Weltraumschrott wird zu einem immer größeren Problem im Betrieb von Raumfahrtmissionen. Speziell in den letzten Jahren kam es zu zwei Fällen, welche die Menge an gefährlichen Bruchstücken im All deutlich erhöht haben: der durch Raketenbeschuss am 11.1.2007 zerstörte chinesische Satellit Fengyun-1C und der unkontrollierte Zusammenstoß des russischen Cosmos 2251-Satelliten mit einem amerikanischen Telekommunikationssatelliten Iridium 33 am 10.2.2009. Gerade ein Bruchstück aus dem letzten Ereignis wurde am 27.11. zu einer möglichen Gefahr für den vom GSOC betriebenen TerraSAR-X Satelliten.
Am 20.11. gab das am GSOC neu entwickelte System zur Kollisionswarnung die erste Warnung aus. Ein ca. 10-20 cm großes Bruchstück des Cosmos 2251-Satelliten befand sich auf Kollisionskurs mit TerraSAR-X. Von diesem Zeitpunkt an wurden die neu verfügbaren Bahnelemente des Bruchstücks und die daraus berechneten Kollisionswahrscheinlichkeiten intensiv beobachtet.
Wie aus der Graphik zu entnehmen ist, lag die Wahrscheinlichkeit für den Zeitpunkt der nächsten Annäherung am 27.11. bei etwa 10-4, wobei der geringste Abstand mit nur etwa 80 m berechnet wurde. Sowohl eine Wahrscheinlichkeit, die über 10-4 liegt, als auch eine Distanz von unter 100 m werden dabei als potentiell gefährlich betrachtet (letzteres auf Grund genereller Bahnvorhersagefehler, die in einer ähnlichen Größenordnung liegen). Aus diesen Gründen wurde beschlossen ein Bahnmanöver auszuführen, das die Entfernung während des Vorbeiflugs auf ca. 300 m vergrößern sollte und damit die Wahrscheinlichkeit einer Kollision auf ein vertretbares Maß verringert.
Nach sorgfältiger Vorbereitung konnte das Ausweichmanöver des TerraSAR-X Satelliten in der Nacht vom 26.11. auf den 27.11. erfolgreich ausgeführt werden. Es bleibt anzumerken, dass die Vorbereitung und Ausführung über die Standard-Betriebsprozeduren abgearbeitet wurden und zu keinerlei Beeinträchtigungen des nominalen Betriebs, d.h. der kommerziellen und wissenschaftlichen Nutzung führten.