VRH-Studie: Verbesserte Gewöhnung an kreuzgekoppelte Kräfte auf Kurzarmzentrifugen durch visuelle Verstärkung des vestibulären Inputs (Visual Reinforcement of vestibular rotational sensory input for Habituation to motion sickness in artificial gravity environment (Laufzeit: 5/2015—3/2016)).
Das menschliche Gehirn verarbeitet konstant unterschiedliche Sinneseindrücke und errechnet daraus die Orientierung und Bewegung des Körpers im Raum. Die Rotation des Körpers wird dabei hauptsächlich vom Vestibularorgan durch die Bogengänge im Innenohr ermittelt. Diese sind besonders für kurze Veränderungen der Rotationsgeschwindigkeit sensibel. Zusätzlich trägt der visuelle Input durch die Augen zu einem Rotationsempfinden bei.
Zentrifugation erzeugt einen konstanten linearen Beschleunigungsvektor senkrecht zur Drehachse, der die wahrgenommene Richtung der Schwerkraft ändert. Darüber hinaus rotiert die Zentrifuge in der Regel mit einer konstanten Geschwindigkeit in völliger Dunkelheit. Diese in Natura unwahrscheinliche Kombination führt dazu, dass das Hirn die Rotation schnell „vergisst“ und sich stationär fühlt. Jegliche Kopfbewegung während dieser passiven Rotation aktiviert jedoch unser sensorisches System wieder. Ausgehend vom falschen stationären Gefühl erzeugt eine Kopfbewegung das Gefühl einer abrupten illusorischen Rotation, die oft als ein Gefühl des Taumelns bezeichnet wird. Die Kombination des modifizierten Schwerkraftsvektors und der Illusion gilt als ein Sinneskonflikt.
Das Ziel dieser Studie ist es, ein neues Protokoll für die Gewöhnung an konstante Beschleunigungskräfte zu testen. Anstatt die Rotationsempfindung zu vermindern, zielt das neue Protokoll darauf ab, das Empfinden von Schwerkraft und der Kopfrotation so zu ändern, dass Konflikte im Gehirn und damit die Bewegungskrankheit vermindert werden können, ohne dass sich die Empfindung der Rotation verändert. Dies erreicht man durch die Bereitstellung von speziellen visuellen Signalen, die mit der illusorischen Rotation durch Kopfbewegung übereinstimmen, um die Zuverlässigkeit der Rotationswahrnehmung zu erhöhen und ihre Suppression zu verhindern.