mit aufgebaut hat. „Wird die Charter bei einem Katastrophen­
fall ausgelöst, werden unsere Satelliten ad hoc programmiert
oder umprogrammiert und auf das betroffene Gebiet ausgerich­
tet“, erklärt der DLR-Wissenschaftler. Dazu nutzt der verant­
wortliche Datenmanager im ZKI die DLR-Bodenstation im ober­
bayerischen Weilheim. Über sie werden die Datenbefehle zum
Satelliten gesendet.
Die dann aufgenommenen Satellitenbilder werden über
die DLR-Bodenstation in Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern)
empfangen, ans ZKI weitergeleitet und von dort an den jeweils
aktiven Projektmanager übermittelt. Dieser stellt die Auswer­
tung und „Veredelung“ der Bilder zu thematischen Karten­
produkten sicher. Denn mit den Rohdaten können manche
Hilfsorganisationen oder andere Endnutzer nicht arbeiten.
Bei der Veredelung werden die Satellitenbilder analysiert, die
krisenrelevanten Informationen aus den Daten extrahiert und in
Karten umgewandelt. Diese können vom Nutzer einfacher gele­
sen werden: Informationen, beispielsweise zum Schadensaus­
maß oder zu möglichen Transportwegen, lassen sich auf einen
Blick erfassen. Die DLR-Wissenschaftler haben viele Charter-Ein­
sätze auch mit Auswertungsarbeiten vom ZKI unterstützt. „Der
Vorteil der Satellitendaten liegt in der großflächigen Erfassung
der Schadenssituation. Gleichzeitig können wir Details mit einer
räumlichen Auflösung von bis zu 50 Zentimetern kartieren“,
verdeutlicht Stefan Voigt den besonderen Nutzen der Satelliten­
daten. So ließ sich anhand der Karten beispielsweise erkennen,
dass der Tsunami in Japan stellenweise vier bis fünf Kilometer
ins Inland vorgedrungen war. Wichtige Informationen für die
Helfer vor Ort wie Schäden an Straßen, Brücken, Gebäuden
und Infrastruktur-Einrichtungen wurden so sichtbar.
Im Herbst 2012 wurde die Charter unter anderem beim
Hurrikan „Sandy“ aktiviert. Beim Sturm „Evan“, der Mitte De­
zember 2012 auf den Fiji-Inseln wütete, wurden ebenfalls Daten
des deutschen Satelliten TerraSAR-X bestellt. In diesem Fall hat
das DLR auch die ECO-Rolle übernommen: Einsatzkoordinator
Tobias Schneiderhan forderte schnellstmöglich geeignete Daten
bei den verschiedenen Charter-Mitgliedsagenturen an. Der
diensthabende ECO ist jeweils eine Woche lang in ständiger Ruf­
bereitschaft und trifft als erster beteiligter Fachmann unmittelbar
nach dem Eingang eines Notrufs wichtige Entscheidungen. Der
ECO-Dienst wird im Wechsel von den Partnern in der Charter
wahrgenommen.
„Ausgelöst wurde die Charter auch in diesem Fall durch
den ‚Hilferuf‘ eines autorisierten Nutzers“, schildert der DLR-
Wissenschaftler. Dieser füllt ein Formular aus und schickt es an
den sogenannten ODO (On-Duty Operator). Diese Aufgabe wird
von Mitarbeitern der Europäischen Weltraumorganisation ESA
im Schichtdienst ausgeführt. Der „ODO“ prüft die Anfrage
formal und leitet sie dann an den „ECO“ weiter. „Der ECO ist
der fachliche Ersthelfer in den ersten drei Stunden“, erläutert
Schneiderhan. Er stellt die nächstmögliche Aufnahme des be­
troffenen Gebiets durch Charter-Satelliten sicher – danach wird
der Einsatz an einen Projektmanager weitergegeben, der für die
weitere Koordination bis zu zwei Wochen lang zuständig ist.
Tobias Schneiderhan: „Wir vergleichen den Projektmanager
gerne mit einem Dirigenten: Er ist die zentrale Schnittstelle zu
den Mitgliedsagenturen, zum Endnutzer und zu den Fachleuten,
die die Bildanalysen und Kartenprodukte aus den Satellitenbil­
dern erstellen. Er dokumentiert den gesamten Prozess und kann
bei Bedarf weitere Daten nachordern – je nachdem, wie sich die
Situation im Katastrophengebiet entwickelt.“
Weitere Informationen:
Charter Website:
Charter-Unterseite zu Universal Access
ZKI
TSX
TDX
RapidEye
12
|
DLR
ma
G
azın
137
|
Katastrophenhilfe
• European Space Agency (ESA)
• Centre National d’Etudes Spatiales (CNES)
• Canadian Space Agency (CSA)
• Indian Space Research Organisation (ISRO)
• National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)
• Argentina’s Comision Nacional de Actividades Espaciales (CONAE)
• Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA)
• U.S. Geological Survey (USGS)
• UK Space Agency (UKSA) + DMC International Imaging (DMCii)
• China National Space Administration (CNSA)
• German Aerospace Center (DLR)
• Korea Aerospace Research Institute (KARI)
• National Institute for Space Research (INPE)
• European Organisation for the Exploitation of Meteorological
Satellites (EUMETSAT)
• Roskosmos (Russian Federal Space Agency)
Mitglieder der Internationalen Charter Space and Major Disasters
Im Januar 2010 war der Balkan von massiven Niederschlägen betrof-
fen, die zu weitreichenden Überschwemmungen führten. Auf der
FORMOSAT-2 Szene, die am 13. Januar 2010 aufgenommen wurde,
sieht man das Gebiet um Shkoder, das vom Hochwasser besonders
heimgesucht wurde. In Dunkelblau ist der normale Flusslauf zu erken-
nen, in Hellblau sind die Überschwemmungsflächen dargestellt.
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