Raumfahrt | 13. Februar 2012 | von Jan Wörner

Entwicklungspunkte 2012: 4*I

In meinem ersten Blogeintrag des Jahres 2012 hatte ich hoffnungsvoll verschiedene Aspekte der weiteren Entwicklung des DLR und seiner Aktivitäten aufgeführt. Nun haben wir schon mehr als einen Monat des neuen Jahres hinter uns und es wird Zeit, die zentralen Entwicklungspunkte für 2012 festzulegen. Die Gesamtausrichtung ist dazu die grundlegende Richtschnur. Neben den "äußeren" Herausforderungen von ESA-Ministerratskonferenz bis zum Thema Umsatzsteuer sind es die Themen Internationalität, Interaktion, Ideen und Innovation, die ich mit hoher Priorität sehe.

Das DLR arbeitet schon heute sehr international, hat Verbindungen auf Instituts- und Vorstandsebene in alle Erdteile. Eine genauere Analyse der Situation offenbart aber noch Potenziale. Neben den etablierten Beziehungen z.B. zu NASA, ESA, JAXA, ONERA und NREL gilt es, die Kooperationen mit ausländischen Forschungseinrichtungen und Hochschulen hinsichtlich möglicher strategischer Partnerschaften zu betrachten und die entsprechenden Kontakte zu intensivieren. Ein Beispiel ist unsere aktuelle Präsenz in Singapur. Aber auch in den USA können wir durch strukturierte Beziehungen zu einzelnen Hochschulen und Organisationen viel erreichen.

Mit Interaktion meine ich gleich mehrere Aspekte: Das Wichtigste sind sicherlich die Interaktionen innerhalb des DLR, sowohl auf der persönlichen wie auf der fachlichen Ebene. Durch Zusammenarbeit verschiedener Menschen und durch die programmübergreifenden Projekte kann die Leistungsfähigkeit des DLR weiterentwickelt werden. Interaktionen nach außen, d.h. mit anderen Wissenschaftseinrichtungen, mit Wirtschaft und Gesellschaft, dienen der Weiterentwicklung unseres Profils und sichern zugleich die gesellschaftliche Nutzung unserer Forschungsergebnisse. In diesen Bereich gehört auch die angestrebte engere Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Gesellschaft.

Forschung, Entwicklung, aber auch Administration dürfen nicht auf der Stelle treten. Berühmte Zitate sagen: "Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen" und "Ein Schwimmer, der gegen den Strom schwimmt, sollte nicht erwarten, dass der Strom seine Richtung ändert." Sicherlich hat jedes Zitat seine eigene Richtigkeit. Für das DLR heißt es aus meiner Sicht, durch Analyse der aktuellen Stärken und Schwächen immer wieder Ideen für die Zukunft entwickeln. Wenn dabei das Schwimmen gegen den Strom gegebenenfalls auch manchmal aussichtslos erscheint, so macht es vielleicht Sinn, einen Teil des Weges zur Quelle an Land zurückzulegen, soll heißen ganz neue Wege zur Weiterentwicklung zu suchen. Diese Ideen können fachlicher Natur sein oder auch Verwaltungsaktivitäten betreffen. Visionen weisen den Weg, tägliche, sorgfältige Arbeit bringt uns vorwärts.

Schließlich das Thema Innovation: In vielen Bereichen können wir die Wertschöpfungskette von der Grundlagenforschung bis zum marktgängigen Produkt bzw. Verfahren oder unmittelbar gesellschaftlich relevanten Erkenntnissen eigenständig mit unseren Instrumenten Programmatik und Technologiemarketing darstellen. Dort, wo wir es nicht eigenständig können, sind die geeigneten Instrumente, z.B. für Firmengründungen etc. zu etablieren. Auch hier sollten wir den Schulterschluss mit anderen Einrichtungen suchen, um möglichst hohe Effizienz und Effektivität zu erreichen.

Bild: CC BY-NC-SA Álvaro Canivell/Flickr

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite