DLR Magazin 151 - page 4-5

Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund
Vorsitzende des DLR-Vorstands
Materialien für Kindergärten, Schülerlabore und viele andere Angebote für
Kinder und Jugendliche, schließlich Maßnahmen für Studierende und Dokto-
randinnen beziehungsweise Doktoranden – dass Bundeskanzlerin Merkel bei
ihrem Besuch im März 2016 ausdrücklich die Bildungsarbeit des DLR lobte,
freut uns natürlich. In der Tat ist uns die Nachwuchsförderung ein wichtiges
Anliegen. Wer sonst, wenn nicht wir, die Forschungseinrichtungen des Landes,
sollten junge Menschen für Forschung und Technik begeistern? Schulen allein
können das nicht leisten. Institutionen wie das DLR haben daher eine Verpflich-
tung gegenüber unserer Gesellschaft als wissensbasierter Ökonomie, die auf
qualifizierte Fachkräfte angewiesen ist, aber auch gegenüber der jungen Gene-
ration selbst. Primäres Ziel ist es dabei, Interesse an naturwissenschaftlichen
Schulfächern zu wecken, eine entsprechende Studienwahl zu fördern und unsere
Nachwuchskräfte auf ihrem Karriereweg unterstützend zu begleiten.
Doch es gibt darüber hinaus einige Aspekte, an die man vielleicht zunächst gar
nicht denkt. Ein Beispiel: Wenn Schülerinnen und Schüler eines unserer zwölf
DLR_School_Labs besuchen, lernen sie anhand altersgerechter Mitmach-Experi-
mente die aktuelle Forschung kennen – im Sinne einer transparenten Öffentlich-
keitsarbeit, die auch junge Zielgruppen ernst nimmt. Denn hier wird ja genau über
jene zukunftsweisende Forschungsarbeit informiert, die unsere Welt von morgen –
insbesondere also das Leben der heutigen Jugend – prägen wird. Umso wichtiger
ist es, dass junge Leute darüber Bescheid wissen. Das hat auch mit gelebter Demokra-
tie zu tun: Denn nur wer Technik und Technikfolgen versteht, kann sich eine eigene
Meinung bilden und mitentscheiden.
Die jungen Besucher nehmen aber oft noch etwas ganz anderes aus unseren Schüler-
laboren mit, das über pure Information und kognitives Verstehen hinausgeht: eine
neue Perspektive! Vielen von ihnen öffnet ein solcher Tag im DLR ein Fenster in eine
andere Welt, die sie bislang nicht kannten – sei es, weil sie aus sogenannten bildungs-
fernen Schichten stammen, sei es, weil Elternhaus und Schule andere Themen in den
Vordergrund stellten. Hinzu kommt: Ein DLR_School_Lab garantiert Erfolgserlebnisse!
Von studentischen Tutorinnen und Tutoren betreut, stellen die Jugendlichen – auch
wenn sie es sich vorher nicht zugetraut hatten – fest: Ich kann das!
So hat ein DLR_School_Lab-Besuch abseits der rein fachlichen Inhalte mit vielen wei-
teren Facetten zu tun: mit einer Steigerung des Selbstwertgefühls, mit Teamfähigkeit
und Bildungschancen, mit Motivation und auch Integration statt Perspektivlosigkeit
und Frust. Und natürlich mit dem unverändert wichtigen Ziel, Mädchen in besonde-
rer Weise zu fördern: nicht nur am „Girls’Day“, sondern Tag für Tag.
Über 35.000 Schülerinnen und Schüler haben die DLR_School_Labs mittlerweile
pro Jahr zu Gast. 300.000 sind es inzwischen, seit das DLR vor 16 Jahren diese
Aktionslinie in der Nachwuchsförderung begann. Zusammen mit Unterrichtsmate-
rialien für Tausende von Schulen und stark frequentierten Internet-Angeboten für
junge Leute ist das echte Breitenwirkung. Darauf aufbauend fördern wir Talente:
im Rahmen von Ideenwettbewerben für Studierende, Sommerschulen oder auch
Maßnahmen wie dem „Fliegenden Hörsaal“ – einem Forschungsflugzeug, in
dem Studentinnen und Studenten selbst an Messflügen teilnehmen können.
Daran schließt sich die Betreuung in der Promotionsphase an – mit immerhin
rund 1.000 Doktorandinnen und Doktoranden im DLR. Neben der fachlichen
Tätigkeit in ihren Instituten, wo sich die Betreuungsstandards an einem Best-
Practice-Leitfaden orientieren, können sie an einem anspruchsvollen Weiterbil-
dungsprogramm teilnehmen, das ihr Kompetenzprofil anreichert und sie fit für
die weitere Karriere macht. Zugleich ermuntern wir sie zu kreativem und un-
orthodoxem Denken – auch über ihr Promotionsthema und Institutsgrenzen
hinaus. Hätten das DLR und andere Forschungseinrichtungen damals nicht
„unorthodox“ gedacht – es gäbe heute viele dieser Nachwuchsfördermaß-
nahmen nicht.
