Raumfahrt | 07. August 2012 | von Jan Wörner

Curiosity…ein neugieriger Blick auf unseren Nachbarplaneten

Am Montag um 7:14 Uhr deutscher Zeit landete auf dem Mars ein NASA-Rover namens "Curiosity" (Neugier), der während der nächsten zwei Jahren mit seinen Sensoren Informationen über den Mars sammeln soll, die den Wissenschaftlern auf der Erde helfen werden, mehr über unseren Nachbarplaneten zu erfahren. Im Mittelpunkt steht die Frage der Existenz von Leben außerhalb unserer Erde.

Während ich das gesamte Wochenende mit einer US-amerikanischen Delegation an verschiedenen Stationen in Deutschland verbrachte, stieg die Spannung bezüglich der Mission Mars Science Laboratory (MSL) immer weiter an. Während unserer Diskussionen in Lampoldshausen, Berlin, Neustrelitz, Peenemünde und Rostock wurden die einzelnen Schritte der Marsmission und ihre Erfolgschancen immer wieder heiß diskutiert: Nach einer monatelangen Reise näherte sich die entscheidende Phase der Landung. Der eigentliche Landevorgang dauerte lediglich sieben Minuten, die Übermittlung der jeweiligen Daten aufgrund der großen Entfernung benötigte 14 Minuten. Das heißt, während man auf der Erde noch die Daten vor dem Eintritt in die dünne Marsatmosphäre empfing, war Curiosity längst am Boden angekommen… In diesen sieben Minuten des Landevorgangs laufen Aktivitäten ab, die mir größten Respekt einflößen: Zunächst muss ein Hitzeschild die hohen Temperaturen des Eintritts in die Atmosphäre aushalten und die Sonde massiv abbremsen. Erst bei niedrigerer Geschwindigkeit kann ein Fallschirm eingesetzt werden. Der Hitzeschild wird abgetrennt und die Sonde weiter abgebremst. Da die Atmosphäre des Mars zu dünn ist, reicht die Abbremsung durch den Fallschirm nicht aus. Als nächstes werden daher Raketentriebwerke gezündet, um die Geschwindigkeit auf ein Minimum zu reduzieren. Über dem Marsboden schwebend, wird der Rover an Nylonseilen abgelassen. Nach dem Kappen der Seile entfernt sich der obere Teil, um den Rover nicht zu gefährden. Das alles musste automatisch erfolgen, ein Versagen eines einzelnen Schrittes hätte den Erfolg der Mission vereitelt. Wieder einmal haben die Techniker und Wissenschaftler ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Für das DLR war die Beteiligung durch die Bereitstellung von Bildmaterial über die Landestelle von wichtiger Bedeutung. Aber auch auf dem Rover befindet sich eine deutsche Nutzlast, ein Sensor zur Messung der kosmischen Strahlung.

Immer wieder haben wir auf die verschiedenen Aspekte von Raumfahrt, nämlich Anwendung und Wissenschaft, hingewiesen, und Curiosity ist sicherlich insbesondere für die Wissenschaft eine wichtige Mission. Wie aber der NASA-Administrator in seinem Blog formuliert hat, ist es auch wichtig zu verstehen, dass keine Geldscheine auf den Mars gebracht wurden, sondern dass Curiosity das Ergebnis von klugen Köpfen und viel Arbeitszeit auf der Erde ist. Diese hochwertigen Arbeitsplätze wirken als Technologietreiber über die eigentliche Mission hinaus. 

Gratulationsmail an Charles Bolden zur erfolgreichen Landung

Bild oben: NASA/JPL-Caltech.

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite