Raumfahrt | 14. Februar 2014 | von Tom Uhlig

Neue Software für Columbus

"Computer nicht ausschalten - wichtiges Update wird installiert" - diese Meldung kann mich oft zur Weißglut bringen. Mein Laptop hat ein zielsicheres Gespür dafür, solche Schritte gerade dann in Angriff zu nehmen, wenn ich ihm noch schnell eine Info entlocken wollte, kurz bevor ich zum nächsten Termin hetze ... Was mich dazu noch wurmt: ich weiß nicht, was da gerade genau passiert mit dem Computer, der doch eigentlich mir gehört... und welch ein Unterschied zu den Updates zu unserer Columbus-On-Board-Software, die auch hin und wieder sein müssen.

Überraschend ist dieser Unterschied indes nicht: Schon Monate im Voraus wird ein genauer "Transition Schedule" festgelegt - nicht nur muss die Software auf die Internationale Raumstation ISS "gebracht" werden, auch die Astronauten müssen uns für mehrere Tage immer wieder zur Verfügung stehen, und unser Bodensystem hat bereit zu sein - all das erfordert einen großen Koordinationsaufwand.

Die Flight Directoren Torsten Gehrke und Gustav ÖffenbergerWeiterhin kann ich mich auch detailliert darüber informieren, was sich an der Software ändern wird: Entweder ich frage meine Kollegen Torsten Gehrke und Gustav Öffenberger, die als Flugdirektoren für die "Transition" verantwortlich zeichnen. Oder ich kann die Dokumente konsultieren, die den Inhalt des Upgrades genau beschreiben: jedes Problem, jeder Verbesserungswunsch wurde als "System Problem Report" (SPR) dokumentiert, entsprechende "Control Boards" haben diese in vielen Sitzungen dispositioniert und hierauf basierend wurde dann die neue Software für Columbus erarbeitet. Diese wurde letztendlich durch das "Software Control Board" freigegeben für die Implementierung.

Und noch ein weiterer Unterschied: Es ärgern sich nicht Millionen von Menschen über die Aktualisierungsmeldungen, da es nur einen einzigen Nutzer des Updates gibt: Das Weltraumlabor Columbus mit seinen Computern an Bord und der damit eng verknüpften Datenbank am Boden ...

Gerade haben wir Columbus auf den "Software Cycle 14" gebracht - und neben zahlreichen kleineren Verbesserungen unser Raumlabor auch bereit gemacht für zwei neue Außenexperimente, die mit den Raumschiffen SpaceX CRS-3 und Space CRS-4 zur ISS geflogen werden sollen:

Die Außenkamera HDEV, die hochauflösende Bilder von der Erde liefern soll und RapidScat, ein Instrument, das Winde und Stürme über dem Meer mithilfe von Mikrowellenmessungen sichtbar machen soll. Damit ist das europäische Labor bereit für neue, aufregende Wissenschaft.

In unserem Bodensystem ist die neue Software allerdings nur "halb“ angekommen: Aus Sicherheitsgründen sind nur zwei unserer drei Kontrollräume auf "Cycle 14“ gebracht worden. So können wir – sollte sich trotz der umfangreichen Tests doch noch ein schwerwiegender "Bug“ finden – jederzeit wieder zurück auf die alte Software-Version: An Bord müsste umkonfiguriert werden – und wir würden einfach wieder zurück in unseren Hauptkontrollraum K4 marschieren, der noch solange "beim Alten" bleibt, bis alle Vertrauen zu "Cycle 14“ gefunden haben. Bis auch dieser nachgezogen wird, betreiben wir Columbus aus dem Kontrollraum K3, der eigentlich für Simulationen genutzt wird.

So gesehen hat das automatische Update meines Laptops dann auch wieder Vorteile: So umständlich wie für Columbus ist das Softwareaktualisieren nicht ...

Im Columbus-Kontrollraum
Flight Controller im Columbus-Kontrollraum. Alle Fotos: DLR/Christian Ehrhardt.

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Über den Autor

Als Kind wollte Tom Uhlig Astronaut werden. Beim DLR kam er dabei seinem Traum sehr nahe: Er arbeitete als Columbus-Flugdirektor an der Konsole und leitete sowohl das Col-CC-Trainingsteam als auch Gruppe für den Betrieb von geostationären Satelliten bis Dezember 2016. zur Autorenseite