Raumfahrt | 27. März 2012 | von Jan Wörner

ATV-3 Edoardo Amaldi

Am 23. März 2012 startete in Kourou eine Ariane 5 mit dem dritten europäischen Raumtransporter ATV zur internationalen Raumstation. Gemeinsam mit Vertretern anderer ESA-Mitgliedsstaaten hatte ich Gelegenheit, den Start vor Ort mitzuverfolgen und zugleich Gespräche über die weiteren Aktivitäten in der europäischen Raumfahrt zu führen. Eine ideale Gelegenheit, um die formalen Abstimmungen der nächsten Wochen und Monate bis zur ESA-Ministerratskonferenz vorzubereiten.

Start des ATV-3 Edoardo Amaldi am 23. März 2012 an Bord einer Ariane 5ESEin Raketenstart ist jedes Mal wieder ein aufregendes Erlebnis: Die Anspannung stieg in den letzten Stunden des Countdowns minütlich an, die erste Entspannung war zu fühlen, als wir nach dem Herunterzählen (in Kourou in französischer Sprache) darüber informiert wurden, dass die Triebwerke gezündet wurden. Da der Start um 01.34 Uhr Ortszeit stattfand, wurde der Nachthimmel durch die startende Ariane-5-ES erleuchtet, Sekunden später erst erreichte das Wummern des Antriebs den Beobachter. Wenige Sekunden später war der optische Eindruck dann auch schon wieder vorbei, da die Rakete dann bereits außer Sichtweite war. Im Kontrollraum blieb die Spannung aber erhalten, bis die verschiedenen Signale zur Abtrennung der Feststoffbooster, der Abtrennung der ersten Stufe, der Abtrennung der Oberstufe und zum Ausklappen der Solarpaneele erfolgten.

Um 4.00 Uhr Ortszeit kehrten wir dann mit positiven Eindrücken und Erfahrungen in das Hotel zurück, um nach nur wenigen Stunden wieder aufzustehen, ein Besichtigungsprogramm der gesamten Startanlagen (Vega, Ariane 5 und Sojus) zu absolvieren. Danach ging es zurück nach Cayenne, um den Rückflug nach Paris anzutreten. Der Gesamtaufenthalt in Französisch-Guayana betrug etwa 24 Stunden. Neben dem eigentlichen Grund der Reise, nämlich während der Startvorbereitungen und des Starts Journalisten aus aller Welt für Gespräche zur Verfügung zu stehen, konnten wir die Zeit des Hin- und Rückflugs nutzen, um mit Vertretern anderer Länder über die bevorstehenden Entscheidungen informell Meinungen und Positionen auszutauschen. Neben Vertretern der ESA-Mitgliedsstaaten waren auch andere Länder vertreten, z.B. Japan, USA, Polen, Russland und China.

Insgesamt, das heißt trotz des durchaus anstrengenden Programms, hat sich die Reise sehr gelohnt und einmal mehr gezeigt, welche Möglichkeiten Europa mit seinen technologischen Fähigkeiten hat. Die häufig in diversen Runden geführte Diskussion über den europäischen Zugang zum All kann hier erlebt, gesehen, gehört und gefühlt und der Wert praktisch erfahren werden.

Bild oben: Am frühen Morgen des 23. März 2012 verschwindet die Ariane-5-ES-Trägerrakete in der niedrigen Wolkendecke. Credit: Arianespace.

Bild unten/rechts: ATV-3 Edoardo Amaldi startet am 23. März 2012 um 5.34 Mitteleuropäischer Zeit (1.34 Uhr Ortszeit) an Bord einer Ariane 5ES-Rakete vom Europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana zur Internationalen Raumstation ISS. Credit: ESA/S.Corvaja. 

 

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite