Metallische Gläser sind Metalle mit amorpher Struktur, bei denen die Atome nicht wie bei konventionellen Metallen in einem Kristallgitter angeordnet sind. Aufgrund ihrer Struktur haben metallische Gläser besondere Materialeigenschaften, zum Beispiel eine sehr hohe Härte und Festigkeit. Sie lassen sich durch das schlagartige Abkühlen bestimmter Legierungen aus der Schmelze herstellen. Legierungen auf Eisen-Basis zeichnen sich dabei durch besonders hohe Festigkeiten aus und eignen sich aufgrund des vergleichsweise geringen Materialpreises von Eisen für industrielle Anwendungen.
Um metallische glasbildende Legierungen zu amorphen Gussteilen oder zu amorphem Pulver zu verarbeiten, ist es von großer Bedeutung, die Viskosität und somit das Fließverhalten der Legierung in der Schmelze zu kennen. Dieses unterscheidet sich bei glasbildenden Legierungen deutlich von konventionellen Legierungen, da sie allgemein sehr hochviskos sind. Die Viskosität in der Schmelze lässt sich für viele Legierungen beispielsweise durch die Bestimmung von Scherkräften beim Rühren der Schmelze ermitteln. Gerade für Eisen-basierte Legierungen stoßen diese Tiegel-gebundenen Verfahren jedoch schnell an ihre Grenzen, da die Schmelze sehr reaktiv ist und bei den hohen notwendigen Temperaturen von über 1200°C mit dem Messtiegel reagiert.
Zur Bestimmung der Viskosität Eisen-basierter metallischer Gläser in der Schmelze eignet sich das Gerät TEMPUS (Tiegelfreies Elektromagnetisches Prozessieren Unter Schwerelosigkeit). Dabei wird eine Probe unter Schwerelosigkeit während eines Parabelfluges durch ein elektromagnetisches Feld levitiert und gleichzeitig induktiv geheizt und geschmolzen. Das elektromagnetische Feld ermöglicht zudem die Anregung von Oberflächenschwingungen auf der flüssigen Probe und das Abklingverhalten dieser Schwingungen erlaubt die Berechnung der Viskosität (oscillating drop method). Mittels wiederholter Versuchsdurchführung während mehreren Parabeln kann die Viskosität in Abhängigkeit der Temperatur der Schmelze bestimmt werden. Dazu wird das Abklingverhalten der Oberflächenschwingung bei unterschiedlichen Temperaturen beobachtet, die sich über das elektromagnetische Feld einstellen lassen.
Die Viskosität der Schmelze erlaubt neben der Einstellung von Fertigungsprozessen zudem Rückschlüsse auf die atomare Dynamik bei hohen Temperaturen. Im Vergleich mit anderen Viskositätsmessungen bei tieferen Temperaturen im Festkörper lassen sich Rückschlüsse auf Phasenübergänge im glasartigen Zustand treffen, die mit Viskositätsänderungen einhergehen.