Raumfahrt | 28. August 2013 | von Christian Grimm

Erste Bewährungsprobe auf japanischem Boden

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Das MASCOT-Engineering Model mit durchsichtigen Kunstoffwänden

Der Asteroidenlander MASCOT soll Anfang des nächsten Jahres an die japanische Raumfahrtagentur JAXA ausgeliefert werden, um ihn in die Trägersonde Hayabusa2 zu integrieren und für den Start Ende 2014 vorzubereiten. Bis dahin ist es noch ein langer Weg, dennoch bleibt wenig Zeit!


Die erste Bewährungsprobe auf japanischem Boden hat die kleine Box vom DLR nun aber erfolgreich gemeistert. Die erste große Hayabusa2-Testkampagne, der Initial Integration Test (kurz "IIT"), wurde von Anfang März 2013 bis Ende Mai 2013 bei der japanischen Raumfahrtagentur JAXA auf dem Campus des Institute of Space and Astronautical Science (ISAS) in Sagamihara, Japan, durchgeführt. Bei dieser Kampagne wird das Spacecraft zum ersten Mal komplett mit allen Subsystemen zusammengesetzt und deren Kommunikationstüchtigkeit über die Schnittstellen des Satellitenbusses untersucht.

 

 

 

 

 

Teamkollegen beim ersten Kommunikationstest
Ross Findlay (DLR Liaison Officer bei der JAXA) und Nawarat Termtanasombat (OBC und Softwareexpertin) beim ersten Kommunikationstest

 

 

 

Das erste MASCOT-Engineering Model oder auch IIT-Modell, wie wir es bezeichnen, sieht noch nicht gerade wie ein richtiges Spacecraft aus. Die Kunststoffwände sind durchsichtig und ähneln eher einer Schaubox für eine Ausstellung. Die wissenschaftlichen Instrumente sind durch Massendummies aus Aluminium ersetzt, und die elektrischen Kabel hängen lose und ungeordnet im Inneren herum. Auch die äusseren Platinen, die die Sensorköpfe der Nutzlast (Payload) simulieren, erinnern eher an "MacGyver".

Anpassung der thermischen Isolation von MASCOT im Reinraum
Anpassung der thermischen Isolation von MASCOT im Reinraum

Wenn man lediglich diese Box vor sich auf dem Tisch stehen hat, kommt nicht unbedingt das Gefühl auf, dass dieses Element in ein paar Jahren auf einem fernen Asteroiden landen soll, um von dort die ersten wissenschaftlichen Erkenntnisse direkt von der Oberfläche zurück zur Erde zu senden. Doch das einfache Design hat einen Grund! Die IIT-Kampagne verlief parallel zu den in Bremen stattfindenden Tests, die das aktuelle MASCOT-Model auf seine mechanischen und thermischen Eigenschaften untersuchen. Aus diesem Grund musste ein eigenständiges und lediglich auf den Zweck angepasstes Model für den IIT entworfen und bestückt werden. So war es möglich, in einem knappen Zeitfenster zu bleiben und gleichfalls kosteneffizient diese Kampagne zu bestreiten.


Das MASCOT-Engineering Model mit durchsichtigen Kunstoffwänden

Doch auch wenn unscheinbar von außen, im Inneren steckt doch mehr als das Auge vermutet. On-Board-Computer, Stromverteilung, Antennen und Kommunikationsmodule geben dem IIT-Model die Möglichkeit, mit Hayabusa-2 zu kommunizieren und Daten auszutauschen. Diese funktionalen Tests wurden während der IIT-Kampagne gleich mehrmals durchgeführt, und auch wenn noch nicht alle Telemetrie Daten vollständig empfangen wurden, waren diese ersten Verbindungsversuche mit der Muttersonde und dem japanischen Kommunikationssystem im Allgemeinen sehr erfolgreich. Die gesammelten Daten wurden zur weiteren Analyse zum Kontrollzentrum nach Köln (MUSC) weitergeleitet. Dieses übernimmt während des späteren Fluges auch die Steuerung von MASCOT.

Erfolgreiche Erstintegration von MASCOT an der japanischen Muttersonde Hayabusa-2
Erfolgreiche Erstintegration von MASCOT an der japanischen Muttersonde Hayabusa-2

Ein weiterer Meilenstein war die Erstintegration von MASCOT in seinen vorbestimmten Platz an der Trägersonde Hayabusa-2. Beim ersten Versuch im März hatten sich noch Probleme bei der Passgenauigkeit der thermischen Isolation (MLI) gezeigt. Diese wurden aber noch innerhalb der Kampagne durch eine kleine Designänderung behoben und die Verifikation der Passgenauigkeit sowie alle anderen mechanischen Schnittstellen konnte bestätigt werden!

 

Alle Bilder: DLR (CC-BY 3.0)

 

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Über den Autor

Christian Grimm arbeitet seit 2012 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im DLR am Institut für Raumfahrtsysteme in der Abteilung Explorationssysteme. Seit Ende 2011 ist er Teil des MASCOT-Teams, welches die Flugmission des Asteroidenlanders auf der japanischen Muttersonde Hayabusa-2 vorbereitet und koordiniert. zur Autorenseite