DLR Magazin 149 - page 28-29

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STUDENTENPROGRAMM
Sie wollen hoch hinaus, die Studierenden der Universität der Bundeswehr München. Der „Fliegende Hörsaal“ des DLR macht‘s möglich.
In der wendigen Cessna praktizieren sie die Theorie im Flug – und sind begeistert.
E
s ist ein sonniger Herbstnachmittag. Die Cessna 208B Grand Caravan wartet im Hangar des
DLR Oberpfaffenhofen auf ihre „Fracht“. Normalerweise nutzen Meteorologen, Verkehrsfor-
scher oder Physiker das Forschungsflugzeug. Doch für zwei bis drei Wochen im Jahr ist die Cessna
mit Studenten unterwegs. Sie nutzen sie als „Fliegenden Hörsaal“: Ein Praktikum nahe den
Wolken. Ende September 2015 sind es Studierende der Universität der Bundeswehr München.
Noch sitzen die zwölf Passagiere mit der Studienrichtung Luftfahrzeugtechnik zusammen mit
ihren Betreuern im sogenannten Computer-Pool, einem Raum im Untergeschoss der Universität.
Im letzten Semester hörten sie die Vorlesung Flugmechanik. Dort wurde das Verhalten von Flug-
körpern bei verschiedenen Manövern anhand von Daten zu Position, Fluglage und Geschwindig-
keit besprochen. Jetzt soll mit einem Flugpraktikum auf den zuvor gehörten Stoff aufgebaut
werden. Der angehende Maschinenbauingenieur Marius Rohkamp ist gespannt, was ihn am
morgigen Tag erwarten wird: „Die Vorlesung war eher theoretisch, man muss ja zunächst
Grundlagen für das schaffen, was nachher in der Realität kommt. Aber dass wir wirklich in ein
Flugzeug steigen, wie hier im flugtechnischen Praktikum für Flugmechanik, das ist einzigartig.“
Am 29. September 2015 werden die Studenten ihr Praktikum also nicht in einem Simulator verbrin-
gen, sondern in etwa 2.000 Meter Höhe über dem bayerischen Voralpenland. „Ich bin gespannt,
wie morgen Theorie und Praxis zusammenkommen“, sagt der Student. Und es ist ihm anzusehen,
dass er sich auf die Flüge freut.
HOCH HINAUS
Studium in der Cessna 208B Grand Caravan, dem „Fliegenden Hörsaal“
Von Julia Heil
KLEIN, ABER OHO:
DIE CESSNA 208B GRAND CARAVAN
Sie ist mit einer Länge von 12,7 Metern und einer Spannweite von 15,9 Metern relativ klein und
verhältnismäßig langsam, aber dennoch wendig: Die Cessna 208B Grand Caravan. Die Einsatz-
möglichkeiten dieses Flugzeugtyps sind vielfältig. Er ist für Fallschirmsprünge, die brasilianische
Luftwaffe oder den Paketdienst FedEx im Einsatz. Und für die Forschung: Das DLR zählt seit 1998
eine Cessna zu seiner Flotte. Sie ist in Oberpfaffenhofen stationiert und wird für Flüge mit opti-
schen und meteorologischen Sensoren, für Experimente zur Fernerkundung und zur Erforschung
der unteren Atmosphäre in Höhen bis zu 6.000 Metern genutzt. Dafür sind die geringe Größe
und die Mobilität dieser einmotorigen Turboprop-Maschine ideal. Mit ihrer Hilfe dokumentieren
die Wissenschaftler zum Beispiel die Veränderung von Wald- oder Ackerflächen. Sie führen klein-
räumige atmosphärische Messungen durch, indem sie in kleinere Wolken fliegen und ihnen Pro-
ben entnehmen. Daten zu Oberflächenstrukturen, die bei Überflügen gewonnen werden, dienen
auch dazu, Satellitendaten zu kalibrieren. Selbst für die Verkehrsforschung kam die Cessna schon
zum Einsatz: Für das Projekt VABENE wurden Kamerasysteme eingebaut, um Verkehrsdaten in
Echtzeit zu erfassen.
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