Bild: Wikipedia/Livioandronico2013
 

Als der Mensch das Reisen lernte

Die von den Römern erbaute Via Appia ist eine der ältesten Straßen der Welt – weit über 2000 Jahre alt. Solche gepflasterten Straßen hatten anfangs vor allem militärische Bedeutung. Außerdem kamen sie dem Handel zu Gute. Dass man auch einfach nur zum Vergnügen verreisen könnte – auf diese Idee kamen Menschen erst viel später. Bild: Wikipedia/Livioandronico2013
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Seit wann gibt es eigentlich den Verkehr? Ist der Neandertaler schon gereist? Warum führen alle Wege nach Rom? Wenn man sich mit der Geschichte des Verkehrs beschäftigt, kommt man schnell auf solche und andere spannende Fragen. Hier also ein kurzer Überblick darüber, wie alles begann ...

Auf solchen gepflasterten Straßen konnten schon in der Antike große Strecken zurückgelegt werden. Bild: Photos.com
Auf solchen gepflasterten Straßen konnten schon in der Antike große Strecken zurückgelegt werden. Bild: Photos.com

Unterwegs waren wir Menschen eigentlich schon immer. Allerdings gab es zunächst nur ein einziges Mittel zur Fortbewegung: die Füße. In der Frühzeit unserer Entwicklung bewegten wir uns wahrscheinlich vor allem fort, um zu Jagen oder Beeren und Früchte zu sammeln – oder weil unsere Vorfahren auf der Flucht waren. Völkerwanderungen über Tausende von Kilometern gab es da – und natürlich Kämpfe und Kriege. Später kam der Handel dazu: auf dem Landweg mit Karawanen oder auch per Schiff zunächst in der Nähe der sicheren Küsten, dann auch immer mutiger übers Meer. Nach der Erfindung des Rades vor etwa 7.000 Jahren begannen die Menschen mit der Befestigung der ersten Straßen. Das war im sogenannten „Nahen Osten“ – also der Gegend, in der heute Syrien, Jordanien und der Irak liegen.

Das erste Straßennetz

Rom – hier im Bild das Kolosseum – war lange Zeit der Mittelpunkt eines großen Straßennetzes. Bild: Photos.com
Rom – hier im Bild das Kolosseum – war lange Zeit der Mittelpunkt eines großen Straßennetzes. Bild: Photos.com

Die Römer waren die ersten, die ganz systematisch ein Straßennetz aufgebaut haben. Im Zentrum stand dabei über viele Jahrhunderte ihre Hauptstadt. So ist im Laufe der Zeit das Sprichwort entstanden, nach dem „alle Wege nach Rom führen“. Aber auch zu dieser Zeit waren die meisten Menschen noch zu Fuß unterwegs. Dabei konnte man auf den Römerstraßen wie der Via Appia bis zu 30 Kilometer am Tag zurücklegen.

Um schneller unterwegs zu sein, benötigte man einen Pferdewagen. Allerdings konnten sich diesen Luxus nur ganz wenige Menschen leisten. Doch das Reisen war zunächst auch kein reines Freizeitvergnügen, sondern harte Arbeit. Zum Beispiel für die Eil-Kuriere, die wichtige Nachrichten und Befehle von der Hauptstadt Rom in die entlegenen Provinzen transportiert haben. Mit ihren Pferden konnten sie bis zu 200 Kilometer pro Tag zurücklegen. An den extra für sie angelegten Stationen standen ihnen immer frische Pferde zur Verfügung, damit sie schneller an ihr Ziel kamen.

Händler, Pilger und Krieger

Die Landkarten wurden im Laufe der Zeit immer genauer. Das Bild zeigt eine alte Karte von Frankreich. Bild: Photos.com
Die Landkarten wurden im Laufe der Zeit immer genauer. Das Bild zeigt eine alte Karte von Frankreich. Bild: Photos.com

Im Mittelalter existierte schon ein weit verzweigtes Straßennetz in Europa. Es gab auch schon erste Reiseführer und Landkarten. Die meisten Menschen reisten, um mit ihren Waren zu handeln. Aber es gab damals noch einen anderen wichtigen Grund zum Reisen: die Wallfahrt. Die Menschen machten sich auf den Weg zu bestimmten Orten, an denen angeblich Wunder geschehen waren. Ein berühmtes christliches Pilgerziel war die Stadt Santiago de Compostela in Nordspanien. Die Straße, auf der die Pilger unterwegs waren, besteht noch immer: der Jakobsweg. Und auch nach Mekka pilgern heute noch Millionen Muslime. Ein anderer Antrieb für die Fortbewegung waren kriegerische Eroberungen über Landesgrenzen und Ozeane hinweg.

In 80 Tagen um die Welt

Mit der Eisenbahn begann die Mobilität im großen Stil. Hier ein Nachbau des „Adler“, der ersten deutschen Lokomotive. Bild: M. Gertkemper
Mit der Eisenbahn begann die Mobilität im großen Stil. Hier ein Nachbau des „Adler“, der ersten deutschen Lokomotive. Bild: M. Gertkemper

Doch von Ausnahmen abgesehen dürfte ein Großteil der Menschen damals wenig „mobil“ gewesen sein: Man lebte in der Region oder in dem Ort, wo man geboren war. Erst mit dem Beginn des sogenannten „Industriezeitalters“ vor etwa 200 Jahren änderte sich das: Jetzt gewann der Verkehr die enorme Bedeutung, die er heute hat. Das wurde nicht zuletzt durch die Dampfmaschinen möglich, mit denen Eisenbahnen und Schiffe angetrieben wurden. Durch den ständigen Ausbau des Verkehrsnetzes wurden Orte, Regionen und Länder miteinander verbunden. Und man konnte von Kontinent zu Kontinent reisen. Oder sogar um die ganze Welt. Ein solches Abenteuer einer Weltreise in Rekordzeit wurde in dem berühmten Buch „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne spannend erzählt. Heute kann man das mit dem Flugzeug in wenigen Tagen schaffen – und Astronauten benötigen für eine Umrundung der Erde gerade mal 90 Minuten.

Bewegung als Selbstzweck

Reisen bis ans andere Ende der Welt, wie zum Beispiel nach Sydney in Australien, sind heute problemlos möglich. Bild: Photos.com
Reisen bis ans andere Ende der Welt, wie zum Beispiel nach Sydney in Australien, sind heute problemlos möglich. Bild: Photos.com

Doch die meisten von uns sind vor allem „mobil“, um pünktlich zur Schule oder zur Arbeit zu kommen oder weil wir in der Freizeit „auf Achse“ sind. Und gelegentlich auch aus reinem Selbstzweck: Wir bewegen uns, um uns zu bewegen. Etwa beim Jogging, mit dem Skateboard oder bei einer Tour mit dem Fahrrad. Oder um einfach mal im Urlaub andere Länder zu sehen.

Wenn man sich also die Geschichte des Verkehrs anschaut, könnte man sagen, dass wir es heute im Vergleich zu früheren Zeiten recht „luxuriös“ haben. Fortbewegung, Mobilität – das ist eine Selbstverständlichkeit geworden. Damit das auch in Zukunft so bleibt, arbeiten Fachleute sehr intensiv daran, neue Lösungen für den Verkehr von morgen zu finden. Denn einfach weiter wachsen kann der Verkehr – zumindest in Europa – kaum noch.