Raumfahrt | 16. Dezember 2010 | von Jan Wörner

Happy Holidays! Kooperation und Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten

Kurz vor Weihnachten lädt das DLR-Büro in Washington D.C. zu einem Empfang unter dem Motto "Happy Holidays!" ein. Verschiedene US-amerikanische Partner aus der Luft- und Raumfahrt werden eingeladen, um in lockerer Atmosphäre das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und zugleich Pläne für die Zukunft zu schmieden. In diesem Jahr stand der Empfang für mich allerdings am Ende einer sehr interessanten Dienstreise, die mich quer durch die USA führte und mit vielen unserer dortigen Partner zusammenbrachte.

Zunächst flog ich von Frankfurt nach Los Angeles, um in der Nähe von Palmdale das Air Force Research Laboratory (AFRL) der Edwards Air Force Base zu besuchen, mit dem das DLR in vielen grundlegenden Fragen wie zum Beispiel der Antriebstechnik intensive Kontakte unterhält. Die Besichtigung der Labors und der aktuellen Forschungsaktivitäten, zum Beispiel im Bereich der elektrischen Antriebe, wurde ergänzt durch eine Diskussion über aktuelle und zukünftige Kooperationen.

NASA JPL, aerial view. Credit: NASA/JPL.Von dort ging es weiter zum NASA Jet Propulsion Laboratory - kurz JPL - in Pasadena. Das JPL ist eine besondere Einrichtung, denn trotz seines Status als NASA Center steht es "nur" in einem Vertragsverhältnis zur NASA und wird vom California Institute of Technology, kurz Caltech, bei dem auch das gesamte Personal angestellt ist, administriert und betrieben. Zwei aktuelle Mondmissionen, bei denen wir vom DLR Beiträge leisten wollen, wurden mir vorgestellt. Besonders spannend ist Moonrise: Hier will man auf der Rückseite des Mondes landen, Proben sammeln und diese zur Erde zurückbringen. Parallel arbeitet JPL an einer Vielzahl anderer Missionen wie beispielsweise Mars Science Laboratory, einer neuen Mission zum Roten Planeten, deren wichtigster Bestandteil ein sehr großer, schwerer Rover ist.

Gemeinsam mit JPL führen wir von deutscher Seite aus (DLR und GeoForschungsZentrum Potsdam) seit vielen Jahren das Projekt GRACE (Gravity Recovery And Climate Experiment) zur Untersuchung des Erdschwerefelds sehr erfolgreich durch. Eine besondere Idee ist die Kombination deutscher und amerikanischer Technologie zur Entwicklung einer "Tandem"-Radarmission im L-Band. Der große Erfolg der TerraSAR-X/TanDEM-X-Mission hat uns hier den Status eines besonders erwünschten Partners gebracht. Allerdings ist auf deutscher Seite die Finanzierung noch nicht gesichert. Gemeinsam mit anderen Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft (UFZ, GFZ u.a.) suchen wir derzeit nach Möglichkeiten.

SOFIA - Das fliegende Infrarot-Observatorium. Bild: NASA.Nächster Besuchspunkt war das NASA Ames Research Center in der Nähe von San Francisco. Auch hier gibt es zahlreiche Kooperationen mit dem DLR, sowohl in der Luftfahrt als auch in der Raumfahrt. Ein aktueller Schwerpunkt der Arbeiten in Ames ist die wissenschaftliche Begleitung des SOFIA-Projektes. SOFIA (Stratospheric Observatory For Infrared Astronomy) ist ein von NASA und DLR gemeinschaftlich finanziertes Projekt, bei dem mithilfe eines in eine modifizierte Boeing 747SP integrierten 2,7-Meter-Teleskops astronomische Beobachtungen weitgehend oberhalb der störenden irdischen Lufthülle durchgeführt werden können. Die eindrucksvollen Ergebnisse der ersten wissenschaftlichen Flüge wurden uns vorgestellt sowie verschiedene zukünftige Kooperationsideen diskutiert.

Unterzeichnung eines bilateralen Rahmenabkommens zwischen NASA und DLR. Bild: NASA.Der letzte Ort meiner USA-Reise war Washington D.C., wo neben der im Sommer vereinbarten Unterzeichnung eines Rahmenabkommens zwischen NASA und DLR sowie der Unterzeichnung der Mitgliedschaft im virtuellen Lunar Science Institute (LSI) die Aufzeichnung einer Folge von Masters with Masters stattfand. Hierbei standen NASA-Administrator Charles Bolden und ich Moderator Ed Hoffman Rede und Antwort. Es ging nicht nur um gemeinsame Ideen und Projekte, sondern vor allem auch um persönliche Reflektionen, die unseren Werdegang sowie unser Handeln und Denken beleuchten sollten. Einen kurzen Ausschnitt kann man bereits hier sehen, die komplette Aufzeichnung wird im Januar auf www.DLR.de und www.nasa.gov veröffentlicht.

Masters with Masters Logo. Credit: NASA.Vor dieser Veranstaltung hatte ich am Morgen bereits Gelegenheit, bei einem Business-Breakfast der Space Transportation Association im United States House of Representatives vor Vertretern der Politik und der Wirtschaft die deutschen Aktivitäten und insbesondere die deutsche Raumfahrtstrategie vorzustellen. Nach einer nachmittäglichen Pressekonferenz im DLR-Büro Washington fand dann am Abend der Empfang mit vielen US-amerikanischen Partnern und Freunden, aber auch mit Vertretern anderer Nationen (zum Beispiel Kanada und Japan), statt. Beste Stimmung und zukunftsgerichtete Gespräche passten ideal zusammen. Hier wie auch in allen vorangegangenen Gesprächen war die Vorstellung der Raumfahrtstrategie der Bundesregierung Dreh- und Angelpunkt der raumfahrtbezogenen Diskussionen. Immer wieder wurde die Raumfahrtstrategie mit Interesse aufgenommen und sehr positiv beurteilt.

Den letzten Tag der Reise nutzten wir dann zu Gesprächen mit der Deutschen Botschaft und Vertretern der Bundeswehr, um die Unterstützung diverser Aktivitäten des DLR in den USA abzusichern. Rundum also eine Reise mit vielen Höhepunkten, die hoffentlich ihre Wirkung in der Intensivierung der Kooperation mit den verschiedenen Partnern in den USA noch entfalten wird.

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite