Jede Raumfahrtmission ist einer potenziellen Gefahr ausgehend von Mikrometeoroiden und Weltraumtrümmerteilen ausgesetzt. Die durch Kollision mit diesen Objekten entstehenden Schäden sind aufgrund der hohen Relativgeschwindigkeiten nicht unerheblich und können sogar zum Missionsverlust führen. Da die meisten Objekte für bodengestützte Ortungsmethoden zu klein sind, erfolgt die Validierung der Modelle heute mittels Messdaten von rückgeführten Raumfahrtsystemen. Dabei ist die Validierung der kleinen Objektpopulationen (100 µm – 1cm) sehr eingeschränkt. Die vorhandenen Daten gelten für bestimmte Umlaufbahnhöhen und Inklinationen sowie für Zeitabschnitte, die zum Teil mehr als zwanzig Jahre zurückliegen (siehe Tab. 1). Da die Weltraummüllumgebung aber sehr dynamisch ist, sind die vorhandenen Messdaten für die Beschreibung des wahren Debris-Vorkommen ungenügend. Die Möglichkeit für erneute Geräterückführung ist nach Beendigung des US-Space-Shuttle-Programms im Juli 2011 derzeit gering. Es besteht daher ein großer Bedarf darin, die Weltraummüll-Verteilung vor Ort also in den Umlaufbahnen experimentell zu quantifizieren.
Tab. 1: Rückgeführte Geräte aus den Umlaufbahnen. D=Dauer in der Umlaufbahn in Tagen, h=Umlaufbahnhöhe, i=Inklination, (Liou et al. 2002; Flegel et al. 2011; UN Report 1999; McDonnell 2004).
Diese Wissenslücke kann mittels des am DLR Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen entwickelten Detektorsystem SOLID geschlossen werden. Die Erprobung des Detektorsystems soll auf der TechnoSat-Mission der Technischen Universität Berlin im Weltraum erprobt werden. Mithilfe der Messdaten können die Softwaremodelle wie z.B. MASTER (ESA) und ORDEM (NASA) validiert werden. Verbesserte Simulationsergebnisse der Weltraummüllmodelle dienen zur Auslegung und Optimierung von z.B. Satelliten-Schutzsystemen von Raumfahrzeugen sowie für die Reduktion vom neuen Weltraummüll. Diesem Optimierungsprozess überlagert erfolgt ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP), im Rahmen dessen unter Beachtung international anerkannter Richtlinien und Empfehlungen hinsichtlich z.B. des Designs, der Fertigungsverfahren, der Materialien, des operationellen Betriebs sowie der Entsorgung von Raumfahrzeugen die Systeme optimiert werden.