Ein langfristiger Aufenthalt von Menschen in Schwerelosigkeit führt durch die fehlende regelmäßige körperliche Belastung zu einer Rückbildung des Bewegungsapparats, also von Muskulatur und Knochen. Aus diesem Grund werden Trainingsprogramme praktiziert, die der Degeneration der biologischen Strukturen schon während des Aufenthalts in der Schwerelosigkeit entgegen wirken. Forschungsergebnisse zeigen, dass zum Erhalt der Muskelmasse und Muskelkraft ein Training mit hohen Belastungen für die Muskulatur notwendig ist. Allerdings gibt es bisher kaum Informationen, ob das Krafttraining, das für eine Anwendung auf der Erde entwickelt und seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet wird , bei Aufenthalten in der Schwerelosigkeit zu ähnlichen Ergebnissen führt. Vorliegende Forschungsergebnisse deuten im Gegenteil darauf hin, dass in Schwerelosigkeit einige Muskelgruppen nicht die Maximalkraft erreichen . Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die neuronale Aktivierung von Muskeln reduziert ist, wodurch die maximale willentliche Kontraktionsfähigkeit verringert wird.
Um einen detaillierteren Einblick in die Funktion der Muskulatur in Schwerelosigkeit zu gewinnen, wird in diesem Experiment während des 26. DLR-Parabelfluges im ersten Schritt untersucht, ob es in der Maximalkraft der großen Muskelgruppen der Beine tatsächlich zu Unterschieden in Schwerelosigkeit im Vergleich zur normalen Schwerkraft kommt. Des Weiteren werden mit Hilfe der Elektromyographie, der Elektrostimulation und der Ultrasonographie Parameter erfasst, um die neuronale Aktivierung des Muskels sowie das Kontraktionsverhalten der Muskelfaserbündel zu analysieren. Die Untersuchungen erfolgen in einer eigens für dieses Experiment konstruierten Kraftdiagnosevorrichtung (Dynamometer).
Das Thema dieses Vorhabens soll zu einem besseren grundlegenden Verständnis der Kraftgenerierungsfähigkeit der Bein-Muskulatur führen. Damit soll das körperliche Training von Astronauten im Weltraum optimiert werden, um die körperlichen Veränderungen in der Schwerelosigkeit möglichst gering zu halten. Dieses ist besonders wichtig, um Astronauten auf der Raumstation und bei zukünftig geplanten Langzeitflügen im All gesund und fit zu erhalten.