Raumfahrt | 07. Mai 2013

Sekundengenauer Start

Heute am frühen Morgen um genau 04:06:31 MESZ ist die Vega-Trägerrakete erfolgreich zu ihrer zweiten Mission VV02 gestartet. Ursprünglich war der Start bereits für Samstagfrüh vorgesehen, musste aber aufgrund von zu starken Höhenwinden verschoben werden. Im Gegensatz zu den meisten Ariane-Starts gab es heute kein Startfenster: Aufgrund des Orbits, auf dem die Satelliten ausgesetzt werden sollen, musste der Start sekundengenau erfolgen.

Die heutige Mission ist die erste von fünf, die innerhalb des VERTA-Programmes (Vega Research and Technology Accompaniment) der ESA stattfindet. Diese Starts sollten die Fähigkeiten des Vega-Systems demonstrieren und dessen Flugqualifikation nachweisen.

Die Nutzlast des heutigen Starts besteht aus insgesamt 3 Satelliten:

Auf der oberen Position der VESPA (Vega Secondary Payload Adapter) befindet sich mit PROBA-V (Project for On-Board Autonomy - Vegetation) die Hauptnutzlast des Fluges. PROBA-V ist ein rund 160 Kilogramm schwerer Erdbeobachtungssatellit der ESA, der ein optisches Instrument zur Vegetationsbeobachtung der Erdoberfläche an Bord hat. Der Satellit konnte nach rund 55 Minuten in seinem sonnensynchronen Erdorbit in einer Höhe von 820 Kilometer ausgesetzt werden.

Die zweite große Nutzlast des Fluges ist der vietnamesische Erdbeobachtungssatellit VNREDSat-1a (Vietnam Natural Resources, Environment and Disaster Monitoring Satellite). Der auf der „Myriade“-Plattform von Astrium basierende Satellit ist circa 150 Kilogramm schwer und soll ebenfalls in einer sonnensynchronen Erdumlaufbahn ausgesetzt werden. Dritte Nutzlast des Fluges ist der nur ein Kilogramm schwere Cubesat ESTCube-1der estischen Tartu Universität aus Tallinn. Diese beiden Nutzlasten konnten etwa eine Stunde nach PROBA-V ebenfalls erfolgreich in ihren Orbit entlassen werden.

Vega ist ein vierstufiger Kleinträger, der der dafür ausgelegt ist, 1500 Kilogramm in einen 700 Kilometer hohen kreisförmigen Orbit zu transportieren. Vega ist damit ideal zugeschnitten für den Start typischer institutioneller Missionen in sonnensynchrone Umlaufbahnen. Bei den ersten drei Stufen der Vega handelt es sich um Feststoffstufen. Die P80 genannte Erststufe basiert technologisch auf den Feststoffboostern der Ariane 5. Die AVUM genannte vierte Stufe hingegen verwendet die hypergolen Flüssigtreibstoffkombination Stickstofftetroxid / UDMH (Unsymmetrisches Dimethylhydrazin).

Die Entwicklung des Kleinträgers Vega begann 1998. Italien hat in diesem ESA-Programm die Führung inne und ist daran zu etwa 58 Prozent beteiligt. Industrieller Hauptauftragnehmer ist das italienische Unternehmen Avio. Zweitstärkster Programmteilnehmer ist Frankreich mit einem Anteil von etwa Prozent.

Deutschland war bis zur Ministerratskonferenz im letzten Jahr noch kein Vega-Programmteilnehmer. Auf dieser Konferenz entschied Deutschland sich, in Zukunft mit einem Anteil von rund 11% am VECEP-Programm (Vega Consolidation and Evolution Preparation) mitzuwirken. Dessen Ziel ist die höhere Leistungsfähigkeit der Vega sowie eine geringere Abhängigkeit von nicht-europäischen Zulieferern.

 

 

Bild oben: Vega VV02 komplett montiert und bereit für den Start. Quelle: ESA/S. Corvaja, 2013.
Bild mitte: Satellit PROBA-V - hier auf auf VESPA montiert - soll die Vegetation auf der Erde beobachten.
Quelle: ESA/Karim Mellab.
Bild unten: Start der zweiten Vega-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou.
Quelle: ESA/S. Corvaja, 2013.

 

 

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