Sonstiges | 26. August 2013 | von Jan Wörner

Sommerzeit-Urlaubszeit

Das Betriebsgelände des DLR in Köln
Das Betriebsgelände des DLR in Köln

Oder: Alle Jahre wieder. Auch für den Sommer 2013 hatte ich Urlaub geplant, insbesondere mit dem klaren Ziel der Erholung und des Kraftschöpfens für einen der schönsten Berufe der Welt, nämlich Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Die Begeisterung für das DLR und seine erfolgreiche Weiterentwicklung sowie die durch die moderne Technik abgesicherte allgegenwärtige Erreichbarkeit führten dann (leider) dazu, dass ich den Urlaub massiv abgekürzt habe.

Nicht erst seit dem ich im Amt bin wird die Einheit des DLR als Forschungszentrum, Raumfahrtagentur und Projektträger als besonders wertvoll anerkannt. Die von meinem Vor-Vorgänger Prof. Walter Kröll erreichte Zusammenführung von DARA (Deutsche Agentur für Raumfahrtangelegenheiten) und der damaligen DLR zu dem heutigen DLR und die klare auch gesetzlich abgesicherte Positionierung des DLR (Raumfahrtaufgabenübertragungsgesetz) hat zu einer sehr positiven weltweiten Anerkennung geführt. Umso verwunderlicher und unverständlicher ist es, dass dieser Zusammenschluss seit Beginn von einigen Kräften immer wieder in Frage gestellt wurde.

Eine objektive Analyse der Situation belegt rasch, dass die wirklichen Herausforderungen, die wir zu bearbeiten haben, nicht in der Monstranz der angeblich notwendigen Trennung der Ausrichtung von Verwaltungsaufgaben und Forschungsaufgaben liegen, sondern in der Kohärenz und Konsequenz der Umsetzung gesellschaftlicher Erwartungen und politischer Zielsetzungen nicht nur für das DLR. Dabei geht es einerseits um eine klare Linie für Forschung und Technologie im nationalen, europäischen und internationalem Rahmen und andererseits um die Entwicklung organisatorischer Strukturen, um effizient und effektiv arbeiten zu können.

DLR Logo

Derzeit arbeiten wir an einer umfassenden Positionierung des DLR in allen unseren Arbeitsbereichen.
Grundlagen sind z.B. die nationale Raumfahrtstrategie, Empfehlungen auf Europäischer Ebene (Flightpath 2050) und die Luftfahrtstrategie der Bundesrepublik. In der Luftfahrtstrategie wird u.a. auch ein Beratungsgremium für das DLR definiert, um die Bedürfnisse der Luftfahrt insgesamt stärker bei der internen Forschungsplanung zu berücksichtigen. Entsprechendes ist für alle Forschungsbereiche (Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit) denkbar. Wichtig ist, den Charakter dieser Gremien klar in der Beratung zu sehen, um nicht die bereits vorhandenen formalen Gremien (Senat etc.) in ihrer Kompetenz zu duplizieren und entgegen den Vorgaben des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes die Anzahl der Gremien beliebig zu erhöhen. Es entspricht dem gerade verabschiedeten Wissenschaftsfreiheitsgesetz und der mittlerweile gewachsenen klaren Überzeugung, dass nur dezentrale, wissenschaftsnahe Entscheidungen, ggf. auf der Grundlage politisch festgelegter Ziele, zum Erfolg führen.

Das DLR-Gelände in Köln
Das DLR-Gelände in Köln, Sitz der Hauptverwaltung

Das DLR hat mit Senat, Senatsausschuss, Ausschuss der Zuwendungsgeber, Ausschuss für Raumfahrt, Ausschuss für Berufungsangelegenheiten, Dialogplattform, Institutsbeiräte u.v.m. in ausreichender Anzahl Gremien, in dem alle Stakeholder von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft Sitz und Stimme haben, weiterer formaler Gremien bedarf es aus meiner Sicht nicht. Natürlich ist es wichtig, dass man in Deutschland Fragen wie die zukünftigen Aktivitäten in der Luftfahrt angeht. Dazu bedarf es eines übergreifenden, informellen Ansatzes.
Die größte Gefahr für die Zukunft ist der Erfolg der Gegenwart. Diese Binsenweisheit ist zugleich Aufforderung, die derzeitigen Strukturen, Prozesse, Zuständigkeiten und Verfahren unter Berücksichtigung heutiger und zukünftiger Herausforderungen hinsichtlich Effizienz und Effektivität zu überprüfen, um ggf. Verbesserungen zu etablieren. Grundlagen sind bewährte und gesetzte Aspekte wie z.B. die Einheit des DLR und die programmatische Ausrichtung. In Diskussionen mit Internen und Externen gilt es, Vorstellungen zur Optimierung zu entwickeln, um den Aufträgen als Forschungszentrum, Raumfahrtagentur und Projektträger auch in Zukunft gerecht zu werden.

Auch wenn die Bedeutung des DLR national und international hochgeschätzt ist und deshalb eine beruhigende Grundlage darstellt, ist gleichwohl - durchaus lästige - Wachsamkeit erforderlich, um für das DLR gefährliche Aktionen z.B. in der turbulenten Vorwahlzeit zu erkennen und zu bekämpfen, schließlich geht es um das hohe Gut DLR.


Bilder: DLR

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite