Raumfahrt | 31. August 2016 | von Manuela Braun

Zurück in der dicken Luft auf Meereshöhe

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Ab in die Röhre: Zur Untersuchung ihres Hirns kamen alle Probanden der Studie nach dem Abstieg in das MRT.

Die Ausbeute der Höhenkrankheitsstudie in den Walliser Alpen ist groß: Fast 1500 Probengefäße mit dem Blut der Probanden, die bei minus 80 Grad Celsius im Trockeneis gefroren von der Regina Margherita-Hütte aus 4554 Metern Höhe zurück ins DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin nach Köln transportiert wurden. Dazu kommen knapp 200 Urinproben, 44 Speichelproben und 66 Blutbilder. Die Probanden selbst steuern noch elf sorgfältig geführte "Tagebücher" bei, in denen sie festhielten, wie stark sich die Symptome der Höhenkrankheit bei ihnen auswirkten. Und auch 22 Messwerte für den Blutdruck der Studienteilnehmer und 22 Messwerte für ihre Sauerstoffsättigung im Blut gehören zur Datensammlung, die für den Studienarzt Ulrich Limper vor allem eines bedeuten: eine detaillierte Auswertung, die mehr als ein halbes Jahr dauern wird.

Abschied von der Bergstation

Am Montag, 22. August, hatten die Probanden ein letztes Mal ihr morgendliches Ritual durchgeführt: Aufwachen, noch im Liegen Blutdruck und Sauerstoffsättigung messen und anschließend auf die Waage. Ein letztes Mal hatte der ärztliche Leiter der Studie Blutproben genommen. Um 7 Uhr macht sich dann die erste Gruppe mit dem Bergführer über den Gletscher auf den Weg zur Seilbahnstation Punta Indren, um nach 1600 Höhenmetern von dort aus mit der Gondel ins Tal zu fahren. Die zweite Gruppe packt in dieser Zeit die Ausrüstung auf der Margherita-Hütte ein. Ultraschallgerät, kistenweise Proben im Trockeneis, Gepäck, 600 Kilogramm müssen wieder für den Rücktransport per Hubschrauber vorbereitet werden. weiterlesen

Raumfahrt | 26. August 2016 | von Manuela Braun

Studienalltag mit Eishacken und Steigeisen-Training

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Lagerung der Proben im Eis - zuvor muss mit dem Eispickel ein Standort freigeschlagen werden.

4 Uhr, draußen vor der Regina Margherita-Hütte ist es noch stockdüster. Für die Probanden der Höhenkrankheitsstudie klingelt der Wecker. Während die ersten Bergsteiger das Quartier verlassen und zu ihren Touren in den Walliser Alpen aufbrechen, müssen die Studienteilnehmer schon die ersten Daten liefern: Kopfschmerzen, Schlafqualität, Übelkeit, Schwindel, alles wird im individuellen Tagebuch nach Skalen bewertet und festgehalten. Dann folgt der Griff zum Blutdruckmessgerät und zum Clip, der an der Fingerkuppe die Sauerstoffsättigung im Blut misst. "Mittlerweile ist das Routine für alle", sagt DLR-Studienarzt Ulrich Limper. Ebenso wie der anschließende Gang zur Waage. Jeden Morgen tragen die Probanden ihr Körpergewicht in eine Liste ein.

Ab 4.30 Uhr werden die ersten Proben eingesammelt - Blutabnahme, Speichelprobe, auch der Urin der Probanden wird gesammelt. Später, wenn im Kölner Labor im DLR jede Probe analysiert wird, soll beispielsweise festgestellt werden, ob Eiweißmoleküle aus der Lunge in das Blut und andere Eiweißmoleküle in den Urin gelangt sind. Das wäre ein Zeichen dafür, dass die Hypothese der Studie zutrifft: Wird der Körper einem reduzierten Atmosphärendruck und einem Sauerstoffmangel ausgesetzt, entwickelt sich eine Entzündung im Körper, durch die die Blutgefäße durchlässig werden - Flüssigkeit und auch Eiweiße können aus den Blutgefäßen in das umliegenden Gewebe gelangen. weiterlesen

Raumfahrt | 24. August 2016 | von Manuela Braun

Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Schon beim Aufstieg zeigte sich, wem die Höhe und die "dünnere" Luft besser bekommt und wem nicht.

Einigen Probanden geht es schlecht. Im Tagebuch einer Studienteilnehmerin versammelt sich alles, was man nicht haben möchte: massive Kopfschmerzen, schwere Müdigkeit, und Übelkeit mit Erbrechen, Ödeme, also Wassereinlagerungen, in den Händen - und dann auch noch schlecht geschlafen. Die ersten Symptome tauchten bereits beim Aufstieg auf, als die zehn Probanden vom italienischen Alagna zunächst zur Orestes-Hütte und dann weiter zur Gnifetti-Hütte auf 3647 Metern Höhe stiegen. Schließlich folgte gestern, am Dienstag, noch der Aufstieg zum Endziel - der Schutzhütte Regina Margherita auf über 4500 Metern Höhe.

Für die Teilnehmer ohne oder mit nur schwachen Symptomen der Höhenkrankheit eine Wanderung über den Lys-Gletscher mit schöner Aussicht, für die Höhenkranken Schritt für Schritt mit den Steigeisen an den Schuhen und dem Fünf-Kilo-Gepäck auf dem Rücken anstrengend und alles andere als ein Vergnügen. In diesem Fall sind die schlechten Nachrichten für die Studie aber gute Nachrichten: DLR-Studienleiter Ulrich Limper braucht Probanden, deren Körper auf den verminderten Luftdruck und den Sauerstoffmangel reagieren. weiterlesen