DLR Magazin 151 - page 30-31

Lautes Getöse in einer Versuchshalle des DLR in Göttingen. Man könnte annehmen, gleich
starte ein Flugzeug. Ohne Gehörschutz ist die Halle nicht betretbar – so laut ist es. Die Wissen-
schaftler befinden sich gerade mitten in einem Experiment zur Schallmessung und -reduzierung
am Flugzeugrumpf. Der Krach kommt aus einem großen Lautsprecher. Im Grunde ist es eine
Vielzahl von Lautsprechern, ein sogenanntes Lautsprecher-Array. Es simuliert eine Antriebs­
turbine. Im Innenraum des Flugzeugs wird der Schall gemessen und aktiv verringert. Durch
spezielle Gegenschwingungen wird ein Teil des Schalls ausgelöscht und dadurch die Lärm­
abstrahlung in die Flugzeugkabine vermindert. Aktive Struktur-Akustikregelung, kurz ASAC
(Active Structural Acoustic Control) heißt die Technologie, mit der die Wissenschaftler des
DLR-Instituts für Faserverbundleichtbau und Adaptronik hier arbeiten, eine Arbeit, mit der sie
gewiss nicht auf taube Ohren stoßen.
Nicht nur umweltfreundlich, auch komfortabel fliegen
Flugzeuge der nächsten Generation sollen sparsamer im Treibstoffverbrauch werden und da-
mit ökologisch verträglicher fliegen. Eine Lösung hierfür ist der zunehmende Einsatz neuer
Materialien wie kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (CFK). Da sie sehr leicht sind und das
Gesamtgewicht des Flugzeugs verringern, nimmt auch der Treibstoffverbrauch ab. Der Vorteil
der geringen Masse und hohen Steifigkeit bringt jedoch auch Nachteile mit sich. Im Flugbetrieb
strahlen diese Materialien mehr Schall in die Kabine ab.
Eine weitere Schlüsseltechnologie, um den Treibstoffverbrauch weiter zu senken, ist der Ein-
satz von gegenläufigen offenen Rotoren (Counter Rotating Open Rotors), sogenannten
CROR-Triebwerken, als Antriebstechnik. Leider sind auch diese sehr laut und geben störende
tieffrequente Töne ab. Derzeitiger Stand der Technik ist die Reduktion des Turbinenlärms
mittels Dämmmatten im Innenraum der Flugzeuge. Bei stärkerer Schallabstrahlung müsste
das Dämmmaterial jedoch noch mehr verstärkt werden, wodurch das Flugzeug wieder an
Gewicht zunehmen würde. Das macht den Gewichtsvorteil von CFK zunichte. Außerdem
können die tieffrequenten Töne auch mit Dämmung nicht wirkungsvoll abgeschirmt werden.
MIT LAUTEM GETÖSE
ZUM LEISEREN FLUG
DLR-Akustiker auf der Suche nach der richtigen Gegenschwingung
Von Jana Hoidis
FLUGLÄRMMINDERUNG
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Ein Lautsprecher-Array, bestehend aus 112 einzelnen Schallquellen, simuliert das komplexe Schallfeld eines CROR-Triebwerks. Als Testobjekt dient
das DLR-Versuchsflugzeug Dornier Do 728. Es wurde zum Versuchslabor für Kabinenakustik und Klimatisierung umgebaut.
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