Sonstiges | 17. Mai 2010 | von Jan Wörner

Neue Technologien - Segen oder Fluch?

Forschung im DLR
Forschung im DLR

Im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags in München fand eine Podiumsdiskussion zur Position der Technik in unserer Gesellschaft statt. Ich war eingeladen, um meine Meinung und die Arbeitsweise des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt einzubringen. Vor rund 2000 Besuchern wurde leidenschaftlich diskutiert....

Teilnehmer des Podiums waren Herr Fell, MdB und energiepolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, Prof. Radkau, Technik- und Umwelthistoriker, und Prof. Dürr, Träger des Alternativen Nobelpreises. Moderiert wurde die Veranstaltung von Wolf von Lojewski, der breiten Öffentlichkeit durch das "Heute"-Journal bekannt. Schon bei der Begrüßung, nach einem technikkritischen "Impulsreferat" von Herrn Radkau und ebenfalls sehr kritischen Anmerkungen von Herrn Dürr, wies Herr von Lojewski darauf hin, dass ich wohl in der Runde eine besondere Rolle habe, da ich der Vertreter der Technik sei. Schließlich stehe das DLR ja für Technik und Technikforschung.

Für mich war gerade der Umstand, dass insbesondere Herr Dürr eine sehr pauschale Kritik der gegenwärtigen und zukünftigen Situation äußerte und nach Applaus möglichst vieler der zirka 2000 Besucher heischte, eine ideale Gelegenheit, das DLR, seine Forschungsthemen und die themenübergreifende Arbeitsweise zu beschreiben. Ich konnte klarmachen, dass wir uns nicht theoretisch mit Gesellschaftskritik befassen, sondern ganz praktisch nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen Lösungen suchen und dabei das Viereck Technik-Ökonomie-Ökologie-Gesellschaft als wichtige Perspektive unserer praktischen Arbeit verwenden. In diesem Zusammenhang konnte ich auch auf das Engagement des DLR in der Europäischen Akademie verweisen, die wir in gemeinsamer Verantwortung mit dem Land Rheinland-Pfalz betreiben. Es zeigte sich einmal mehr, wie hervorragend das DLR positioniert ist und in der Öffentlichkeit anerkannt wird: Das Publikum, das auf einem ökumenischen Kirchentag erfahrungsgemäß eher kritisch gegenüber allzu technikverliebten Zukunftsvisionen ist, machte durch seine Kommentare und Fragen, die während der Diskussion eingesammelt und zum Teil vorgetragen wurden, klar, dass die oft zitierte, pauschale Technikfeindlichkeit mittlerweile einer rationalen Betrachtung mit Forderung nach verantwortlicher Technikweiterentwicklung gewichen ist. Die Tatsache, dass die Abkürzung DLR weitgehend bekannt, die Bezeichnung "die Gesellschaft" statt "das Zentrum" jedoch verwendet wurde, gibt uns Anlass, die entsprechenden Markenbemühungen fortzusetzen.


Bild: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) forscht in den Bereichen Luftfahrt, Weltraum, Verkehr und Energie. Quelle: DLR.

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite