Raumfahrt | 23. Juni 2017 | von Manuela Braun

ROBEX Teil 1: Mission in der Lava-Landschaft

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)

Der Weg zum Mond ist heute beschwerlich - immer hinter einem Schwertransporter her, der sich langsam und behäbig durch die engen und kurvigen Straßen oberhalb vom sizilianischen Catania quält. Zurzeit ist der Mond nämlich in über 2600 Metern Höhe direkt auf dem Ätna.

Schwärzer und schwärzer wird die Landschaft, durch die das Team der Helmholtz-Allianz ROBEX (Robotische Exploration unter Extrembedingungen) zu ihrem momentanen Arbeitsplatz fährt. Schließlich müssen alle am Rifugio Sapienza in Geländefahrzeuge umsteigen, um die letzten Höhenmeter zurückzulegen. Und dann taucht es mitten im Lavafeld auf - das Base-Camp, in dem seit anderthalb Wochen ein Lander, zwei Rover und mehrere Seismometer auf ihre "Mission" vorbereitet werden. Die Container sind den fast 50 Teammitgliedern von DLR, AWI, Uni Würzburg und TU Kaiserslautern für insgesamt vier Wochen Labor, Werkstatt und Büro zugleich.##markend##

In der Kooperation aus 16 deutschen Forschungsinstituten aus der Tiefsee- und Weltraumforschung soll untersucht werden, wie man in unbekannten, schwer zugänglichen Gebieten möglichst selbständige Rover auf Erkundungstour schickt. Für die Raumfahrer ist nun der Ätna das Testgebiet, in dem die Entwicklungen und Erkenntnisse der letzten fünf Jahre auf die Probe gestellt werden. Poröse Lavakörnchen, in denen die beiden Rover selbst Steigungen meistern müssen, eine Landschaft, die für die Kamera-Augen der Rover auch auf dem Mond liegen könnte, und ein Vulkan, der permanent aktiv ist und von kleineren Erdbeben erschüttert wird - kaum etwas könnte auf der Erde dem Mond ähnlicher sein.

Mit dem Truck durch Italien

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Über unbefestigte Straßen schlängeln sich die Transporter bis auf 2600 Meter
Mit gleich mehreren Containern voller Ausrüstung war ein Teil des Teams über Land und mit der Fähre nach Sizilien gefahren. In den ersten Tagen wurde ausgeladen, aufgebaut, kleinere Transportschäden behoben und ein Kommunikationsnetzwerk auf dem Berg eingerichtet. Am Ende der Mission soll ein Rover schließlich autonom zu einem Lander fahren, mobile Messstationen (Remote Units) abladen und sie an festgelegten Positionen auslegen, um die Aktivitäten des Vulkans und seine verschiedenen Schichten zu messen. Die Kommandos, mit denen der Rover seine Arbeit verrichten soll, kommen dabei aus einem kleinen eingerichteten Kontrollraum im Hotel in Catania.
Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Ein Camp in rauer Umgebung mit ebenso rauem Klima

Auf dem Ätna herrschen dabei allerdings deutlich mehr Wetterphänomene als auf dem Mond: In den ersten Tagen brannte die Sonne auf die Ingenieure und Wissenschaftler herunter, mittlerweile weht ihnen ein fieser Wind entgegen. Unten an der Küste sitzen die Touristen in T-Shirts, Shorts und Flip-Flops in der Sonne, auf dem Ätna hingegen zieht gegen 11.30 Uhr eine Wolkenwand auf, und die Temperatur fällt spürbar. In der irdischen Mondlandschaft machen Sonnenhut und Windjacke fast zeitgleich Sinn. Mal macht das Kommunikationsnetzwerk Zicken, mal hat der Rover kleinere Probleme. Jede Mission hat ihre Krankheiten zu Beginn. Ende Juni/Anfang Juli soll die komplette Mission von Anfang bis Ende reibungslos durchgespielt werden. Bisher hat der Rover schon bewiesen, dass er den Lander RODIN erkennt, ansteuert und dort die Experimente aufnimmt. Auch die Fahrt zu den Ablagepositionen und das Aussetzen der Messinstrumente haben bereits funktioniert.

Hammerschläge und Vulkangrummeln

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Letzte Vorbereitungen und Gesellschaft für LRU-2 bevor er in die unwirkliche Welt aufbricht

Gleich zwei Experimente sollen durchgeführt werden: Zum einen soll der Rover vier Sensorpakete auf der dunklen Oberfläche aussetzen, damit diese - passiv - auf die Aktivitäten des Vulkans lauschen. Zum anderen werden die Planetenforscher auch dafür sorgen, dass Schall durch den Boden fließt: Mit Hammerschlägen werden sie messen, wie die verschiedenen Bodenschichten diese übertragen. Dafür muss der Rover LRU-2 (Lightweight Rover Unit) allerdings von seinen Ingenieuren fit gemacht werden, möglichst selbstständig die wissenschaftlichen Experimente durchzuführen.

Ein Touristengrüppchen stapft ins Base-Camp. Lander, Rover - der Ätna hat neben Lavageröll, Krater und rauchender Bergspitze eine weitere Attraktion bekommen. "Fotografieren dürfen Sie, aber nicht ins Gelände reinspazieren." Die DLR-Planetenforscher fangen die Urlauber ab und erklären, was ROBEX eigentlich macht. Währenddessen fährt der LRU-Rover einige Meter weiter seine Runden. Die Metallräder drehen, bis sie Halt in den Lava-Körnern finden. Fast wie auf dem Mond, nur nicht so abgeschieden.

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Über den Autor

Manuela Braun macht seit 2010 Öffentlichkeitsarbeit für das DLR – und hat sich auf die Raumfahrtthemen spezialisiert. Als ausgebildete Journalistin in Print und Online ist sie am liebsten dort vor Ort, wo Raumfahrt zum Greifen nah ist. zur Autorenseite

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