Luftfahrt | 08. April 2011

Der Traum vom Fliegen

Drehen sich die DLR-Veröffentlichungen zum Thema Luftfahrt meist um technisch-wissenschaftliche Aspekte, so soll dieses Mal auf eine höchst bemerkenswerte Ausstellung im Berliner "Haus der Kulturen der Welt" hingewiesen werden, welche (nur noch bis zum 8. Mai) einige scheinbar völlig neue Denkansätze zur Welt des Fliegens beleuchtet. Unter dem Titel "Der Traum vom Fliegen" lernt der Besucher Vogelmenschen, Schamanen, Flugpioniere, Kultgegenstände und Werkzeuge kennen, die die Kulturgeschichte und Technik des Fliegens aus vielfältigen und sehr eigenen Blickwinkeln beleuchten.

Die Welt des Fliegens fasziniert die Menschheit schon seit vielen Jahrhunderten, seit etwas mehr als 100 Jahren hat der Mensch schließlich den Aufbruch in die dritte Dimension tatsächlich geschafft - zwar auch mit vielen Opfern, aber bis auf den heutigen Tag mit ständig wachsendem Erfolg und geradezu unvorstellbaren Passagier- und Frachtraten. Zwar betonen die Ausstellungsmacher auch technische Aspekte der "Fliegekunst" (Otto Lilienthal), aber der Schwerpunkt der multimedial gestalteten Ausstellung liegt eindeutig auf der kulturgeschichtlichen Entwicklung der Reisen durch die dritte Dimension, auf Beispielen religiöser Flugmystik, auf Geschwindigkeitsphantasien und sogar Trance-Erlebnissen. So bilden Requisiten und Vehikel des menschlichen Traums des Fliegens folgerichtig auch einen Schwerpunkt der Exponate, man bestaunt prähistorische Bumerange, altchinesische Raketenmodelle, einen der ältesten und wertvollsten Schamanenmäntel, ja sogar den Nachbau einer sibirischen Flugrampe für Schamanen. An einer kulissenartigen Wolkenwand lassen sich ferner futuristische Gemälde bestaunen, Flugphantasien ohne Grenzen, darunter die Draufsicht auf einen modernen Kampfjet, bemalt mit wunderschön barock-allegorischen Darstellungen einschließlich eines Papst-Porträts, Titel "Vatican-Air Force".

Der Reigen der Exponate reicht weiter von Modellen der Montgolfière-Ballone, vom Wolkenwagen eines Barocktheaters bis hin zu einem geradezu anrührend aufgebauten "Flugfahrrad" des schwäbischen Tüftlers und Visionärs Gustav Mesmer. Parallel dazu finden sich selbstverständlich auch interessante Exponate zur realen Gegenwart des Fliegens. Berichte und Zeugnisse früher Flugpioniere fehlen dabei ebenso wenig wie Triebwerks- und Raketenmodelle, das bekannte AeroTrimm und selbst eine Taschenuhr mit der Widmung an Gagarins historischen Raumflug. Eine kleine Fotogalerie moderner Luftfahrzeuge rundet das Bild ab, und schließlich kann sich der Besucher an einer Computer-Flugsimulation virtuell selbst in die Lüfte aufschwingen und seinen ganz persönlichen Fliege-Traum erleben.

 

Spätestens bei der nächsten Flugreise allerdings fragt man sich doch, ob der Traum vom Fliegen als selbstgesteuertes friedliches Sich-Erheben auf dem Gangplatz eines heutigen proppenvollen Airliners wirklich erfüllt ist…

 

Bild oben: Träume soweit das Auge reicht. Bild: DLR, CC-BY.

Bild unten: "Flugfahrrad mit Flügel" des schwäbischen Tüftlers und Visionärs Gustav Mesmer aus dem Jahr 1975. Rechte: Sebastian Bolesch/Haus der Kulturen der Welt.

 

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