„EIN FENSTER IN EINE
ANDERE WELT“
W
erkstoffe unter extremen Beanspruchungen ste-
hen im Fokus der Zusammenarbeit zwischen der
University of Central Florida und dem DLR-Institut für
Werkstoff-Forschung. Nun ist ein neues Programm an-
gelaufen, das von 2016 bis 2018 jährlich jeweils vier
amerikanischen Studierenden einen zweimonatigen
Forschungsaufenthalt im DLR ermöglicht. Themen sind
neue Schichtsysteme und additiv gefertigte Legierungen
für Triebwerkkomponenten.
Die Forschungsaufenthalte werden von der National
Science Foundation (NSF) der USA unterstützt. Für die
Teilnahme an dem Programm müssen sich die Studieren-
den in einem Wettbewerb qualifizieren. Dass die NSF
den Austausch finanziert, geht auf eine langjährige Zu-
sammenarbeit zwischen den DLR-Werkstoffforschern
und der University of Central Florida zurück, bei der ein-
zigartige Untersuchungsmethoden entwickelt wurden.
So ist es gemeinsam mit Wissenschaftlern des Argonne National Laboratory bei Chicago gelungen, mit
hochenergetischen Röntgenstrahlen bei mehr als 1.000 Grad Celsius und gleichzeitiger mechanischer
Belastung Einblick in die Werkstoffstruktur zu nehmen. Die neuen Erkenntnisse über die Werkstoffeigen-
schaften von dünnen Schichten oder über die Veränderung der Mikrostruktur von additiv hergestellten
Legierungen bei hohen Temperaturen sind wichtig, um Werkstoffe zu verbessern und die Berechnungen
bei der Gestaltung von Bauteilen noch genauer zu machen.
Jahre Energieforschung am DLR – das ist der Anlass für den
bundesweiten Schülerwettbewerb „Zeigt uns eure Power“.
Noch bis zum 14. Oktober 2016 können Schülerinnen und Schüler
weiterführender Schulen ihre Ideen zur Energiegewinnung aus Sonne,
Wind und Wasser beim DLR einreichen.
Die umweltfreundliche, effiziente und kostengünstige Bereitstellung
von Energie sowie deren Speicherung sind im DLR schon seit vier Jahr-
zehnten Thema. Mit der aktuellen Kampagne will das DLR nun auch
Schülerinnen und Schüler dazu ermuntern, sich den wichtigen Zu-
kunftsfragen rund um das Thema Energie zu nähern. Die Aufgabe der
Schüler ist es, in Teams von bis zu acht Personen eine Konstruktion zu
entwerfen, mit der aus umweltfreundlichen Quellen Energie gewon-
nen werden kann. Die aus Sonne, Wind oder Wasser gewonnene
Energie soll anschließend auf originelle Weise genutzt werden: Ob ein
im Solarkocher zubereitetes Ei, ein durch ein Wasserrad angetriebenes
Papierboot oder eine durch Windkraft leuchtende Glühlampe – der
Kreativität der Nachwuchsforscherinnen und -forscher sind keine
Grenzen gesetzt. Ihre Idee sollen sie in einem unterhaltsamen sowie
informativen Video ans DLR schicken. Die zehn Gewinnerteams erhal-
ten ein Überraschungspaket zum Thema Energie. Auf die drei besten
Gruppen wartet ein Erlebnistag im DLR in Köln, an dem sie Einblick in
aktuelle Forschungsprojekte nehmen können.
STUDENTEN AUS DEN USA AM
INSTITUT FÜR WERKSTOFF-FORSCHUNG
Gemeinsam forschen
für bessere Werkstoffe
SCHÜLER-POWER BEIM WETTBEWERB
ZUM THEMA ENERGIE
MELDUNGEN
DLRma
G
azin
151
5
4
DLRma
G
azin
151
KOMMENTAR
Beim Experiment Infrarot im DLR_School_Lab Köln erfahren Schüle-
rinnen am Girls‘Day etwas über unsichtbares Licht
Erst laut und dann leise – Experiment zu Schallwellen am Girls‘Day
2016
Bild: DLR/Gesine Born
1,2-3 6-7,8-9,10-11,12-13,14-15,16-17,18-19,20-21,22-23,24-25,...60
Powered by FlippingBook