Raumfahrt | 27. August 2012 | von Jan Wörner

Eine politische Woche - mit traurigem Ende

In der vergangenen Arbeitswoche bekam das DLR besonders viel politische Aufmerksamkeit: Drei Bundesminister, ein Landesminister und zwei Staatssekretäre gaben sich die Klinke in die Hand. Derartige Kontakte sind für das DLR von immenser Bedeutung, da wir hier - anstelle einer quantitativen Bilanz im Sinne "Was passiert mit den Steuergeldern?" - unsere Forschung vor Ort erklären können. Das Wochenende stand dann leider ganz im traurigen Zeichen des Todes einer großen Persönlichkeit: Neil Armstrong.





Bundesforschungsministerin Annette Schavan zu Besuch im DLR Oberpfaffenhofen. Bild: DLR, CC-BY.
Annette Schavan (rechts) überreicht den "Schlüssel" für HALO an Jan Wörner (links) und Andreas Wahner (Mitte). Bild: DLR, CC-BY.

Am Montag, 20. August 2012, besuchte Bundesforschungsministerin Annette Schavan den DLR-Standort Oberpfaffenhofen, um das Forschungsflugzeug HALO der Wissenschaft zu übergeben. Nach vielen Jahren intensiver Arbeit ist der Jet vom Typ Gulfstream G550 nun in der Lage, sehr anspruchsvolle Wissenschaftsmissionen im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte durchzuführen. Die Arbeiten betrafen nicht nur den Umbau zum fliegenden Forschungslabor, sondern auch die erforderliche Genehmigung zur sicheren Nutzung des Flugzeugs. Frau Prof. Schavan nutzte den Besuch auch, um sich über andere Projekte vor Ort zu informieren wie beispielsweise zu Robotik und Erdbeobachtung.

Backofen für Faserverbundbauteile: DLR nimmt weltweit größten Forschungsautoklaven in Betrieb. Bild: DLR, CC-BY.Nach einem "ministerfreien Dienstag" besuchte der niedersächsische Wirtschaftsminister Jörg Bode am Mittwoch, 22. August 2012, den DLR-Standort Stade, um unseren neuen Forschungsautoklaven einzuweihen. In der riesigen "Bratröhre" (Außenlänge 27 Meter, Außendurchmesser 6,5 Meter, Temperaturen bis 420 Grad Celsius) können unsere Wissenschaftler große Bauteile aus kohlestofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) unter großem Druck aushärten. Damit wollen wir die Lücke zwischen Laborversuchen und industrieller Herstellung schließen.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Röslerzu Besuch im DLR-Stuttgart. Bild: DLR, CC-BY.
Großes Medieninteresse beim Besuch von Philipp Rösler. Bild: DLR/Eppler, CC-BY.

Rösler mit NadeBundeswirtschaftsminister Philipp Rösler besuchte uns einen Tag später in Stuttgart. Spezielles Thema seines Besuchs war die Speichertechnologie, die für das Gelingen der Energiewende eine zentrale Bedeutung einnimmt. Im Detail konnte sich der Minister über unsere Forschung im Bereich der alternativen synthetische Brennstoffe sowie thermischen und chemischen Speicher informieren und sich ein Bild über den Stand der Arbeiten machen. Indem Minister Rösler sich die DLR-Nadel ans Revers steckte, identifizierte er sich mit uns und drückte so seine Anerkennung der besichtigten Forschungsarbeiten aus.


Am Freitag begrüßten wir Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im DLR Oberpfaffenhofen. Neben allgemeinen Themen stand hier das Thema Sicherheit im Vordergrund. Ihr besonderes Interesse fanden unsere Aktivitäten zu Fragen der Atmosphärenforschung, im Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) sowie unsere Arbeiten zum Thema Entscheidungsunterstützung.

 

 

 

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im DLR Oberpfaffenhofen. Bild: DLR, CC-BY.
Im Bild (von links nach rechts): Rainer Hange, Mitglied des FDP-Kreisvorstands Starnberg, Klaus Breil, Mitglied des Bundestags und Energiepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion aus dem Wahlkreis Weilheim, Prof. Dr. Markus Rapp, Direktor des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Rainer Sobek, Ortsvorsitzender der FDP Krailling, Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR. Bild: DLR, CC-BY.

Mit Staatssekretär und Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt Peter Hintze bereiteten wir die ESA-Ministerkonferenz vor und diskutierten das Thema Fluglärm. Bei beiden Themen nimmt das DLR aufgrund seiner Kompetenzen eine Schlüsselfunktion ein.

Neil Armstrong. Bild: NASA.
Bild: NASA.

Am Wochenende erreichte uns alle dann die traurige Nachricht vom Tod Neil Armstrongs. Zweifellos gebührt Neil Armstrong der globale Anspruch, der erste Mensch gewesen zu sein, der seinen Fuß auf einen anderen Himmelskörper gesetzt hat. Ihm selbst aber war nicht der erste Schritt auf dem Mond, sondern zeitlebens die Leistung, die ihn ermöglichte, wichtiger. Er hat immer wieder auf die Ingenieurleistung, die hinter der Mondlandung steckt, verwiesen. Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich beide Astronauten, deren Landung auf dem Mond ich live als Kind verfolgt hatte, persönlich kennen lernen durfte. Das Charisma von Neil Armstrong und seine Auffassung sollten uns über die Raumfahrt hinaus ein Symbol und eine Aufforderung sein. In meiner Anteilnahme an den NASA Administrator Charles Bolden habe ich das in diese Worte gefasst:

“Neil Armstrong was and is for me a person who pioneered the path for exploration as a human heritage in all fields. His personal attitude of prioritizing engineering beyond public attention is a guideline for ever.”

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite