Die „fliegende Sternwarte“ hebt ab

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An Bord des Jets: nur wenige Passagiere, aber eine ganz besondere Fracht …

Die „fliegende Sternwarte“ SOFIA: Deutlich erkennt man die große Luke, in der sich das Teleskop befindet. Bild: NASA (C. Thomas)

25. Mai 2010 – Mehrere Meter ist die Lücke groß, die in der Außenwand des Jumbo-Jets klafft. Kein technischer Defekt, sondern ganz im Gegenteil: eine High-Tech-Meisterleistung! Aus der Öffnung späht bei der „fliegenden Sternwarte“ SOFIA ein Teleskop in den Himmel. Eine „fliegende Sternwarte“? Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr hier …

Sternwarten, wie man sie an vielen Orten auf der Erde findet, sind prima: Da kann man den Nachthimmel beobachten. Und wenn mal ein Instrument nicht mehr funktioniert, kann man es einfach reparieren – oder man tauscht ein altes Gerät eben gegen ein neues aus. Satelliten sind auch gut: Auf ihren Umlaufbahnen um die Erde befinden sie sich außerhalb unserer Atmosphäre, so dass keine störenden Luftschichten den Blick ins All trüben. SOFIA, die „fliegende Sternwarte“, kombiniert beides: Das Flugzeug fliegt mehr als 12 Kilometer hoch – das ist zwar noch innerhalb der Atmosphäre, aber dort oben ist die Luft schon extrem dünn und der Blick ins All sehr klar. Und nach der Landung haben die Wissenschaftler – anders als beim Satelliten – alle Möglichkeiten, die Hardware weiter zu verbessern. Wenn das überhaupt nötig ist: Denn der Erstflug von SOFIA am 25. Mai war ein voller Erfolg! Nach dem Start in Kalifornien war das Flugzeug acht Stunden lang in der Luft, um erste Himmelsbeobachtungen durchzuführen.

Hell brennendes Sternenfeuer

SOFIA ist ein deutsch-amerikanisches Projekt, für das ein riesiger Jumbo-Jet komplett umgebaut wurde. Das Teleskop erhält durch eine große Luke von vier mal sechs Metern freien Blick zu den Sternen. Es „sieht“ dabei aber nicht mit einfachen Fernrohren zum Himmel – sondern mit „Infrarot-Augen“. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine Wärmebild-Kamera. Könnten wir nachts den Himmel so wie SOFIA betrachten – wir würden einen ganz anderen Himmel sehen! Wo für unsere menschlichen Augen nur einige Sternchen friedlich funkeln, erkennt man im Infrarot-Bereich hell brennendes Sternenfeuer. Dort explodieren Sterne, toben gewaltige „Stürme“ aus heißem Gas und Staub. Und wir würden auch durch Gas- und Staubwolken hindurch sehen können, wie gerade neue Sterne geboren werden. Das genau ist eines der spannenden Forschungsziele von SOFIA: zu beobachten, wie neue Sterne entstehen. Mit dem Erstflug des Teleskops beginnt nun ein spannendes Kapitel Forschung. 20 Jahre lang soll die „fliegende Sternwarte“ genutzt werden.

Links sieht man den Planeten Jupiter, wie er durch ein Fernrohr für das menschliche Auge erscheint. Rechts das Wärmebild von Jupiter, das SOFIA aufgenommen hat. Die Farben geben den Wissenschaftlern Aufschluss über die Temperaturen. Bild links: Anthony Wesley. Bild rechts: NASA, DLR, Cornell University
Links sieht man den Planeten Jupiter, wie er durch ein Fernrohr für das menschliche Auge erscheint. Rechts das Wärmebild von Jupiter, das SOFIA aufgenommen hat. Die Farben geben den Wissenschaftlern Aufschluss über die Temperaturen. Bild links: Anthony Wesley. Bild rechts: NASA, DLR, Cornell University

Zum Auftakt nahm sich SOFIA aber ein viel näher liegendes Objekt vor: den Planeten Jupiter. Das Wärmebild zeigt ihn in leuchtenden Farben – die verraten, wo es auf Jupiter besonders heiß zugeht.

Einige Infrarot-Bilder, die Schüler mit einer Wärmebild-Kamera aufgenommen haben, sind hier zu sehen. Per Klick kannst du dir diese Zusammenstellung seltsamer „Klassenfotos“ in Vergrößerung ansehen. Bild: DLR
Einige Infrarot-Bilder, die Schüler mit einer Wärmebild-Kamera aufgenommen haben, sind hier zu sehen. Per Klick kannst du dir diese Zusammenstellung seltsamer „Klassenfotos“ in Vergrößerung ansehen. Bild: DLR

Übrigens: Zum Thema Infrarot-Astronomie gibt es in den DLR_School_Labs – das sind die Schülerlabore des DLR – einige faszinierende Experimente. Da staunen die Schülerinnen und Schüler dann im „Selbstversuch“, wie sie oder ihre Lehrer im infraroten Wärmebild aussehen – und lernen, dass die Nasenspitze oft kälter ist als das übrige Gesicht.