Raumfahrt | 29. April 2014 | von Jan Wörner

Manfred Fuchs – ein Pionier der deutschen Raumfahrt hat uns für immer verlassen

Manfred Fuchs ist am 26. April 2014 in seinem Ferienhaus in Südtirol einem Herzinfarkt erlegen. Über seinen Lebenslauf, sein unternehmerisches Handeln und seine politischen Aktivitäten wird in den nächsten Tagen von verschiedenen Seiten sicherlich viel berichtet. Für mich ist der Verlust auf persönlicher Ebene der zentrale Aspekt. Deshalb ist dieser Blog insbesondere der Person, nicht der Persönlichkeit Manfred Fuchs gewidmet.

Vor sieben Jahren, unmittelbar nach meiner Wahl zum Vorstandsvorsitzenden des DLR, lernte ich die Familie Fuchs kennen und schätzen. Dabei spielte Manfred Fuchs immer eine besondere Rolle. Ja, er war das Familienoberhaupt, auch wenn er immer mit seiner "untergeordneten" Rolle innerhalb des Unternehmens kokettierte. Je näher man ihn kennenlernte, umso mehr wurden seine Qualitäten jenseits der Profession sichtbar und die waren es, die mich immer besonders beeindruckten. So nahm er Stimmungen und Verstimmungen schnell wahr, versuchte immer wieder auch auf der persönlichen Ebene alles zu tun, damit die Chemie stimmt. Und es gelang ihm. Dabei spielten die "Rangabzeichen" keine Rolle. In schwierigen Situationen konnte man sich seiner Empathie und Bereitschaft zu helfen, stets gewiss sein.

Diese auch für Außenstehende schnell erkennbaren, menschlichen Qualitäten sind bei der Betrachtung der familiären Situation sichtbar. Dem Sohn, obwohl nicht unmittelbar in die fachlichen Fußstapfen der Eltern folgend, wurde zu gegebener Zeit die Möglichkeit eröffnet, in das bereits gut dastehende Unternehmen einzusteigen und ihm seinen eigenen Stempel aufzudrücken. So trivial und vernünftig dieser Schritt war, so selten ist er gerade in Familienunternehmen zu beobachten: Meist beharren die "Älteren" auf ihrer Dominanz aufgrund der zweifellos geleisteten Aufbauarbeit. Manfred Fuchs und seine Frau Christa erkannten die Chancen, die die Verantwortungsweitergabe an Marco Fuchs boten und sicherten dadurch den heutigen Erfolg von OHB. Zugleich zog sich Manfred Fuchs aber nicht aus der Raumfahrt-Community zurück, sondern war überall, weltweit präsent, fast immer gemeinsam mit seiner Frau.

Die Familie Fuchs war und ist damit aus der Raumfahrtszene nicht mehr wegzudenken. Der plötzliche Tod von Manfred Fuchs erschüttert uns alle und erfüllt uns mit tiefer Traurigkeit. Darüber hinaus empfinde ich insbesondere eine große Dankbarkeit, dass ich diesen herausragenden Menschen kennen lernen durfte. Er war und ist für mich mehr als der Chef eines Unternehmens: ein Bild von einer Person mit höchsten menschlichen Qualitäten. Danke Manfred Fuchs.

Bild: Manfred Fuchs während eines Besuchs des DLR in Köln 2012. Quelle: DLR (CC-BY 3.0).

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite