Raumfahrt | 13. Dezember 2017 | von Heinz-Theo Hammes

Warum hat SOFIA einen Buckel?

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
SOFIA beim Tag der Luft- und Raumfahrt in Köln

SOFIA ist sozusagen der Quasimodo unter den Flugzeugen, denn die Maschine hat im Gegensatz zu ihren eleganten Kollegen, die wir aus dem normalen Flugverkehr kennen, einen Buckel. Heißt das, SOFIA ist unattraktiv? Vielleicht! Ich bin allerdings der Meinung, dass der Buckel die Maschine erst richtig interessant macht, denn hier sind die inneren Werte von SOFIA verborgen: das Teleskop, die Sternkameras und nicht zuletzt das Türsystem - mit allem was dazu gehört. ##markend##

Quelle: Max-Planck-Institut für Radioastronomie
Spektren, die mit dem Instrument GREAT aufgenommen wurden

Dies ist eine echte Besonderheit: Immerhin öffnen wir gewollt und routinemäßig diese Tür während eines Fluges. Bei jedem "normalen" Flug ist so etwas aus gutem Grund strengstens verboten. Wir sind aber ein fliegendes Observatorium und brauchen den freien Blick zum Himmel. Deshalb öffnen wir die Tür, beobachten unsere astronomischen Ziele und betreiben interessante Wissenschaft.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Die Türführung des Flugzeugs

Der Buckel dient vor allem zwei Zwecken. Erstens ist die Türführung darunter verborgen. Er dient aber zweitens auch dazu, den Luftstrom während des Fluges anzuheben und über die Teleskop-Öffnung hinweg zu leiten. Dadurch werden Verwirbelungen verringert, das Teleskop bleibt stabil und wir vermeiden, dass wir als gewaltige fliegende Querflöte ungewollte Töne von uns geben. Laut den ursprünglichen Simulations-Berechnung hätten wir damit einen hübschen Kontra-B-Ton produziert.

Wenn wir beobachten, wird die Tür bei etwa 35.000 Fuß (Flight Level 350 oder FL350), also rund 10.000 Metern Höhe - geöffnet. Darunter wird dann die untere Tür mit einer Blende sichtbar. Die Blende sorgt dafür, dass der Luftstrom am hinteren Ende der Teleskop-Öffnung herausgehoben und auf die Steuerflächen im Heck geleitet wird. Damit bleibt das Flugzeug steuerbar und kann sicher geflogen werden. In der Tat sagen die Piloten, dass SOFIA sich wie eine ganz normale Boeing 747 fliegt und "anfühlt". Auch wenn man bei einem Flug in der Kabine ist, merkt man nicht, wenn die Tür geöffnet oder geschlossen wird. Da "rappelt" nichts und es wird auch nicht lauter. Man kann allerdings sehen, dass die Tür geöffnet wurde, wenn der bisher schwarze Bildschirm der Nachführkameras plötzlich den Sternenhimmel anzeigt.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Blick von außen auf die Türen

NASA hat also mit ihren Rechnungen und Windkanal-Versuchen einen wirklich guten Job gemacht. Wir sehen, Buckel können auch ziemlich cool sein.

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Über den Autor

Heinz Hammes hat Sicherheitstechnik studiert und arbeitet seit mehr als 25 Jahren im DLR Raumfahrtmanagement. Seit 1998 arbeitet er hauptsächlich für das SOFIA-Projekt und leitete die mechanische Integration des Teleskops in das Flugzeug in den USA. zur Autorenseite

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