Raumfahrt | 21. Juni 2010 | von Manuela Braun

Das Krokodil aus der Steppe

Heute nachmittag war der Kontrollraum noch ausgestorben - jetzt sind nach und nach die meisten im GSOC (German Space Operation Center) angekommen, die in dieser Nacht dafür sorgen, dass TanDEM-X gut ins Weltall startet. Ein Teammitglied ist dabei weitgereist: Das Maskottchen, das Krokodil, hat es von der kasachischen Steppe bis nach Oberpfaffenhofen geschafft. Im Kontrollraum selbst ist die Stimmung bei allen entspannt.

Auf der großen Anzeige im Kontrollraum sind hinter allen Bodenstationen grüne Punkte. "Troll" in der Antarktis, die Station auf Spitzbergen, die kanadischen Stationen St. Hubert und Saskatoon, Weilheim und Neustrelitz - alle haben den Dataflow-Test "bestanden". Auch der Kontakt zu Michael Schmidhuber ins "Mission Control Centre" in Baikonur steht.

Kontrollraum

Kontakt zu Bodenstationen

 

 

Bild ganz oben: Das Maskottchen "Krokodil" am Platz des Mission Operation Directors Harald Hofmann. Bild oben: Der Kóntrollraum. Bild unten: Oberpfaffenhofen hat Kontakt zu allen Bodenstationen.

Für Projektleiter Harald Hofmann ist es der fünfte Satellitenstart, für mich der erste. Die Spannung ist wahrscheinlich deshalb schon ungleich verteilt. Schon alleine der Blick von der blau beleuchteten Brücke hinunter in den Kontrollraum, der sich langsam, aber sicher belebt, ist faszinierend - auch wenn er für die meisten Wissenschaftler hier Alltag ist. Beim Start selbst werden fast 40 Mitarbeiter dort unten im Kontrollraum sitzen und Kommandos an den Satelliten schicken. B.T. Yugar, Command Control, hat zwar am Nachmittag versucht zu schlafen, aber das nach fünf Minuten wieder eingestellt. "Ging einfach nicht", sagt er. In Oberpfaffenhofen ist es jetzt kurz vor 3 Uhr, in Baikonur ist es 7 Uhr morgens. Nachtschicht also für uns, normaler Arbeitstag für die ausgeschlafene Mannschaft in Kasachstan.

Einlass zum KontrollraumZugang zum Kontrollraum im GSOC selbst haben ausschließlich diejenigen, die dort auch arbeiten werden. Nur wer die richtige Karte vor den Scanner hält, kann die Tür zu den "heiligen Hallen" öffnen. Die übrigen können über Bildschirme in der Eingangshalle des GSOC live mitverfolgen, was in Baikonur geschieht. Hermann Berg wird aus Baikonur berichten, Harald Hofmann sich aus dem Kontrollraum melden. 

4.14 Uhr startet die Rakete mit dem Radarsatelliten in der Nähe von Baikonur. Dann werden nicht nur wir in Oberpfaffenhofen gespannt zusehen, sondern Menschen in der ganzen Welt: In der Antarktis ebenso wie Neustrelitz.

TrackbackURL

Über den Autor

Manuela Braun macht seit 2010 Öffentlichkeitsarbeit für das DLR – und hat sich auf die Raumfahrtthemen spezialisiert. Als ausgebildete Journalistin in Print und Online ist sie am liebsten dort vor Ort, wo Raumfahrt zum Greifen nah ist. zur Autorenseite