DLR Magazin 139 - page 26-27

Seit mehreren Tagen ist das MORABA-Team schon am
schwedischen Raketenstartplatz Esrange, aber noch niemand
trägt ein T-Shirt mit dem Emblem der MAPHEUS-4-Mission. So-
lange Nutzlast und Motor noch nicht startbereit sind, macht das
hier keiner. Da ist man dann doch ein wenig abergläubisch. Und
so sind um 8.30 Uhr beim Meeting mit den schwedischen Kolle-
gen zwar die Missionslogos von Maser 12, MAPHEUS-3, REXUS/
BEXUS und SHEFEX II zu sehen – doch nicht das von MAPHEUS-4.
Diese Mission macht Schwierigkeiten. Eigentlich wollte man
schon längst einige Schritte weiter sein, aber die Experimente
bereiten Probleme. Das bedeutet Wartezeiten für das MORABA-
Team und anstrengende Nachtschichten für die Wissenschaftler
des Instituts für Materialphysik im Weltraum.
Frank Scheuerpflug, verantwortlich für die Mission bei
der MORABA, fragt reihum den Status ab. „Der Raketenmotor
ist komplett“, sagt Wolfgang Jung. „Das Bergungssystem
ebenfalls“, ergänzt Marcus Hörschgen-Eggers. „Wir haben
noch ein Problem mit der Röntgenröhre“, erklärt Dr. Florian
Kargl, wissenschaftlicher Leiter bei MAPHEUS. Für kurze Zeit
herrscht Stille. Einige aus dem MORABA-Team sind direkt vom
Start der WADIS-Rakete aus Norwegen angereist und seit meh-
reren Wochen von zu Hause fort. Einen zügigen, unkomplizier-
ten Start hätten sie sich gewünscht. Jetzt kommt es anders,
weil die komplizierte Nutzlast noch Vorbereitungszeit braucht.
Erstmals wird eine Röntgenröhre während des Fluges die Dif­
fusion von aufgeschmolzenen Materialproben aufzeichnen.
„Ok, dann verschieben wir den Benchtest auf heute Nachmit-
tag“, beschließt Kampagnenleiter Scheuerpflug. Zwischen den
Experimenten und dem Servicemodul der MORABA muss die
Kommunikation stimmen – das soll der Test am Nachmittag
­unter Beweis stellen. Florian Kargl, Jörg Drescher, Christian
Neumann und Michael Balter werden bis dahin die Software der
Röntgenröhre überprüfen und abschließende Tests durchführen.
Die Mobile Raketenbasis MORABA:
„Flugticket“ für wissenschaftliche Experimente
Von Manuela Braun
Familienbetrieb mit
Teamgeist und Zündkraft
Über 500 Raketen und Ballone hat das Team der Mobilen Raketenbasis MORABA in den vergangenen 46 Jahren welt-
weit gestartet. Mal in Norwegen, mal in Australien, in der Antarktis oder in Brasilien. Meist dauern die Kampagnen
an den entlegenen Raketenstartplätzen mehrere Wochen. „Wir sind fast wie eine Familie – anders geht es nicht“, sagt
Wolfgang Jung von der MORABA des DLR-Raumflugbetriebs. Dieses Mal ist der Familienbetrieb am Raketenstartplatz
Esrange, rund 40 Kilometer entfernt von Schwedens nördlichster Stadt Kiruna. Die Höhenforschungsrakete MAPHEUS-4
soll zwei Experimenten des DLR-Instituts für Materialphysik im Weltraum zur Schwerelosigkeit verhelfen. Eine Kam-
pagne, die anders verläuft als geplant …
Das traditionelle „Familienbild“: Ingenieure
der MORABA, Wissenschaftler und schwedi-
sche Kollegen mit der Nutzlast MAPHEUS-4
Sicherheit wird bei der MORABA groß­
geschrieben: Während der Vorbereitungen
ist der Zündmechanismus des Motors noch
blockiert
REPORTAGE
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