Foto: Quelle: NASA
Unter dem Titel „To Sleep or not to Sleep: Schlaf und Schlafmittel im All“ stellte Dr. Daniel Aeschbach, Leiter der Abteilung Flugphysiologie am DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, das Thema Schlaf und Erholung im Weltraum vor. Die besonderen Bedingungen dieses Arbeitsortes sind auch für den Schlaf eine Herausforderung: So gibt es auf der Internationalen Raumstation ISS in 400 km Höhe und bei 28.000 Stundenkilometern neben der Schwerelosigkeit keinen natürlichen 24 Stunden-Tag-Nacht-Zyklus und die Sonne geht alle 90 Minuten neu auf, der Tag ist „künstlich“ dem auf der Erde angepasst.
Auf der ISS gibt es Schlafkabinen, in denen der Astronaut weitestgehend von Lärm und Licht geschützt in einem Schlafsack an der Wand befestigt schläft. Allerdings ist der Schlaf nicht so erholsam wie auf der Erde: Im Durchschnitt schlafen die Astronauten sechs Stunden, die Dauer nimmt auch bei einer längeren Mission nicht zu. Müdigkeit ist eine der häufig genannten Beschwerden der Astronauten, 75 Prozent verwenden Schlafmittel. Allerdings wurde festgestellt, dass die Schlafdauer auch nach der Einnahme von Schlafmitteln nicht immer zunahm. Mögliche Ursachen für den gestörten Schlaf in der Raumfahrt sind schlechte Lichtverhältnisse, also zu viel oder zu wenig Licht oder zur falschen Zeit; der zirkadiane Rhythmus ist gestört, es gibt Verschiebungen im Tagesablauf vor speziellen Manövern und es herrscht ein relativ hoher Geräuschpegel (50-70 dB). Außerdem ist die Arbeitsbelastung sehr hoch und oft wird die Freizeit in die Bettruhezeit gelegt.
Für eine Reise zum Mars müsste sich der Mensch auch bezüglich des Schlafs wappnen: Da der Marstag 24,65 Stunden beträgt, müsste sich der Mensch entsprechend anpassen. Ein Test wurde bereits während der Phoenix Mars Lander Mission 2008 unternommen: Das NASA-Bodenpersonal wurde eingeteilt, nach einem 24.65-Stunden-Tag zu arbeiten, um besser mit der Sonde auf der Marsoberfläche zu kommunizieren und Blaulicht wurde als Maßnahme gegen die Müdigkeit und für eine bessere zirkadiane Anpassung eingesetzt. Die meisten Betroffenen konnten sich umstellen und an den neuen Rhythmus anpassen.
Der Vortrag fand im Rahmen einer Veranstaltung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft im :envihab statt. Das Institut stellte sich außerdem mit Führungen durch die Forschungsanlage vor.