeordnet. Die Grube an sich ist 1,3 km tief und erstreckt sich über 5x3 Kilometer. Täglich werden hunderte Tonnen Erz und Gestein aus der Mine von über 90 gigantischen Kipplastern zu Tage gefördert. Dabei verbraucht ein Laster vier Liter Diesel pro Minute, bei einer 12-Stunden Schicht eines Arbeiters kommt man damit auf fast 2900 Liter Diesel pro Fahrzeug am Tag. Kupfer muss also ein sehr lohnendes Geschäft sein. Man sagt, dass sich die Laune der chilenischen Minenarbeiter am derzeitigen Kupferpreis am Weltmarkt ablesen lässt. Meiner Meinung nach hatten die Arbeiter meist sehr gute Laune und waren sehr freundlich.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Ein Stück Kupfererz: Jobmotor und Wohlstand in Chile zugleich.

Neben Kupfer wird der Wüste aber auch Lithium abgerungen, besonders wichtig für die Herstellung von Akkus. Sowohl Kupfer als auch Lithium benötigen sehr viel Energie bei der Gewinnung und Aufreinigung. Daher durchziehen Stromleitungen die Wüste entlang der teils komplett verlassenen Straßen, auf denen man nur selten anderen Fahrzeugen begegnet. Meist werden Versorgungsgüter wie Wasser und Proviant, Baumaterial oder Schwefelsäure in enormen Mengen befördert. Es war ein komisches Gefühl, als wir am Rande einer kleinen Minensiedlung in einem kleinen Lokal aßen und neben unseren Fahrzeugen plötzlich ein Schwefelsäurelaster stand. Ein dann dort parkender Sprengstoff-Laster machte dieses komische Gefühl auch nicht besser. Auf unseren Reisen durch die Wüste haben wir viele kleine und große Minen sehen können, leider aber auch den mangelnden Respekt vor der Umwelt. Oft verschmutzen Minen ihre nahe Umgebung mit Schwermetallen, welche als Nebenprodukt der Erzaufbereitung anfallen. Bei der Chuquicamata-Kupfermine ging es sogar so weit, dass die historisch gewachsene Minenstadt 2007/2008 zwangsevakuiert und umgesiedelt wurde.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Einer der zahlreichen Vulkane im Wüstenpanorama nahe San Pedro.
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Über den Autor

Felix Fuchs arbeitet als Doktorand am DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln in der Strahlenbiologie. In seiner Arbeitsgruppe, der Weltraummikrobiologie, erforscht er den Einfluss von simulierten Weltraumbedingungen auf Bakterien und Biofilme. zur Autorenseite

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