Montag, 23. April 2012
Am 24. April 2012 begeht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) das Jubiläum "100 Jahre Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) - 100 Jahre Luftfahrtforschung in Berlin." Die DVL wurde als eine Vorgängerorganisation des DLR 1912 auf dem ehemaligen Gelände des Flughafens Johannisthal gegründet und entwickelte sich zu einem wichtigen europäischen Forschungsstandort für die Luftfahrt. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand hier die das Institut für Kosmosforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR. Vor 20 Jahren kehrte dann das DLR zu einem seiner Ursprungsorte zurück.
Quelle: DLR (CC-BY 3.0).
Am 24. April 2012 begeht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) das Jubiläum "100 Jahre Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) - 100 Jahre Luftfahrtforschung in Berlin." Die DVL wurde als eine Vorgängerorganisation des DLR 1912 auf dem ehemaligen Gelände des Flughafens Johannisthal gegründet und entwickelte sich zu einem wichtigen europäischen Forschungsstandort für die Luftfahrt. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand hier das Institut für Kosmosforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR. Vor 20 Jahren kehrte dann das DLR zu einem seiner Ursprungsorte zurück. "Der heutige DLR-Standort Berlin steht für eine lange Tradition in der Luft- und Raumfahrtforschung. In einer ereignisreichen Geschichte wurden hier immer wieder technische und wissenschaftliche Grenzen zum Nutzen der Menschen überschritten", sagt Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR. War es damals die Luftfahrt, so bilden heute Weltraum und Verkehr die Forschungsschwerpunkte des Standorts. "Damals wie heute werden hier wissenschaftliche Höchstleistungen erbracht. Diese sind die logische Fortsetzung der Arbeit und das Erbe der frühen Aviatiker", erklärt Prof. Wörner.
Sie sehen hier eine Aufzeichnung der Festveranstaltung vom 24. April 2012: "100 Jahre Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) - 100 Jahre Luftfahrtforschung in Berlin".
Die DVL als zentrale Einrichtung für Luftfahrtforschung
Der Wunsch nach einer wissenschaftlichen Einrichtung für die Luftfahrt war bereits um die Jahrhundertwende laut geworden. Zu dieser Zeit war man in Deutschland der Auffassung, mit dem lenkbaren Luftschiff die technische Lösung für das Luftfahrzeug schlechthin gefunden und darüber hinaus weltweit einen Vorsprung auf diesem Gebiet zu haben. Angeregt durch Graf von Zeppelin wurde nach der Inbetriebnahme des zweiten europäischen Motorflugplatzes in Berlin-Johannisthal am 20. April 1912 die Gründungsurkunde der DVL unterzeichnet. Das Deutsche Reich bewilligte dafür 250.000 Mark.
Schon bald darauf gehörten 57 Konstruktionswerkstätten und Fliegerschulen, 15 mittelständische Flugzeugfabriken und mehrere Luftschiffhallen zum Flugplatzgelände. Mit den Abteilungen für Motoren und Flugzeuge sowie Physik des Fliegens begann die Arbeit der DVL, wobei die Teilnahme am "Wettbewerb um den Kaiserpreis für den besten deutschen Flugzeugmotor" 1912 den Bau der Versuchsanstalt enorm beflügelte. So entwickelte sich die DVL zur zentralen Anlaufstelle für die Lösung wissenschaftlicher Probleme bei der Entwicklung der Luftfahrttechnik und gehörte in den Dreißigerjahren mit ihren Versuchsanlagen zu den modernsten in Europa.
Von der Luftfahrtforschung zur Kosmosforschung
Die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs brachten die Arbeit der Versuchsanstalt in Berlin zum Erliegen. Eine neue Blütezeit erlebte die Forschung in Berlin Adlershof in den 1950er Jahren, als sich hier die Institute der Akademie der Wissenschaften der DDR ansiedelten. Ausgangspunkt bildete das 1950 eingerichtete Heinrich Hertz-Institut für Schwingungsforschung sowie die Forschungsstelle für kosmische Elektronik und das Institut für Elektronik. 1981 wurde das „Institut für Kosmosforschung“ (IKF) ins Leben gerufen, dessen Gründung eng mit der Beteiligung am Interkosmos-Programm verbunden war. Vor allem die Fernerkundung der Erde und die Materialforschung unter Weltraumbedingungen standen für das Institut im Vordergrund. Ebenfalls in den 1950er Jahren entstand im Westteil der geteilten Stadt das "Institut für Turbulenzforschung" der DVL.
