DLR Magazin 151 - page 14-15

Eine Diskussion über Elektromobilität in Deutschland
E
lektroautos haben es viel schwerer, Käufer zu finden als von der Politik geplant und erhofft.
Wie kann man eine solche Innovation fördern und beschleunigen? Gibt es Regeln, nach
denen sich Neuerungen am Markt durchsetzen? DLR-Verkehrsredakteurin Dorothee Bürkle
befragte dazu Dr. Stephan Müller, Wissenschaftler vom DLR-Institut für Verkehrsforschung
und Peter Wüstnienhaus vom DLR Projektträger, zuständig für die Programme zur Förderung
der Elektromobilität. Eine Diskussion über die Fähigkeit zu Innovationen …
Wieso muss Elektromobilität in Deutschland überhaupt staatlich gefördert werden?
Wüstnienhaus
:
Verschiedene Erwägungen in der Energie-, Wirtschafts- und Umweltpolitik
führten dazu, dass 2009 das Thema Elektromobilität zu einem politischen Ziel erklärt wurde.
Es war erkannt worden, dass sich für eine erfolgreiche Energiewende auch in der Mobilität
etwas ändern muss. Seither wird die Elektromobilität stärker in Forschungsprojekten gefördert.
Unsere Aufgabe als Projektträger ist es, Forschungsvorhaben auszuwählen und zu begleiten.
Wir fördern beispielsweise die Batterieforschung und neue Antriebstechnologien, aber auch
Forschungsprojekte, die untersuchen, wie Elektrofahrzeuge in die vorhandene Infrastruktur
eingebunden werden können. Deutschland ist eine Automobilnation. Wir haben also darüber
nachzudenken, was wir tun können, damit wir – so das Ziel der Bundesregierung – auch in der
Elektromobilität Weltmarktführer werden und einen Leitmarkt etablieren; wie wir es also
schaffen, dass eine frühe Nachfrage die heimische Produktion und Wertschöpfung nach sich
zieht.
Gibt es denn eine reale Chance für Deutschland, Weltmarktführer zu werden?
Müller
:
Das ist inzwischen schwierig geworden. Zum einen ist da das Thema Batterie als die
wesentliche Schlüsseltechnologie für Elektromobilität: Das ist vor Jahrzehnten in den asiati-
schen Raum abgewandert, da damals nur geringe Funktionalitätsansprüche an Batterien
existierten. Damit ging auch Know-how in Deutschland verloren. Der andere angesprochene
Punkt betrifft den Leitmarktgedanken. Gemäß diesem Konzept haben Produkte, die zunächst
erfolgreich in ihrem Heimatmarkt entwickelt und ausprobiert werden, eine höhere Erfolgs-
wahrscheinlichkeit auf Weltmärkten als die Produkte von Nachahmern. Auf dem Heimatmarkt
entstehen Vorteile, wie Erfahrungen, Kostenvorteile und Vorteile beim Technologietransfer, die
eine weltweite Technologieführerschaft begünstigen. In Deutschland ist die Zahl der Elektro-
autos seit 2009 zwar ansteigend, insgesamt ist die Flotte aber mit 20.000 bis 30.000 Fahrzeu-
gen noch sehr klein. Wenn man dagegen den amerikanischen Autobauer Tesla betrachtet, der
BUSINESS ANGELS,
VENTURE-CAPITAL UND MUT
ZUM SCHEITERN
Bild: Berlin Partner
ELEKTROMOBILITÄT
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