Raumfahrt | 15. Februar 2016

Das Kontrollzentrum geht in Betrieb - die erste Hürde ist genommen

Kontrollraum beim DLR in Oberpfaffenhofen
Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Hochspannung im Kontrollraum beim DLR in Oberpfaffenhofen

Wie geplant wurde letzten Freitag der Betrieb der EDRS-Nutzlast aufgenommen. Anfangs mussten wir uns aber noch etwas gedulden, denn in dieser frühen Phase wurden alle Schaltkommandos noch vom Kontrollzentrum in Toulouse gesendet. Die Einzelkomponenten wurden der Reihe nach ausgeklappt und eingeschaltet. Wir konnten dies in den Daten (Schalterstellungen, Ströme und Temperaturen) verfolgen, mussten aber immer wieder etwas Phantasie einsetzen, da die Kollegen in Toulouse recht wortkarg waren.

Erst an Tag 3, dem Sonntag, kamen wir zum Zug. Am Nachmittag konnten wir das erste eigene Kommando, nun über das Pariser Kontrollzentrum, erfolgreich zum Satelliten schicken. Dieses erste Test-Kommando wurde ohne Probleme verschickt, dennoch war die Erleichterung groß, als über die Telemetrie bestätigt werden konnte, dass es am Satellit angekommen und bestätigt worden war. Die jahrelange Vorbereitung auf diesen Moment hat sich ausgezahlt und so manchem im Kontrollraum fiel ein großer Stein vom Herzen.##markend##

Seither haben wir ständig etwas zu tun. In zwei Schichten machen wir nun die stufenweise Inbetriebnahme und die "In-Orbit-Tests". Schon faszinierend, an was hier alles gedacht werden muss: Gestern haben wir zum Bespiel das Ausgasen der Verstärkerkomponenten durchgeführt. Hierbei wird die Verstärkung in kleinen Schritten hochgeregelt, damit - bei steigender Gerätetemperatur und im Vakuum des Weltalls - die letzten flüchtigen Bestandteile aus dem Baumaterial entweichen können. Erst danach sind sie betriebsbereit und belastbar. Der Vorgang allein dauert schon viele Stunden - und durch Verzögerungen am Anfang und kleinen Problemen mit der Datenübertragung hat es sich letztlich sogar noch ein paar Stunden länger hingezogen. Erst heute früh um vier Uhr durfte die zweite Schicht heimgehen.

Der Schichtplan ist recht kompliziert. Zum einen müssen wir uns den Betriebsabläufen in unseren Toulouser und Pariser Partnerkontrollzentren anpassen, zum anderen müssen wir auch an unsere Mitarbeiter denken. Und alles in einem hochdynamischen Umfeld. Wahnsinn: Bis hin zu der Information an die Kantine, dass der Kaffee erst einen Tag später dringend gebraucht wird, muss hier alles berücksichtigen werden.

Zu einer Schicht gehören jeweils etwa acht Personen. Der Flugdirektor leitet den Betrieb und die Durchführung. Der Nutzlastexperte überwacht die Daten der Nutzlast. Der Command Operator schickt die Steuerbefehle. Der Systemspezialist überwacht die Steuerprogramme. Der In-Orbit Test (IOT) Manager wird vom Auftraggeber gestellt und beurteilt den Erfolg. Der Mission Director ist der Betriebsverantwortliche des DLR. Üblicherweise sind auch noch weitere Experten der Nutzlasthersteller anwesend. Hinzukommen noch die Leute hinter den Kulissen, die permanent für eine funktionierende Infrastruktur sorgen und in dieser kritischen Phase auch so manche Überstunde leisten.
Die Vertreter des Auftraggebers und der Hersteller sind in dieser Phase sehr wichtig. Sie kennen sich viel besser mit den Eigenheiten der Nutzlast und mit dem Gesamtsystem des Satelliten aus als wir vom GSOC. Unsere Expertise ist die Durchführung des Betriebs - wir sitzen "hinter dem Lenkrad".

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