DLR Magazin 151 - page 36-37

Was wir von der Laminartechnologie erwarten können
Ein Rundtischgespräch
M
ehr als die Hälfte des Luftwiderstands eines Flugzeugs ist reibungsbedingt. Für die Aero-
dynamiker ist daher ganz klar: Wie ein Flugzeug umströmt wird, ist entscheidend für
spritsparende, umweltfreundliche Luftfahrzeuge. Und sie wissen auch, wie das erreicht wer-
den kann: mit der Laminartechnologie. Ein Forschungszweig mit einer langen Geschichte –
denn die Laminarität, also das Verringern des Reibungswiderstands durch das Erzeugen einer
gleichmäßigen Umströmung am Flugzeug, erlebte im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ein
Auf und Ab. Jetzt obliegt der Laminartechnologie der letzte große Sprung in der Aerodynamik,
um das Fliegen noch effizienter zu machen. Zu einem Gespräch über die drei maßgeblichen
Abschnitte in ihrer Entwicklung – von ersten einfachen Flugversuchen bis hin zur nun schon in
greifbare Nähe gerückten Serienreife – haben wir drei Experten und wissenschaftliche Zeit­
zeugen aus dem DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik an einen Tisch geholt
und das Gespräch aufgezeichnet.
Herr Horstmann – als Laminarforscher der ersten Stunde können Sie uns sicher sagen:
Ohne Luftverwirbelungen fliegen, geht das überhaupt? Und wenn ja, warum tun wir
es nicht längst?
Karl Heinz Horstmann
:
Ja, das geht, sogar sehr gut. Das zeigen uns die Segelflieger schon
seit Langem. Mit ihren Laminarprofilen können sie den Reibungswiderstand von Flügeln und
Leitwerk halbieren, das ist schon eine enorme Ansage. Solche Einsparpotenziale wollten wir
natürlich gern auch bei Verkehrsflugzeugen ausschöpfen, das hat uns Anfang der Achtziger-
jahre in unserer Forschung angetrieben. Bei großen, schnellen Flugzeugen mit gepfeilten Flü-
geln ist das aber viel schwieriger, denn hier kann die Laminarhaltung nicht mehr allein durch
die Formgebung erreicht werden. Dafür muss man eine weitere Technik anwenden, nämlich
hybride Laminarisierung – eine Kombination aus Formgebung und schwacher Grenzschicht-
Absaugung.
OHNE
TURBULENZEN
LAMINARFORSCHUNG
DLRma
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azin
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37
Laminarforscher dreier Generationen: Prof. Dr.-Ing. Karl Heinz Horstmann,
Dr.-Ing. Arne Seitz und Sven Wedler (von links nach rechts)
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