Raumfahrt | 18. Mai 2014 | von German Zöschinger

Der Drache ist weg

Der Raumtransporter Dragon (Space%2dX)
Quelle: NASA
Der Raumtransporter Dragon (Space-X)

Heute Nachmittag fand das zweite große Ereignis dieser Woche auf der Internationalen Raumstation ISS statt, das alle Aufmerksamkeit der Astronauten und des Bodenteams beanspruchte: Nachdem in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch die Sojus-Kapsel mit drei Astronauten die Station verlassen hat, ist nun auch die unbemannte Versorgungskapsel "Dragon" auf dem Weg zurück zur Erde. ##markend##

Diese beiden "Visiting Vehicles" (so werden Raumfahrzeuge genannt, die zur Raumstation fliegen können) sind im Augenblick die einzigen, die in der Lage sind, irgendetwas von der Raumstation zurück zur Erde zu bringen. Hierzu zählen natürlich im Falle der Sojus auch die Astronauten. Alle anderen Raumfahrzeuge, die zur Station fliegen, können Gerätschaften, Versorgungsmaterial und Experimente zwar nach oben bringen, aber nicht wieder zurück. Diese Visiting Vehicles verglühen alle beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auf kontrollierte Weise. Zu dieser Sorte zählen das von der ESA gebaute und betriebene Automated Transfer Vehicle (ATV), die russische Progress-Rakete, das japanische HTV und das amerikanische Cygnus der Firma Orbital Sciences. Diese Raumfahrzeuge werden vor dem Rückflug zur Erde von den Astronauten mit "Abfall" von der Raumstation vollgeladen, der dann in der Atmosphäre mit verglüht. Dies ist übrigens die einzige Art, wie sich die Raumstation von all den Dingen befreien kann, die nicht mehr benötigt werden.

Im Gegensatz dazu wird der Wiedereintritt von Dragon so gesteuert, dass die Kapsel an Fallschirmen im Pazifischen Ozean landet und dort ähnlich den früheren Apollo-Kapseln geborgen werden kann. Der Stauraum auf Dragon ist natürlich sehr begehrt für die Wissenschaftler, weil sie damit Experimentier-Proben zurück in ein Erdlabor bringen können, um genauere weitere Untersuchungen zu machen. Auch für uns hat Dragon zwei Sorten von biologischen Proben mit an Bord, die in den letzten Wochen auf der Station unter Schwerelosigkeit im Columbus-Modul behandelt und dann in speziellen Kühlschränken zwischengelagert wurden. Zusätzlich haben die Astronauten noch ein ziemlich großes Paket für uns mit eingepackt: eine der beiden Wasserpumpen für den Columbus-Kühlkreislauf zeigte letztes Jahr eine Fehlfunktion und musste ausgetauscht werden. Die defekte Wasserpumpe kommt nun zurück zur Erde, um die genaue Ursache des Fehlers  identifizieren zu können. Dieses Wissen wird dann in die Entwicklung der nächsten Ausrüstungsteile einfließen, sodass die Zuverlässigkeit der Raumstation immer weiter verbessert wird.

Quelle: NASA
Die Dragon-Kapsel nach der Landung an Fallschirmen im Pazifischen Ozean.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

TrackbackURL

Über den Autor

German Zoeschinger ist seit Kindesalter der bemannten Raumfahrt verbunden. Seitdem Columbus sich als ein Teil der ISS im Erdorbit befindet, ist er als Columbus Flight Director tätig. Er leitet die Gruppe der Columbus-Flugdirektoren im Columbus-Kontrollzentrum. zur Autorenseite