Raumfahrt | 19. April 2013 | von Jan Wörner

National Space Symposium in Colorado Springs

Seit 28 Jahren findet alljährlich in Colorado Springs, USA, das National Space Symposium statt. Seit Jahren ist das DLR mit seinen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten präsent und mittlerweile über die Rolle eines "einfachen Teilnehmers" weit hinausgewachsen. Auch in diesem Jahr war eine DLR-Delegation vor Ort und nahm aktiv durch Vorträge und die Ausstellung teil.

Das National Space Symposium war über Jahre eher ein "Geheimtipp" für ausländische Organisationen. Mittlerweile ist es durch Teilnehmer aus 24 Ländern zunehmend internationaler geworden und hat sich zu einem jährlichen Magnet der Raumfahrtcommunity, speziell der Raumfahrtindustrie entwickelt.

In diesem Jahr war die aktive Beteiligung des DLR in mehreren Bereichen eingeplant:

Schon vor der Eröffnung des Symposiums am 8. April 2013 konnte ich morgens in einem Dialog mit "Young Space Leaders" Vorstellungen austauschen. Nach einem Kurzvortrag über meine Ideen zur zukünftigen Positionierung in der Raumfahrt rief ich zum "reverse mentoring" auf, einer sehr spannende Diskussionsform, die über das übliche "Frage-Antwort-Spiel" hinausging.

Am Nachmittag desselben Tages starteten wir gemeinsam mit dem Ausrichter des Symposiums, der Space Foundation, einen "Round Table" zur Intensivierung der deutsch-amerikanischen Interaktion in der Raumfahrt. Der vorgesehene Raum erwies sich als viel zu klein, da das Interesse deutlich größer als erwartet war. Mit dem Abkommen zwischen DLR und Space Foundation wird u.a. eine deutsch-amerikanische Dialogplattform zur Stärkung der industriellen und wissenschaftlichen Beziehungen geschaffen.

Die hohe Aufmerksamkeit, die der deutschen Delegation entgegengebracht wurde, belegte erneut den hohen Stellenwert, den die deutsche Raumfahrt im Allgemeinen und das DLR im Besonderen genießt. In vielen bilateralen Gesprächen mit amerikanischen Raumfahrtakteuren konnten nicht nur Meinungen und Informationen ausgetauscht, sondern auch Ansätze zur Intensivierung zukünftiger Kooperationen entwickelt werden. Mit amerikanischen Vertretern konnte die Veränderung des Raumtransports durch die neuen kommerziellen Entwicklungen thematisiert und Ansatzpunkte für Kooperationen diskutiert werden. Das Thema der Regelung des Luftverkehrs im allgemeinen und unter besonderer Berücksichtigung zukünftiger Suborbitalmissionen wurde mit Vertretern der Bundesluftfahrtbehörde der Vereinigten Staaten FAA besprochen.

Während des gesamten Symposiums zeigte das DLR in einem Ausstellungsbeitrag aktuelle Themen, die das Interesse vieler Besucher weckte und durch seine unmittelbare Darstellung viele überzeugte: Laserkommunikation sowie die Fusion von Radar- und Optikdaten.

Darüber hinaus boten die Präsentationen innerhalb des Symposiums die Möglichkeit eines Einblicks in die aktuelle Situation der Raumfahrt in verschiedenen Ländern, insbesondere in den USA und in Japan.

In einem Panel, das die Chefs von Raumfahrtagenturen zusammenführte, konnte ich in einem Einführungsvortrag zentrale Fragen der Raumfahrt ansprechen. Die Darstellung konzentrierte sich auf die Motivation für Raumfahrtaktivitäten. Mein Plädoyer lautete, dass wir uns zunächst um die Frage des "Warum" kümmern sollten, anstatt im Nachgang die für die Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spannenden Missionen und Projekte zu begründen. In diesem Zusammenhang wurde auch die "Asteroid Lasso"-Mission diskutiert, die mir NASA-Chef Charlie Bolden morgens während eines längeren Telefongesprächs zur Situation des NASA-Budges erläutert hatte. Die Motivation seitens der Amerikaner lautet hier "Pioneering" und Technologieentwicklung.

Die Mission, die das robotische "Einfangen" eines Asteroiden in eine Mondumlaufbahn und nachfolgend eine bemannte Mission zu dem Asteroiden vorsieht, wird sicherlich große Faszination, insbesondere durch den geplanten astronautischen "Besuch" - Landung kann man es bei der geringen Größe des Asteroiden nicht nennen - ausüben. Gerade der robotische Teil der Mission hat aber auch das konkrete Gefahrenpotenzial durch Asteroiden im Blick, für das wir bisher weder durch Erkennung noch durch Gefahrenabwehr ausreichend vorbereitet sind. Seitens der NASA besteht großes Interesse an einer deutschen Beteiligung. Hier könnten wir unsere besonderen Kompetenzen in der Robotik sehr wirkungsvoll einbringen.

Bild oben: Jan Wörner (DLR) und Elliot Pulham (Space Foundation).
Bild unten: Paneldiskussion während des National Space Symposiums.
Quelle: DLR (CC-BY 3.0).

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite