Sicherheit | 22. November 2010

Höhenmodelle für den Kriseneinsatz: Der Vulkan Merapi

Als wir vor einigen Wochen die allerersten bistatischen DEM-Aufnahmen mit der TanDEM-X-Formation aufnahmen, war auch der Vulkan Merapi eines der ersten Ziele. Natürlich ahnten wir nicht, dass er kurze Zeit später ausbrechen und diese DEM-Aufnahme bereits zur Unterstützung des Krisen-Managements dienen würde. Mittlerweile gibt es weitere Aufnahmen des Merapi, an denen man den Nutzen der hochaufgelösten und genauen TanDEM-X-DEMs für solchen Krisenfälle erkennen kann.

Im letzten Blog hatte ich ausgerechnet das DEM (Digital Elevation Model) des Merapi als Beispiel für die Beobachtung aktiver Vulkane mit bistatischen TanDEM-X-Aufnahmen gezeigt. Mittlerweile hat eine Reihe von Ausbrüchen dieses gefährlichen Vulkans und die oftmals damit verbundenen pyroklastischen Ströme (glühend heiße Asche-Gas-Mischungen) und Lahars (Schlamm und Schuttströme) einige hundert Menschenleben gefordert. Derartige tödliche Ströme rasen die Vulkanhänge mit bis zu 400 Kilometern pro Stunde hinab und zerstören alles, was in ihrem Weg steht.

Wie kann ein Höhenmodell hier den Menschen helfen?

Hunderttausende von Menschen leben in unmittelbare Nähe des Vulkans und in der südlich gelegenen Stadt Yogyakarta. Bei einem derartig aktiven Vulkan ist es wichtig, mit Hilfe von Höhenmodellen bei Anzeichen von weiteren Ausbrüchen schnell und genau Vorhersagen zu treffen, wo solche Ströme entlang-"fließen" könnten, um diese Menschen zu warnen und in Sicherheit zu bringen. Gröbere Höhenmodelle zeigen nicht die dafür notwendigen Details der Berghänge; die "Furchen" und kleinen Flussläufe sind in den alten DEMs nicht enthalten.

So erreichte eine Hilfsanfrage das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR, diese noch recht experimentellen Daten aus unserer "Comissioning Phase" im Rahmen der Charter ("International Charter Space and Major Disasters") für solche Modellierungen zur Verfügung zu stellen. Das erste TanDEM-X-DEM vom Merapi konnte umgehend übergeben werden. Mittlerweile gibt es weitere Aufnahmen von unserem Satellitengespann TerraSAR-X und TanDEM-X, darunter eine neue bistatische DEM-Aufnahme vom 17. November.

Vergleich der bistatischen DEMs des Merapi auf Java/Indonesien mit der Radarhelligkeit auf den Höhendaten (Farben). Links das DEM vor den letzten Ausbrüchen, rechts die neue Aufnahme.

Ein Vergleich der beiden Aufnahmen zeigt deutlich einen der Ströme (dunkel im Radarbild, da relativ glatt), wie er bedrohlich nahe an die Ausläufer der Stadt Yogyakarta herankam. Diese Ströme haben zu Ascheablagerungen geführt, aber auch die umliegende Vegetation vernichtet. So kann man in einem Vergleich der Höhendaten die Schneise der Verwüstung, die sich nicht nur dort durch den Wald gefräst hat, deutlich erkennen.

Die Genauigkeit von Fernerkundungsdaten kann essentiell im Krisenfall sein. Ob es sich nun um die Vorhersage von Überflutungen oder den Folgen von Vulkaneruptionen handelt, TanDEM-X-DEMs können entscheidend zum Krisenmanagement beitragen.

 

Vergleich der farbkodierten Höhendaten des Merapi. Oben: das DEM vor den letzten Ausbrüchen. Unten die neue Aufnahme. Bilder: DLR
 

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