Berlin-Adlershof - eine Wiege der Luftfahrtforschung
Bereits wenige Jahre nach den ersten erfolgreichen Flügen der heute legendären "Aviatiker" zeigte sich die Notwendigkeit, die noch neue Flugkunst durch begleitende wissenschaftliche Forschungsarbeiten zu untermauern.Zwar hatte Ludwig Prandtl schon 1907 die Aerodynamische Versuchsanstalt Göttingen (AVA), eine der Vorgängerorganisationen des heutigen DLR, ins Leben gerufen, zwar befaßten sich einzelne Lehrstühle an deutschen Hochschulen mit Fragen der Luftfahrttechnik, eine fachübergreifende wissenschaftliche Begleitung im Sinne der heutigen Großforschung gab es dagegen noch nicht.Auf einer Vorstandssitzung des Deutschen Museums am 28. September 1909 in München forderte Graf von Zeppelin erstmals die Errichtung einer groß angelegten Versuchsanstalt für die Förderung der Luftfahrt. Am 2. März 1910 beschloß der Reichstag aufgrund mehrerer Initiativanträge die Gründung einer Reichsanstalt für Luftschiffahrt und Flugtechnik. Zunächst stand Friedrichshafen als Standort für die Versuchsanstalt zur Diskussion, die Entscheidung fiel letztendlich auf den im September 1909 in Betrieb genommenen 2. europäischen Motorflugplatz in Berlin-Johannisthal.Am 20. April 1912 schließlich wurde die Gründungsurkunde des Vereins "Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt" (DVL) unterzeichnet. Zu den Unterzeichnern gehörten namhafte Persönlichkeiten und Einrichtungen aus Industrie und Politik wie z. B. die Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (Vorgängerin der heutigen Max-Planck Gesellschaft), der Verein Deutscher Ingenieure, Dr.-Ing. Robert Bosch oder auch die Schweinfurter Präzisions-Kugel-Lager-Werke Fichtel & Sachs. Erster Direktor der Versuchsanstalt wurde Dr. Friedrich Bendemann, der zuvor die Geschäftsstelle für Flugtechnik in Lindenberg geleitet hatte.
Im Frühjahr 1913 wurden drei wissenschaftliche Abteilungen der DVL eingerichtet:
1914 stellt die DVL ihre Aktivitäten aufgrund des Ausbruchs des ersten Weltkrieges ein, wird ab 1922 zur Prüfstelle für Heeresflugzeuge und nimmt als DVL 1922 ihre Tätigkeit wieder auf.Zu den ersten Aufgaben zählten Musterprüfungen von Luftfahrzeugen. Hierzu gehörte unter anderem auch das weltweit erste Verkehrsflugzeug, die viersitzige Junkers F 13.Bereits 1928 ist der Personalbestand auf 543 Mitarbeiter angewachsen.Ein Ausbauprogramm begann. Es entstanden der "Kleine Windkanal" und der "Große Windkanal" und 1933 der Trudelwindkanal (sind heute Technische Denkmale). Zwischen 1933 und 1936 entstanden auf dem Südgelände die Hauptwache und das Hauptgebäude, in dem sich die Direktion, die Verwaltung, technische Büros, Veranstaltungsräume und die Kantine befanden, sowie weitere Laboratorien. Dieses Hauptgebäude existiert heute noch und beherbergt neben der WISTA, der IGAFA und dem Forschungsverbund auch eine Campusgaststätte.Die Gebäude und Ausrüstungen der DVL überstanden den 2. Weltkrieg ohne größere Schäden.
Über die in den späten dreißiger Jahren erzielten Arbeitsergebnisse heißt es in einem Bericht des damaligen Vorstandsvorsitzenden Prof. Seewald aus dem Jahr 1942 unter anderem, die DVL habe vor allem alle mit dem Höheflug und der Schaffung von Höhenflugzeugen zusammenhängenden Fragen vorangetrieben und der Luftfahrtindustrie in Gestalt von Abgasturboladern, Höhenkammerausrüstungen, Leichtmetallkühlern und sonstigen fabrikationsreifen Eigenentwicklungen zur Verfügung gestellt. Neben Arbeiten auf dem Materialforschungssektor habe die DVL auf dem Gebiet der Aerodynamik wichtige für die Entwicklung von Schnellflugzeugen erforderliche Erkenntnisse durch ihre Arbeiten im Hochgeschwindigkeitswindkanal geben können. Schließlich sei auf dem Gebiet der Motorentechnik die Verwirklichung eines schiebergesteuerten Flugmotors zu nennen. Weitere Aktivitäten lagen im Bereich der Funknavigation.
Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurden mehrere Institute und Abteilungen verlagert, so unter anderem nach Garmisch-Grainau, nach Saulgau in Württemberg, nach Sonthofen und auch nach Travemünde. Die dortigen Einrichtungen wurden von den Alliierten beschlagnahmt.
Am 19. April 1945 stellte die DVL in Berlin-Adlershof aufgrund des Heranrückens militärischer Kampfverbände ihre Tätigkeit ein. Die Anlagen in Adlershof wurden zu großen Teilen von den Sowjets abgebaut und in die UdSSR verbracht oder zerstört.
Auf dem Gelände der DVL siedelten sich in den fünfziger Jahren Institute der Akademie der Wissenschaften der DDR an. Der Beitritt der DDR zum mehrseitigen Abkommen Interkosmos 1972 und die Tätigkeiten auf dem Gebiet der Raumfahrt erforderten die Gründung des Instituts für Kosmosforschung im Jahre 1981.
Aufgrund der Empfehlungen des Wissenschaftsrates wurde im Januar 1992 der DLR-Standort Berlin-Adlershof gegründet und das DLR kehrte an seine Wiege zurück. Damit konnten die Arbeiten auf dem Gebiet der Weltraumsensorik weitergeführt und mit den Aktivitäten des DLR auf dem Gebiet der Planetenerkundung synergetisch zusammengefaßt werden. Gleichzeitig wurde eine Weiterführung der Kooperation mit den Staaten des ehemaligen Ostblocks ermöglicht.
Das hier in Berlin-Adlershof angesiedelte Institut für Weltraumsensorik und Planetenerkundung leistet Beiträge zur Erdfernerkundung, zur Entwicklung passiver Sensorsysteme und zur Planetenerkundung. Dies geschieht mit den Mitteln der optischen Fernerkundung vonSatelliten und Flugzeugen aus.
Missionen und Projekte im IKF
Quelle: Archiv des Deutschen Zentrums für Luft - und Raumfahrt, Bestand Berlin-Adlershof