Raumfahrt | 04. Mai 2017 | von Philip Kausche

Ariane-Start am STAR-WARS-Tag

+++ Update: Der gestrige Start der Ariane 5 war erfolgreich. Aufgrund eines kleineren Problems am Bodensegment hob Ariane mit knapp eineinhalb stündiger Verspätung um 23:50 Uhr ab. Wer den Start verpasst hat, kann ihn sich hier noch einmal ansehen. Dies war der 78. erfolgreiche Start in Folge einer Ariane 5. Der nächste Start aus Kourou wird voraussichtlich mit Sojus am 18. Mai erfolgen. +++

Quelle: ESA/CNES/Arianespace - Photo Optique Video du CSG
Die Ariane 5 erreicht ihren Startplatz

Über sechs Wochen musste sich eine startbereite Ariane 5 gedulden, bis sie mit ihren Passagieren - zwei Kommunikationssatelliten - zum Startplatz gebracht werden konnte. Grund waren nicht etwa technische Probleme, sondern ein sehr viel schwerer vorherzusehendes Ereignis: ein Streik in Französisch-Guayana. Er begann einen Tag vor dem ursprünglichen Starttermin am 20. März 2017 und wurde eine Woche später zum Generalstreik ausgeweitet.

Zunächst streikten unter anderem die Lastwagenfahrer, die die Ariane-Rakete zum Startplatz schleppen. Während des über vierwöchigen Streiks befand sich die Ariane-Rakete mit den Satelliten an Bord sicher untergebracht im Endmontagegebäude auf dem Gelände des europäischen Weltraumbahnhofs. In der letzten Woche wurde der Streik beigelegt und der Betrieb auf dem Weltraumbahnhof konnte wieder hochgefahren werden.

Heute ist es nun so weit. Am späten Abend startet die zweite Ariane 5 in diesem Jahr ins All. Um 22:31 Uhr deutscher Zeit wird der europäische Schwerlastträger mit zwei Kommunikationssatelliten Richtung Weltall abheben. Etwa 20 Minuten vor dem Start beginnt die Liveübertragung.##markend##

Ariane 5 befindet sich bereits am Startplatz des Ariane-Startkomplexes ELA-3 in Französisch-Guayana. Letzten Freitag fand das sogenannte Launch Readiness Review statt, welches nach erneuter Überprüfung aller Raketenkomponenten und der Satelliten, grünes Licht für den Start gegeben hat.

Quelle: ESA/CNES/Arianespace - Photo Optique Video du CSG - JM Guillon
Die Nutzlastverkleidung wird über den Satelliten SGDC und die Sylda gestülpt. Die Sylda ist die schwarze zylindrische Struktur unten im Bild. Sie trägt die Last des oberen Satelliten. Nutzlastverkleidung, der Satellit SGDC und die Sylda werden danach gemeinsam auf die Spitze der Ariane gesetzt, auf der sich der Satellit KOREASAT-7 befindet.

Standardmission für Ariane 5

An Bord der Ariane befinden sich zwei Telekommunikationssatelliten, die beide von Thales Alenia Space in Frankreich gebaut wurden. Der größere der beiden Satelliten trägt den Namen SGDC und wurde für VISIONA Tecnologia Espacial S.A. in Namen des staatlichen Satellitenbetreibers Telebras S. A. aus Brasilien gebaut. Der Satellit ist Teil eines Programms der brasilianischen Regierung. Neben schnellem Internet für Brasilien soll es sichere Kommunikation für brasilianische Institutionen ermöglichen und bei der Entwicklung des brasilianischen Raumfahrtprogramms helfen. Der Satellit hat eine Startmasse von etwa 5744 Kilogramm.

Quelle: ESA/CNES/Arianespace - Photo Optique Video du CSG - JM Guillon
Der Satellit KOREASAT-7 wird an der Spitze der Ariane montiert. Über ihn wird danach die Nutzlastverkleidung, der Satellit SGDC und die Sylda montiert. Et voilà, die Rakete ist komplett.

