Luftfahrt | 12. Juni 2015 | von Falk Dambowsky

Rendezvous in Keflavik

Wenn man am internationalen Flughafen in Keflavik/Island fern des Passagierterminals durch die Räumlichkeiten des lokalen Handling-Agenten South-Air schreitet, findet man, eingerahmt an den Wänden, das Who-is-Who deutscher und amerikanischer Luftfahrtforschung. Normalerweise sind Geschäftsflieger hier auf der Durchreise zwischen den Kontinenten. Während ihre Business-Jets betankt werden, haben die Reisenden Gelegenheit bei Kaffee und Keksen die Bilder der berühmten Luftfahrzeuge und die darauf stehenden Widmungen zu bestaunen.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Erinnerungen an vergangene DLR-Forschungsmissionen mit Falcon und HALO in Island

Allein zweimal findet man die DLR-Falcon in Erinnerung an größere Forschungsaufenthalte (2003 und 2009). Das vom DLR betriebene deutsche Atmosphärenforschungsflugzeug HALO war 2012 hier, als es auf einer Mission von Pol zu Pol unterwegs war. Daneben finden sich Forschungsflieger der NASA, so das legendäre Höhenforschungsflugzeug ER-2, dessen Piloten wie Astronauten anmuten, wenn sie im Druckanzug ins Cockpit steigen und 21 Kilometer hoch über der Erdoberfläche weit in die Stratosphäre vordringen.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Bild des NASA-Höhenforschungsflugzeugs ER-2 mit Widmung des Piloten

Daneben eine Gulfstream C-20A, die mit spezieller Radartechnik ausgestattet ebenfalls im Mai 2015 in Island war. Und nun auch die DC-8 der NASA, die bei den aktuellen Flugversuchen Seite an Seite mit der Falcon flog. Dabei ist diese DC-8 mittlerweile ein Unikat als letzte ihrer Art, die noch nicht zum Frachter umgebaut oder außer Dienst gestellt wurde.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Ankunft der Do-228 CFFU in Keflavik. Im Hintergrund steht die DC-8 der NASA

Bei der schon besonderen Zweisamkeit von Falcon und DC-8 sollte es allerdings nicht bleiben. Kurz vor Ende der ADM-Mission stieß die Do-228 CFFU des DLR dazu. Sie war zuvor mehrere Wochen auf Grönland im Einsatz, um ein neues Radargerät zu testen, das Eis und dessen Struktur bis zu 50 Meter tief erfassen kann. Um in der arktischen Polarregion über Grönland für alle Fälle gerüstet zu sein, hatte die Crew immer die passende Notfallausrüstung dabei, Kälteschutzanzüge inklusive.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Polare Notfallausrüstung an Bord der Do-228 CFFU

Für den Überflug nach Island fiel diese Ausrüstung so ins Gewicht, dass die lange Strecke über Wasser ohne Tankstopp nur mit minimierter Crew möglich war. Die beiden Piloten und der Bordtechniker reisten an Bord der Do-228, die wissenschaftlichen Kollegen mussten über eine Linienverbindung den Weg nach Island mit einigen Tagen Verspätung finden.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Die Piloten Steffen Gemsa und Thomas van Marwick vor der Do-228 CFFU

Während Falcon und DC-8 ihre Mission beenden, bleibt die Do-228 noch etwas am international beliebten "Forschungsflughafen" in Keflavik. Für die Crew schließt sich nach ihrem Grönlandaufenthalt eine kürzere Flugkampagne auf Island an, bei der das Wissenschaftsteam um Ralf Horn vom DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme verschiedene Lavafelder befliegt. Das neue Radarsystem soll neben der Fähigkeit, Eisstrukturen zu offenbaren, auch zeigen, wie es die Rückstreueigenschaften und Topographie erstarrter Lava erfassen kann.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Blick aus dem Fenster der Do-228 CFFU im Anflug auf den Flughafen Keflavik

Dafür ist Island als großflächige vulkanische Insel der ideale Ort. Bei ihren irdischen Messungen haben die Forscher handfeste außerirdische Anwendungen im Blick. Die neue Radartechnik soll eines Tages auf einer NASA-Raumsonde zur Venus fliegen und per Radar durch die optisch undurchdringlichen Schwefelsäure-Wolken hindurch, neue Erkenntnisse über die vulkanisch geprägte Kruste unseres Nachbarplaneten liefern.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Blick auf ein isländisches Lavafeld


 

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Über den Autor

Falk Dambowsky schreibt als Luftfahrtredakteur der DLR-Kommunikation. Er ist dort, wo Testpiloten in Forschungsflugzeugen abheben und Luftfahrtforscher Windkanäle in Gang setzen. Erkenntnis sieht er nicht als Selbstzweck, sondern das Erkennen im lebendigen und anschaulichen Dialog zwischen den Menschen. zur Autorenseite