Energie | 15. März 2013 | von Ulrich Wagner

Nicht nur die Kosten, auch den langfristigen Nutzen der Erneuerbaren Energien im Blick behalten!

Umweltminister Peter Altmaier hat vergangene Woche für viel Aufsehen und Aufregung gesorgt, als er seine Kostenschätzung für die Energiewende in Höhe von 1000 Milliarden Euro der Öffentlichkeit präsentierte. Wie sollen wir diese Aussagen bewerten?

 

 

 

 

 

  • Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende weltweit einmalige Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz, zum Ausbau der erneuerbaren Energien und der Minderung des CO2-Ausstoßes. Das sind große Herausforderungen, die mit der einfachen Weiterentwicklung der heutigen Technologien nicht erreichbar sind. Für den erfolgreichen Umbau des Energiesystems brauchen wir nicht nur neue, noch effizientere Technologien, wir brauchen auch neue Markt-, Planungs- und Betriebsstrukturen von der Erzeugung bis zum Verbraucher. 
  • Es wäre naiv zu glauben, dass die Kosten für die Energiewende keine volkswirt-schaftliche Dimension erreichen. Über die kommenden Jahrzehnte werden Staat und private Haushalte viel investieren müssen. Je nach Berechnung kommt man hier auf erschreckend hohe Zahlen.
  • Diese Zahlen relativieren sich schnell, wenn man nicht nur die Kosten, sondern auch den volks- und betriebswirtschaftlichen Nutzen einrechnet. So können wir erhebliche Kosten einsparen, weil wir weniger teure fossile Energieträger einkaufen müssen. Laut Berechnungen des DLR summieren sich die Einsparungen, die durch den Umbau der Energieversorgung möglich sind, auf 300 bis 400 Milliarden Euro.
  • Mit den nun anstehenden Aufwendungen realisieren wir ein Energiesystem, das zukünftig weitgehend auf erneuerbaren Energien, in Verbindung mit deutlichen Effizienzsteigerungen in allen Anwendungsbereichen basiert. Laut Berechnungen des DLR amortisieren sich diese zusätzlichen Aufwendungen in einem Zeitraum von rund 30 Jahren, danach ist die Kostenbilanz der Energiewende positiv.

 

Bild: Boden spiegelt sich im Parabolspiegel eines Solarkraftwerks, Quelle: DLR/Steur.

Die Ziele der Energiewende stellen eine historisch einmalige Chance und Herausforderung dar, unsere energieintensive Industriegesellschaft zukunftsfähig zu gestalten. Die dazu erforderlichen technologischen Neuentwicklungen sowie die neuen energiewirtschaftlichen und marktlichen Systemansätze sind gleichermaßen in allen Regionen der Erde anwendbar. Wenn wir die Forschungsbemühungen konsequent fortsetzen und weiter steigern, hat Deutschland die große Chance hier eine Technologieführerschaft mit vielen Exportmöglichkeiten zu erreichen.

Die Energiewende kostet Geld, das steht außer Frage, gerade deshalb dürfen wir den langfristigen volkswirtschaftlichen Nutzen nicht aus den Augen verlieren. Als Energieforscher können und wollen wir dazu beitragen, dass die Kosten nicht so hoch ausfallen, wie derzeit befürchtet.

Bild oben: Prof. Dr. Ulrich Wagner, DLR-Vorstand für Energie und Verkehr, Quelle: DLR

 

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Über den Autor

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Wagner war bis 1. März 2015 als Vorstand für die Schwerpunkte Energie und Verkehr im DLR tätig. In seiner Promotion an der TU München befasste Wagner sich mit dem Thema "Energieausbeute von Traktionsbatterien" in Elektroautos. zur Autorenseite