DLR Magazin 139 - page 44-45

Mit der 3-D-Brille lassen sich die gewaltigen Dimensionen des
Mars in einer Computersimulation im DLR_School_Lab Köln
bestaunen
wenige cruisen mit ihrem Skateboard zur Schule. Die Schülerin-
nen und Schüler der Käthe-Kollwitz-Oberschule Prenzlauer Berg
lernen im Experiment „Mobilität von Jugendlichen“, Alltägliches
einmal ganz anders zu betrachten: „Was ist Verkehr? Was bewe-
gen wir mit Verkehr? Was sind Wege in der Verkehrsforschung?“
Dazu füllt jeder einen Fragebogen aus. Am Ende geht vielen von
ihnen ein Licht auf: Die Verkehrsforschung kann zu einer besse-
ren Mobilität beitragen.
Raus aus der Theorie, rein in die Praxis. Die Schüler dürfen
jetzt eine Grätzelzelle bauen und sitzen dafür an einem großen
runden Tisch des DLR_School_Lab Berlin. „Was ist das überhaupt,
eine Grätzelzelle?“, fragt der 14-jährige Nguyen Hoang Thanh
Loc. Der Tutor erklärt es an einem Beispiel. Fast jeder hat schon
mal Solarzellen gesehen: Bei Sonne schimmernd, bedecken sie
ganze Hausdächer und kleinere Landstriche. Ihre Herstellung ist
ein technisch anspruchsvolles Verfahren. Eine solche Solarzelle
dürfen die Schüler heute mit haushaltsüblichen Zutaten selbst
bauen. Dafür benötigen sie unter anderem Klebestreifen, Föhn,
Klemmen, eine Herdplatte und Titandioxid (zum Beispiel in Zahn-
pasta enthalten). Zuerst mischen die Schüler die Titandioxidlösung,
dann tragen sie diese auf kleine dünne Glasstreifen auf. Die
leitende Oberfläche wird mit einer dünnen Grafitschicht verse-
hen. Nun bringen die Mädchen und Jungen den Farbstoff an. Es
herrscht absolute Ruhe im Raum. Anschließend tragen sie die
Elektrolytlösung auf die Glasstreifen auf, damit der Strom flie-
ßen kann. Zuletzt legen die Kinder die Glasträger übereinander
und befestigen zwei Klemmen an der Grätzelzelle, damit sie
nicht auseinanderfällt. „Fertig“, ruft Nguyen. „Das macht Spaß!
Schade, dass es keine Noten gibt“, sagt er verschmitzt. Jetzt er-
zeugt seine Grätzelzelle Strom. „Ich wusste gar nicht, dass man
mit einer Solarzelle so Energie erzeugen kann“, fügt er hinzu.
So einige Aha-Effekte gibt es auch beim dritten Experi-
ment. Eine kleine Gruppe setzt sich bei dieser Forschungsaufga-
be zuerst mit den zwei Tutoren zusammen. Die Energie, die von
der Solarzelle geliefert wird, ändert sich und wie von Geister-
hand wird das Licht schwächer oder stärker – je nachdem, wie
weit die Solarzelle von der Lichtquelle entfernt ist. Das Licht im
Raum geht aus, die kleinen Lämpchen werden angeschaltet. „Ist
das gruselig“, flüstert eine Schülerin und hakt sich leise kichernd
setzen sich die Kinder vor die kleine Bühne, wo Dr. Richard
Bräucker, der Leiter des DLR_School_Lab Köln, steht und die
Gäste willkommen heißt. Die Schüler werden in drei Gruppen
eingeteilt und sofort beginnen die kleinen Forscher, das Experi-
ment „Mission to Mars“ zu diskutieren.
Zahlreiche Raumsonden haben in den letzten Jahrzehnten
den Mars umkreist und Bilder der Oberfläche zur Erde gefunkt.
Heutzutage werden Marsgloben hergestellt, ähnlich den Globen,
wie wir sie von der Erde kennen. Aber nicht alles kann aus gro-
ßer Höhe untersucht werden. Deshalb wurden Roboter, soge-
nannte Mars-Rover, auf der Oberfläche abgesetzt, zuletzt im
August 2012 der bisher größte namens „Curiosity“. Wie die Ro-
boter gesteuert werden, erfahren die Kids an diesem erlebnisrei-
chen Tag auch – und das scheint gar nicht so einfach zu sein!
Bei diesem Experiment wurde der Mars-Rover nachgestellt, da-
mit die Jungen und Mädchen die Steuerung in unbekannter
Umgebung nachempfinden können. „Ich will anfangen“, ruft
Jan-Niklas. Doch bevor der Rover gesteuert werden kann, müs-
sen die Drehungen und Wege berechnet werden. Erst dann
nimmt das Fahrzeug die Anweisungen zeitverzögert an. „Wahn-
sinn, was bei der Fahrt über den Mars alles beachtet werden
muss. Keine leichte Aufgabe“, stellt Jan-Niklas fest. „Ich werde
mal Pilot. Pilot beim DLR“, fügt er hinzu und wirkt dabei fest
entschlossen.
Mobil in Berlin
Unser Sonnensystem ist auch ein Thema am DLR-Standort
Berlin. Doch hier geht es vor allem um optische Sensoren zu
dessen näherer Erforschung. Wissenschaftliche Untersuchungen
um die Entstehung und Veränderung des Planeten Mars und an-
derer Himmelskörper ermöglichen es, die Entwicklung der Erde
besser zu verstehen. Neben der Planetenforschung wird im DLR
Berlin die Verkehrsforschung großgeschrieben. Die Lösung all-
täglicher Probleme, wie Staus oder die beste Nutzung der ver-
schiedenen Verkehrsmittel für den Personen- und Warentrans-
port, stehen im Fokus, damit auch zukünftig alles in Bewegung
bleibt.
„Wie kommst du eigentlich zur Schule?“, fragen sich die
Schüler untereinander. Einige Schüler antworten, dass sie mit
dem Rad fahren, andere nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel,
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Der Luftballon bekommt eine kalte Dusche, damit Jan-Niklas mit
der Wärmebildkamera registrieren kann, wie sich die Energie auf
der Oberfläche verteilt
Dem Geheimnis der Grätzelzelle auf der Spur: Nguyen entnimmt
ein paar Tropfen Titandioxidlösung, um sie auf kleine dünne Glas-
streifen aufzutragen. Am Ende wird zwischen den verbundenen
Glasträgern ein Stromfluss nachgewiesen.
Heller oder dunkler? Alles eine Frage des Abstands. MIt dem Solar-
zellen-Experiment im DLR_School_Lab Berlin wird es nachvollzieh-
bar.
Im DLR forschen und lernen
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist als eine
der größten und modernsten Forschungseinrichtungen
Europas Ideenschmiede für das Wissen von morgen.
Hier werden Flugzeuge der Zukunft entwickelt und Pilo-
ten trainiert, Raketentriebwerke getestet und Bilder von
fernen Planeten ausgewertet. Es wird an Hochgeschwin-
digkeitszügen geforscht, an umweltfreundlichen Verfah-
ren zur Energiegewinnung gearbeitet und vieles mehr.
Themen von großer gesellschaftlicher Bedeutung – aber
auch von großem Reiz für Kinder. Um Schülerinnen und
Schülern einen Einblick in die Arbeit des DLR zu geben
und ihr Interesse an den Naturwissenschaften zu we-
cken, wurden DLR_School_Labs geschaffen.
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