Raumfahrt | 22. Juni 2010

Schichtbetrieb im Kontrollraum

Als Mission Operations Director des Raumfahrtkontrollzentrums in Oberpfaffenhofen bin ich verantwortlich für den Betrieb des TanDEM-X-Satelliten. Die ersten Tage nach dem Start sind immer die spannendsten, da man natürlich nicht wissen kann, ob der Satellit den Start gesund überstanden hat. Um diese Phase so gut wie möglich abdecken zu können, arbeiten wir die erste Woche in Schichten rund um die Uhr, um für alle Fälle bereit zu sein. In diesem und den nächsten Blogs werde ich ein bisschen von der Stimmung und den Aufgaben im Kontrollraum berichten.

1. Missionstag TanDEM-X:

Nachdem wir uns am Montag früh etwa gegen 2 Uhr lokaler Zeit im Kontrollraum getroffen hatten, war meine Hauptaktivität die Kommunikation mit dem Startplatz in Baikonur mit den wechselseitigen Bestätigungen, das auf beiden Seiten immer noch alles "grün" war. Während wir dem geplanten Startzeitpunkt um 4.14 Uhr lokaler Zeit immer näher kamen, stieg nicht nur die Häufigkeit der Statusmeldungen, sondern auch unsere Nervosität. Kurz vor dem Start konnten wir dann eine direkte Verbindung mit einem russischen Übersetzer schalten, der uns live die russischen Kommentare aus dem Kontrollbunker übersetzte.

20 Minuten vor dem Start ging es los: Alle Systeme meldeten "grün", über die Live-Video-Übertragung konnten wir dann direkt den Raketenstart in den blauen Himmel von Baikonur verfolgen. Der erfolgreiche Start liess dann schon die ersten Steine vom Herzen fallen! Währenddessen informierte uns der Übersetzer weiter, wie sich die erste, dann die zweite und schliesslich die dritte Stufe löste und zuletzt über die geglückte Trennung von TanDEM-X von der Oberstufe. Jetzt blieb als letzte Gefahr nur noch, dass der Satellit den Start nicht überstanden haben könnte. Aber das gute Gefühl, das uns während des ganzen Startvorgangs begleitet hatte, trog nicht, und 15 Minuten nach der Trennung empfingen wir die ersten Signale von unserer Antarktis Station Troll.

Dem spontanen Jubel im Kontrollraum musste dann erst einmal Einhalt geboten werden, um die ersten Aktivitäten wie z.B. die Anforderung erweiterter Statusdaten und das Einschalten des GPS-Empfängers erledigen zu können. Nach dem Kontakt freuten wir uns dann um so mehr - erst nach ausgiebigem gegenseitigem Gratulieren ging es dann wieder an die Arbeit.

Im Folgenden wurden dann die Checkout-Aktivitäten gestartet, unter anderem die genaue Analyse der Sensoren und Aktuatoren, die zu Anfang im Einsatz sind. Ein Hauptaugenmerk lag auf der Lageregelung mittels Sternkameras und Reaktions- oder Drallrädern. Während die Sternkameras durch Vergleich der aktuellen Sternbilder mit einem gespeicherten Katalog die relative Lage des Satelliten zur Erde bestimmen, erzeugen die Drallräder den nötigen Impuls zur aktiven Lageregelung. Je nachdem wie schnell sich die Drehgeschwindigkeit der Räder ändert, desto stärker der Impuls.

Um 10 Uhr lokal machte sich dann die erste Schicht nach einer langen Nacht leicht erschöpft, aber erfolgreich auf den Heimweg, während die zweite Schicht voller Tatendrang übernahm.

Die nächsten Tage stehen dann die weiteren Checks der Satellitensysteme, vor allem natürlich des Radars, an.

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