Raumfahrt | 14. Juli 2014 | von Michael Wrasmann

Bronzefarben und kompakt - MASCOT geht nach Japan

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)

MASCOT gleicht ein bisschen einem Taschenmesser - möglichst kompakt und trotzdem sind alle Funktionen und Module enthalten, die man in jeder erdenklichen Lage benötigt. Nur die Anforderungen sind etwas anders: Ein Asteroidenlander, Subsysteme, ein Abwurfmechanismus vom Mutterschiff, ein Hüpfmechanismus, ein Hyperspektralmikroskop, ein Magnetometer, ein Radiometer, eine Kamera und eine autonome Steuereinheit stellen nur einige der vielen Funktionen des circa 10 Kilogramm schweren Landers dar.

Im Herbst letzten Jahres wurde das Qualifikationsmodell (EQM) von MASCOT mit allerhöchster Präzisionsarbeit in Bremen zusammengebaut. Immer wieder stieß das Integrationsteam auf Hindernisse, wie Softwarebugs, Nichtübereinstimmungen oder Lieferschwierigkeiten von Bauteilen. Dabei war der Zeitplan eng, denn ist MASCOT einmal im All, gibt es kein Zurück. Bevor der Lander im Februar dieses Jahres nach Japan zu seiner Muttersonde Hayabusa-II übergeben werden konnte, musste sich MASCOT zunächst im Thermal- und Vibrationstests beweisen.##markend##

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Überwachung der Kapsel kurz vor dem Abwurf mit MASCOT im Fallturm in Bremen

Was auf den ersten Blick wie eine eher überschaubare Testreihe gewirkt haben mag, entpuppte sich schließlich als Großprojekt, als sich unter dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist" zusätzliche unvermeidbare kleine Tests zu den Großen gesellten. In Anbetracht des enger werdenden Zeitplans und den wochenlangen Integrationsschichten ein immer größer werdendes Problem, schließlich bestand bei jedem kleinen Test das Risiko, dass er zu einem großen heranwachsen könnte, der dann weitere Zeit in Anspruch nimmt - das hätte dem Integrationsteam die Schuhe ausgezogen.

Ende Januar folgte das langersehnte Aufatmen. MASCOT hatte alle Kampagnen unverwundet überstanden und wurde vom Team in Japan erwartungsvoll empfangen. Zeit darüber nachzudenken, was man da mittlerweile in den Händen hielt blieb kaum: Gleich im März wurde das Abwurfverhalten von MASCOTs Strucktur & Thermalmodell (STM) unter Schwerelosigkeit im Fallturm am ZARM in Bremen untersucht. Jeder Abwurf musste penibel und nahezu pedantisch geplant werden, denn viele von den insgesamt fünf vorhandenen Einmalfeuermechanismen (NEA) konnten dabei nicht auf's Spiel gesetzt werden. Doch auch hier hat sich die viele Vorplanung gelohnt: Das Ergebnis war ein gelungener Abwurf.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Darstellung des Aufbaus mit MASCOT im Inneren der Fallkapsel

Wo man noch vor einem Jahr ein MASCOT STM innerhalb eines Tages zusammengebaut hatte, nahm der Zusammenbau des Flugmodells im März 2014 ganz andere Dimensionen an. Während dem EQM noch einige Upgrades folgten, wuchs das Modul immer weiter zum komplexen System zusammen, welches Fachleute als "der totale Wahnsinn" betitelten. Millimetergenaue Präzisionsarbeit im Computermodell machte es dem Team auch nicht einfacher vor allem bei der Menge der Kabeln, die die Instrumente miteinander verbinden und ihnen trotz des begrenzten Raums nicht im Weg sein darf. Hier wurde kein Kubikmillimeter an Freiraum verschenkt - schon aus Platzgründen hätte Staub hier keine Chance.

Bereits auf der Erde hat MASCOT eine lange Reise hinter sich: Von den Kinderschuhe eines gebastelten Dummys in der Werkstatt bis hin zu einem funktionsfähigem Raumschiff, das kommuniziert, misst und sich fortbewegen kann. Endlich erwachsen kann MASCOT auf seine große Reise zu Hayabusa-II nach Japan gehen.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
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Über den Autor

Michael Wrasmann arbeitet seit 2012 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in der Abteilung Explorationssysteme. Seit Mitte 2012 ist er Teil des MASCOT-Teams, welches die Flugmission des Asteroidenlanders auf der japanischen Muttersonde Hayabusa-2 vorbereitet und koordiniert. zur Autorenseite