Rückkehr zu den Wurzeln
Nach den politischen Veränderungen 1989 kehrte das DLR nach Berlin-Adlershof zu einem seiner Ursprungsorte zurück. In einer 1990 unterschriebenen Vereinbarung stimmten DLR und IKF ihre wissenschaftlichen Arbeiten aufeinander ab und das IKF wurde in die Strukturen der gesamtdeutschen Forschungslandschaft eingebunden, wurde Teil des DLR. Heute konzentriert sich der DLR-Standort Berlin-Adlershof vor allem auf die Forschungsschwerpunkte Weltraum und Verkehr. Auch die in Charlottenburg gegründete Abteilung Triebwerksakustik des DLR-Instituts für Antriebstechnik ist heute Teil des Standorts Berlin.
Über das DLR
Das DLR ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt. Seine umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und Verkehr sind in nationale und internationale Kooperationen eingebunden. Über die eigene Forschung hinaus ist das DLR als Raumfahrtagentur im Auftrag der Bundesregierung für die Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten zuständig.
Zuletzt geändert am:24.04.2012 20:45:56 Uhr
24.04.2012 16:21 - von Hinnerk Eißfeldt
und kein Wort zur DVL im dritten Reich? Es gehört für Deutsche Ínstitutionen mittlerweile zum Selbstverständnis, sich der Aufarbeitung der dunklen Zeiten unserer Geschichte zu stellen. Das würde ich mir auch für das DLR wünschen. Wie wäre es beispielsweise damit (Rehberger, 2010): "... im Dezember 1941, traf Weltz in Berlin auf Dr. Siegfried Ruff, den Leiter des Luftfahrtmedizinischen Instituts der DVL. Ruff referierte mit seinem Assistent, Dr. Wolfgang Romberg, über sein Modell zur „Rettung aus großen Höhen“. Ruff und Romberg stellten gerade ihre Studie zum Fallschirmabsprung vom Juni 1941 vor. Sie hatten dabei simulierte Absprünge aus 12 km Höhe durchgeführt und waren an eine lebensgefährliche Grenze gestoßen. Weltz erfuhr, dass Ruff gerne weitere Versuche machen wollte, aber am Berliner Institut nicht genügend Freiwillige zur Verfügung stünden. Beide kamen überein, die Versuche in Dachau zusammen durchzuführen. Man hatte das prinzipielle Einverständnis von Seiten Hippkes und Himmlers: Die Ärzte der Luftwaffe bekamen von ihrem höchstenVorgesetzten grünes Licht für die Versuchsreihe; die SS lieferte einen Ort, an dem sie mit ausreichend Versuchspersonen zur Tat schreiten konnten; die technische Ausstattung schließlich kam von der DVL: Ruff ließ eine fahrbare Unterdruckkammer nach Münchenliefern. Die beiden Institutsleiter Ruff und Weltz übernahmen die Verantwortung für ihre jeweiligen Angestellten: Romberg als Mitglied der DVL und Rascher als Stabsarzt unter Weltz. Das Ziel für Ruff und Romberg war, ihre Studie über die Reaktion desmenschlichen Körpers auf extremen Unterdruck in Höhen über 12km auszuweiten. Der SS-Arzt Rascher wollte mit neuen Ergebnissen zu den Gefahren des Höhenfluges Himmlers Wunsch nachkommen, der SS zu einem wissenschaftlichen Ansehen zuverhelfen, und damit seine Karriere voranzutreiben."Der weitere Verlauf war Gegenstand der Nürnberger Prozesse.
24.04.2012 17:48 - von DLR-Kommunikation
Lieber Herr Eisfeldt,danke für Ihren Kommentar.Auch für das DLR gehört es zum Selbstverständnis, sich mit den dunklen Kapiteln der Geschichte seiner Vorgängerinstitutionen auseinanderzusetzen.Wir laden Sie daher ein, sich entweder den Livestream der Veranstaltung oder aber die Aufzeichnung derselben anzusehen, die an dieser Stelle ab 19.00 Uhr zur Verfügung stehen werden, denn hier wird genau dies auf transparente Art und Weise geschehen.Weiterhin hat sich das DLR bereits im Rahmen des Jubiläums 100 Jahre Luft- und Raumfahrtforschung in Deutschland (http://www.dlr.de/100jahre) mit der Aufarbeitung der Geschichte seiner Vorgängereinrichtungen beschäftigt. Neben dieser Web-Sonderseite finden Sie weitere Informationen in dieser anderhalbstündigen Dokumentation auf unserem Youtube-Kanal (http://www.youtube.com/playlist?list=PL51EF9893CBFB8060) sowie in der gleichnamigen Print-Veröffentlichung (http://www.dlr.de/100Jahre/desktopdefault.aspx/tabid-3522/5480_read-7948/).