Der kleinere der beiden Satelliten ist KOREASAT-7 und wurde im Auftrag des südkoreanischen Satellitenbetreibers KTsat gebaut. Es ist der insgesamt dritte Satellit, den Arianespace für den südkoreanischen Satellitenbetreiber startet. Seine Startmasse beträgt zirka 3670 Kilogramm.

Quelle: ESA/CNES/Arianespace - Photo Optique Video du CSG - P Baudon
Montage der Oberstufe auf der Ariane 5

Für Ariane 5 handelt es sich bei der Mission um eine Standardaufgabe. Beide Satelliten werden in einem stark elliptischen geostationären Transferorbit abgesetzt werden. Am niedrigsten Punkt befinden sich die Satelliten dann 250 Kilometer, am höchsten Punkt 35.926 Kilometer über der Erde. Die Satelliten werden nach dem Absetzen durch die Ariane-Oberstufe mit ihrem eigenen Antrieb Stück für Stück ihre Umlaufbahn zu einer kreisrunden Umlaufbahn ändern, bis sie sich schließlich an einem festen Punkt über der sich drehenden Erde befinden. Dort können sie dann ihren Dienst aufnehmen.

DLR-Standort Lampoldshausen erfährt besondere Würdigung

Neben den üblichen großflächigen Aufklebern der Satellitenbetreiber werden bei diesem Start auch die Schriftzüge "Forum Ariane Lampoldshausen" und "HeilbronnerLand" auf der Nutzlastverkleidung prangen. Die Leistungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt am Standort Lampoldshausen erfahren hierdurch eine besondere Würdigung. In Lampoldshausen werden unter anderem die neuesten Weiterentwicklungen des Vulcain-Tiebwerks der Ariane 5 an einem einzigartigem Prüfstand getestet.

Quelle: Arianespace
Die Leistungen des DLR am Standort Lampoldshausen erfahren durch diesen Aufkleber auf der Ariane 5 eine besondere Würdigung. In Lampoldshausen werden u.a. die neuesten Weiterentwicklungen des Vulcain-Tiebwerkes der Ariane 5 an einem einzigartigem Prüfstand getestet.

Ursprünglich sollte Harry Brunnet, Bürgermeister der Gemeinde Harthausen, den Start vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana live vor Ort verfolgen. Auch ihm hat der Streik einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er und seine Delegation konnten gerade noch rechtzeitig das Land verlassen, ehe der Streik auch den Flughafen lahmgelegt hatte. 2016 war Herr Brunnet erneut Präsident im Ariane-Städtebund CVA. Dort findet sich Hardthausen Seite an Seite mit Städten wie Madrid, Barcelona, Bordeaux, Bremen und Zürich.

 

May the force be with them!

Am 4. Mai feiern viele STAR-WARS-Fans den "STAR-WARS-Tag". Dieser "Feiertag" gründet sich auf einem Homophon, dem Gleichklang des Datums "May, the fourth" (der 4. Mai) und des berühmten Jedi-Zitats "May the force be with you" ("Möge die Macht mit Dir sein").

 

Der nächste Start aus Französisch-Guayana wird Mitte Mai mit einer Sojus erfolgen. Der nächste Ariane-Start ist schon etwa zwei Wochen später geplant.

Weiterführende Informationen zum Ariane-Start:

 

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Über den Autor

Philip Kausche hat an der TU Berlin Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Nach seiner Promotion wechselte er im Jahr 2015 innerhalb des DLR von Berlin-Charlottenburg nach Bonn-Oberkassel in die Abteilung Trägersysteme des Raumfahrtmanagements. Seitdem betreut er dort u.a. als Projektmanager das Programm zur Nutzungsphase des europäischen Schwerlastträgers Ariane 5. zur Autorenseite

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