Raumfahrt | 14. April 2014

Die erste Woche im Marshabitat

Bereits seit einer Woche bin ich auf dem Mars - aber es fühlt sich an, als wären wir erst gestern angekommen. Unsere "Landung" am Freitag, 28. März, war ziemlich turbulent: kurz vor Sonnenuntergang, bei strömendem Regen, starkem Wind und nur 10 Grad Celsius... Fast wie bei einem Sandsturm auf dem Mars. Wir luden unser gesamtes Gepäck aus und gaben den Journalisten von der Universität von Hawaii unsere letzten Interviews im Regen. "Viel Glück - wir sehen uns in vier Monaten", sagte Dr. Binsted, als sie unser Habitat verließ. Und unsere Mission begann!

Hier waren wir sechs nun, komplett nass in unserem neuen Heim, das in diesem Moment mehr nach einem Schlachtfeld als nach einer Marsbasis aussah. Als erstes bezogen wir unsere Zimmer.


Die HI-SEAS-Besatzung bei der Ankunft im Habitat. Quelle: Ross Lockwood.

Am Samstagmorgen begannen wir als erstes damit, unsere Lebensmittel zu sortieren. Alles musste durch vier geteilt werden, damit uns am Ende der Mission nicht das Essen ausgeht.

Unsere ersten Tage in der Marsbasis waren ein bisschen chaotisch. Vier Tage regnete es ununterbrochen - und unsere Hauptstromquelle sind die Solarkollektoren! Unsere zweite Energiequelle ist eine Brennstoffzelle, die dritte der ICE-Generator. Am Dienstag waren die Batterien schon so schwach, dass wir auf den Generator umschalten mussten und den Abend beim Licht der Taschenlampen verbrachten, um Energie zu sparen.

Mittlerweile ist es uns gelungen, im Habitat die Raumanzüge zu testen. Wir haben zwei Anzüge von der Universität von Maryland, die wir während unserer viermonatigen Mission ausprobieren und beurteilen werden.


Ich teste einen der Anzüge der Universität von Maryland. Quelle: Ross Lockwood.

Am Donnerstag kam endlich die Sonne zurück, und ich hatte meinen ersten Weltraumausstieg (EVA) mit zwei meiner Crew-Kollegen, um verlorene Fracht zu bergen. Um 16.30 Uhr bekamen wir von unserem Mission Support die Information, man habe unsere verlorene Ladung entdeckt. Das bedeutete, dass uns nur noch anderthalb Stunden bis zum Sonnenuntergang blieben.

Wir zogen schnell unsere Anzüge an und gingen nach draußen, um die Fracht zu suchen. Nach einer erfolglosen halben Stunde zu Fuß unterwegs in dem rauen Gebiet mit seinen erkalteten Lavaströmen beschlossen wir, wieder in das Habitat zurückzukehren. Wir hielten dennoch die Augen offen. Plötzlich sahen wir die Ladung zwischen zwei Lavaströmen, zehn Meter den Weg hinunter. Ein Erfolg für unsere Mission! Wir brachten die Fracht zurück zum Habitat und packten sie aus: Medikamente, Nahrungsmittel, Seife, Handtücher und Bettwäsche.


Der Mauna Kea aus dem Fenster des Marshabitats gesehen. Quelle: DLR/Lucie Poulet.

Mein zweiter Ausstieg aus dem Habitat fand am Freitag statt. Das Ziel war es, die Forschungsausrüstung zu testen. Zwei Crew-Mitglieder installierten eine Funkantenne, und mein Kollege vom Kennedy Space Center und ich testeten ein Werkzeug zur Messung des Bodenwiderstandes, das im "Swamp Works"-Labor am Kennedy Space Center entwickelt wurde.


Bei der Messung des "Marsboden"-Widerstands. Quelle: Annie Caracci.

Während dieser ersten Woche haben wir auch begonnen, alle Fragebögen für die psychologische Studie auszufüllen. Insgesamt haben wir sechs tägliche Befragungen, zwei wöchentliche Befragungen, einen Test in der Woche und einen im Monat. Jeder von uns trägt auch die ganze Zeit über zwei Sensoren am Körper, die Daten zur Licht- und Schallintensität, zur Interaktion miteinander, Herzfrequenz, Anzahl der Schritte und zu den Schlafrhythmen aufzeichnen.

Nächste Woche startet die Lebensmittelstudie, wir werden zusätzlich drei tägliche Befragungen haben. Und wir müssen jedes Mal, wenn wir etwas essen, unsere Nahrung vorher wiegen und aufschreiben. Damit haben wir uns in dieser und der vergangenen Woche von Montag bis Mittwoch vertraut gemacht und unser Essen erfasst und gewogen.

 

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