Raumfahrt | 02. März 2016 | von Jan Marius Bach

Goodbye, Commander Scott!

Scott Kelly (und Michail Kornijenko) feiern ihren 300. Tag im All.

Heute Morgen war es soweit: US-Astronaut Scott Kelly kehrte mit seinen beiden russischen Kollegen Michail Kornijenko und Sergei Wolkow zur Erde zurück. Der 2. März markiert damit das Ende des bislang ersten einjährigen Aufenthalts von Astronauten oder Kosmonauten auf der Raumstation ISS.

Zusammen mit Kornijenko startete Kelly am 28. März 2015 zur Station als Teil von Expedition 43. Drittes Besatzungsmitglied war Gennadi Padalka (Russland). Letzterer kehrte am 12.09.2015 zur Erde zurück, während Kelly und Kornijenko an Bord blieben.##markend##

Die beiden Raumfahrer brechen mit ihrem gemeinsamen Aufenthalt von 340 Tagen auf der ISS den bislang gültigen Rekord von Michail Tjurin (Russland) und Michael Lopez-Alegria (USA), die zwischen 2013 und 2014 zusammen 215 Tage auf der Station verbrachten.

Von der wissenschaftlichen Seite aus bereitet diese Mission zukünftige Langzeit-Raumflüge vor. Kelly führte routiniert viele medizinische Experimente durch, die zum Großteil der Erforschung der Effekte von langen Aufenthalten im All auf den menschlichen Körper dienten. Die gewonnenen Erkenntnisse werden für künftige Missionen zu Mond und Mars von großer Bedeutung sein.

Als Besonderheit führte Scott Kelly Studien auf der ISS durch, an denen sein Zwillingsbruder Mark Kelly auf der Erde parallel teilnahm. Einige Untersuchungen wie die Entnahme von Blutproben oder Fitnesstests, wurden sogar zeitgleich auf der Station und auf der Erde durchgeführt, um eine maximale Vergleichbarkeit zu erreichen.

Die körperliche aber auch psychische Belastung solcher langen Flüge ist nicht zu unterschätzen. Für das bekannte Problem des Muskelabbaus in Schwerelosigkeit scheint heutzutage gut vorgesorgt: Der deutsche Astronaut Alexander Gerst hatte bei seinem sechsmonatigen Aufenthalt auf der ISS im Jahr 2014 sogar Muskelmasse zugelegt! Für die psychische Belastung erhofft man sich jetzt viel Feedback von Scott und Michail, um zukünftigen Raumfahrern den Aufenthalt noch angenehmer, und vielleicht an manchen Tagen auch erträglicher, zu machen.

Während seines Aufenthaltes auf der ISS hat uns Scott nun alltäglich während unserer Arbeit im Columbus Kontrollzentrum begleitet. Üblicherweise gewöhnt man sich als Flight Controller bei einer neuen Crew nach einigen Tagen an den Klang der jeweiligen Stimmen über den Sprechfunk, sodass man sofort weiß, wer gerade spricht. Scotts Stimme wird nun fehlen, wenn bis zum Start des nächsten Sojus-Raumschiffs am 18. März nur noch drei Crewmitglieder an Bord sind: Unsere beiden "Tims", ESA-Astronaut Timothy Peake und NASA-Astronaut Timothy Kopra sowie Kosmonaut Juri Malentschenko.

Quelle: NASA (CC-BY 3.0)
Scott Kelly (l.) und Michail Kornijenko feiern ihren 300. Tag im All. 
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Über den Autor

Jan Marius Bach war schon immer an Technik und Naturwissenschaften interessiert. Beruflichen Zugang zur Raumfahrt erhielt er jedoch erst im Zuge des Studiums der Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Stuttgart mit Spezialisierung auf Flugzeugbau und Raumfahrtantriebe. zur Autorenseite