Raumfahrt | 14. März 2014 | von Jan Wörner

SOFIA ... eine Erfolgsgeschichte ist in Gefahr

SOFIA am Flughafen von Christchurch, Neuseeland
SOFIA am Flughafen von Christchurch, Neuseeland

Seit 2007 fliegt ein umgebauter Jumbojet, eine Boeing 747 SP, um mit einem an Bord befindlichen Teleskop in die Tiefen des Weltalls zu schauen. Diese fliegende Sternwarte ist eine gemeinsame Aktivität der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Im Zuge der aktuellen Budgetaufstellung der NASA hat man nun aus Washington verlauten lassen, dass der Weiterbetrieb ab 2015 nicht mehr finanziert werden könne. Das wäre nicht nur ein herber Schlag für die Wissenschaft, die für die nächsten Jahre viele interessante astronomische Untersuchungen geplant hat, sondern auch für das Verhältnis zwischen NASA und DLR.

Im Jahr 1996 beschlossen NASA und DLR das gemeinsame Projekt SOFIA (Stratospheric Observatorium for Infrared Astronomy oder Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie) zu starten. Dazu wollte man die Kurzversion eines Jumbojets entsprechend umbauen. Nachdem die Arbeiten vorangeschritten waren, kam 2006 seitens der Amerikaner plötzlich ein Stopp. Erst nach massiver Intervention aus Deutschland durch meinen Vorgänger im Amt, Prof. Wittig, wurde das Projekt fortgeführt und 2007 zum Jungfernflug gebracht. Seit 2010 finden nun regelmäßig Flüge mit entsprechenden wissenschaftlichen Aufgabenstellungen statt. Das Flugzeug dient - neben der Aufgabe als fliegende Sternwarte - auch gleichzeitig der Ausbildung. Die besondere Konzeption erlaubt es zudem, unterschiedliche wissenschaftliche Instrumente entsprechend der jeweiligen Aufgabe einzusetzen. Deutschland beteiligt sich mit 20 Prozent an den Betriebskosten aus dem Nationalen Raumfahrtprogramm.

So weit so gut. Plötzlich ereilte mich vor ungefähr einer Woche die Nachricht, dass man aus Budgetgründen seitens NASA das Projekt nicht mehr finanzieren könne. Einige Tage später dann die offizielle Gewissheit. Seitdem laufen die Drähte heiß, um eine Weiterführung doch noch zu ermöglichen. Bei allem Verständnis für finanzielle Engpässe, ist es jedoch sehr kritisch zu sehen, wenn bilaterale, gemeinsame Projekte "über Nacht" plötzlich in Frage gestellt, gar eingestellt werden sollen. Ähnliches hatten wir schon bei dem Raumgleiterprojekt X38 und dem ESA-Projekt EXOMARS erlebt. Bei SOFIA nun wird durch diese Ankündigung ein wissenschaftliches Programm mit großer Tragweite gefährdet. Deshalb suchen wir zurzeit sehr intensiv nach Lösungen. In weiteren Gesprächen mit der amerikanischen Seite werden verschiedene Optionen beraten. Bisher haben wir uns immer wie "Musterknaben" bei der Einhaltung von gemeinsamen Projekten verhalten und auch Defizite anderer im Einzelfall für einen begrenzten Zeitraum ausgeglichen, so bei der Internationale Raumstation ISS. Wenn von Partnern die Solidarität und Zuverlässigkeit nachhaltig in Frage gestellt wird, ist gegebenenfalls auch die deutsche Position erneut zu definieren. Nach wie vor sehe ich in internationalen Kooperationen einen großen Wert, der sich auch durch besondere Zuverlässigkeit auszeichnen muss.


SOFIA während des ersten Testflugs mit vollständig geöffneter Teleskoptür am 18. Dezember 2009 über der kalifornischen Mojave-Wüste. Credit: NASA/C. Thomas.

Bild oben: SOFIA am Flughafen von Christchurch, Neuseeland, im August 2013. Credtit: NASA/C. Thomas.

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite